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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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war ein verworrner, tobender, bunt geklei-
deter Haufen, und jeder desselben führte ei-
nen Dolch und eine brennende Fackel. Der
dritte Heerführer gieng mit stolzen und küh-
nen Schritten einher; er war in das be-
scheidne Gewand des Weisen gekleidet, und
hielt, wie jeder seines Haufens, einen Be-
cher in der Hand, der mit einem schwin-
delnden und berauschenden Getränke gefüllt
war. Diese zwey lezten Haufen tobten und
schrien so entsezlich, daß das Tosen und Ge-
brause der Wellen, das Geheul des Sturms
nicht mehr zu hören war.

Als sie den Arbeitern nah waren, misch-
ten sich die drey Haufen, auf Befehl ihrer
Führer untereinander, und fielen diese mit
ihren zerstöhrenden Waffen in grimmiger
Wuth an. Die Muthigsten der Arbeiter
warfen ihre Werkzeuge weg, griffen zu den
Schwerdtern, mit denen sie begürtet waren,
um die Feinde zurückzuschlagen. Die an-
dern verdoppelten indessen ihren Eifer, das
angefangne Werk zu vollenden. Der Ge-

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war ein verworrner, tobender, bunt geklei-
deter Haufen, und jeder deſſelben fuͤhrte ei-
nen Dolch und eine brennende Fackel. Der
dritte Heerfuͤhrer gieng mit ſtolzen und kuͤh-
nen Schritten einher; er war in das be-
ſcheidne Gewand des Weiſen gekleidet, und
hielt, wie jeder ſeines Haufens, einen Be-
cher in der Hand, der mit einem ſchwin-
delnden und berauſchenden Getraͤnke gefuͤllt
war. Dieſe zwey lezten Haufen tobten und
ſchrien ſo entſezlich, daß das Toſen und Ge-
brauſe der Wellen, das Geheul des Sturms
nicht mehr zu hoͤren war.

Als ſie den Arbeitern nah waren, miſch-
ten ſich die drey Haufen, auf Befehl ihrer
Fuͤhrer untereinander, und fielen dieſe mit
ihren zerſtoͤhrenden Waffen in grimmiger
Wuth an. Die Muthigſten der Arbeiter
warfen ihre Werkzeuge weg, griffen zu den
Schwerdtern, mit denen ſie beguͤrtet waren,
um die Feinde zuruͤckzuſchlagen. Die an-
dern verdoppelten indeſſen ihren Eifer, das
angefangne Werk zu vollenden. Der Ge-

nius
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[361/0372] war ein verworrner, tobender, bunt geklei- deter Haufen, und jeder deſſelben fuͤhrte ei- nen Dolch und eine brennende Fackel. Der dritte Heerfuͤhrer gieng mit ſtolzen und kuͤh- nen Schritten einher; er war in das be- ſcheidne Gewand des Weiſen gekleidet, und hielt, wie jeder ſeines Haufens, einen Be- cher in der Hand, der mit einem ſchwin- delnden und berauſchenden Getraͤnke gefuͤllt war. Dieſe zwey lezten Haufen tobten und ſchrien ſo entſezlich, daß das Toſen und Ge- brauſe der Wellen, das Geheul des Sturms nicht mehr zu hoͤren war. Als ſie den Arbeitern nah waren, miſch- ten ſich die drey Haufen, auf Befehl ihrer Fuͤhrer untereinander, und fielen dieſe mit ihren zerſtoͤhrenden Waffen in grimmiger Wuth an. Die Muthigſten der Arbeiter warfen ihre Werkzeuge weg, griffen zu den Schwerdtern, mit denen ſie beguͤrtet waren, um die Feinde zuruͤckzuſchlagen. Die an- dern verdoppelten indeſſen ihren Eifer, das angefangne Werk zu vollenden. Der Ge- nius Z 5

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/372>, abgerufen am 22.11.2024.