"Welt, und bot sie ihm an, so er nieder- "fiele und ihn anbetete" --
Papst. Ich verstehe dich. Er war ein Gott, und bedurfte nichts, wäre er ein Mensch und Papst gewesen, er hätte es ge- macht wie ich.
Er fiel nieder, betete den Teufel an, und küßte seine Füsse.
Der Teufel stampfte auf den Boden, daß die Villa erbebte. Faust und Lucretia, Cä- sar und die Venetianerin sahen durch die losgefahrnen Thüren den Papst vor der schrecklichen Gestalt des Teufels mit gefalt- nen Händen knien, und dann rief dieser mit bittrem Hohne:
"Sodomie und dann Anbetung des Teu- "fels! bey dem Satan, dem Herrscher des "dunklen Reichs, ein Papst kann in keinem "schönern Augenblick seines Lebens zur Höl- "le fahren."
Er faßte den Bebenden, erwürgte ihn, und übergab seinen Schatten einem Geist, ihn nach der Hölle zu fördern. Borgia
sank
„Welt, und bot ſie ihm an, ſo er nieder- „fiele und ihn anbetete“ —
Papſt. Ich verſtehe dich. Er war ein Gott, und bedurfte nichts, waͤre er ein Menſch und Papſt geweſen, er haͤtte es ge- macht wie ich.
Er fiel nieder, betete den Teufel an, und kuͤßte ſeine Fuͤſſe.
Der Teufel ſtampfte auf den Boden, daß die Villa erbebte. Fauſt und Lucretia, Caͤ- ſar und die Venetianerin ſahen durch die losgefahrnen Thuͤren den Papſt vor der ſchrecklichen Geſtalt des Teufels mit gefalt- nen Haͤnden knien, und dann rief dieſer mit bittrem Hohne:
„Sodomie und dann Anbetung des Teu- „fels! bey dem Satan, dem Herrſcher des „dunklen Reichs, ein Papſt kann in keinem „ſchoͤnern Augenblick ſeines Lebens zur Hoͤl- „le fahren.“
Er faßte den Bebenden, erwuͤrgte ihn, und uͤbergab ſeinen Schatten einem Geiſt, ihn nach der Hoͤlle zu foͤrdern. Borgia
ſank
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0360"n="349"/>„Welt, und bot ſie ihm an, ſo er nieder-<lb/>„fiele und ihn anbetete“—</p><lb/><p><hirendition="#fr">Papſt</hi>. Ich verſtehe dich. Er war ein<lb/>
Gott, und bedurfte nichts, waͤre er ein<lb/>
Menſch und Papſt geweſen, er haͤtte es ge-<lb/>
macht wie ich.</p><lb/><p>Er fiel nieder, betete den Teufel an, und<lb/>
kuͤßte ſeine Fuͤſſe.</p><lb/><p>Der Teufel ſtampfte auf den Boden, daß<lb/>
die Villa erbebte. Fauſt und Lucretia, Caͤ-<lb/>ſar und die Venetianerin ſahen durch die<lb/>
losgefahrnen Thuͤren den Papſt vor der<lb/>ſchrecklichen Geſtalt des Teufels mit gefalt-<lb/>
nen Haͤnden knien, und dann rief dieſer mit<lb/>
bittrem Hohne:</p><lb/><p>„Sodomie und dann Anbetung des Teu-<lb/>„fels! bey dem Satan, dem Herrſcher des<lb/>„dunklen Reichs, ein Papſt kann in keinem<lb/>„ſchoͤnern Augenblick ſeines Lebens zur Hoͤl-<lb/>„le fahren.“</p><lb/><p>Er faßte den Bebenden, erwuͤrgte ihn,<lb/>
und uͤbergab ſeinen Schatten einem Geiſt,<lb/>
ihn nach der Hoͤlle zu foͤrdern. Borgia<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſank</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[349/0360]
„Welt, und bot ſie ihm an, ſo er nieder-
„fiele und ihn anbetete“ —
Papſt. Ich verſtehe dich. Er war ein
Gott, und bedurfte nichts, waͤre er ein
Menſch und Papſt geweſen, er haͤtte es ge-
macht wie ich.
Er fiel nieder, betete den Teufel an, und
kuͤßte ſeine Fuͤſſe.
Der Teufel ſtampfte auf den Boden, daß
die Villa erbebte. Fauſt und Lucretia, Caͤ-
ſar und die Venetianerin ſahen durch die
losgefahrnen Thuͤren den Papſt vor der
ſchrecklichen Geſtalt des Teufels mit gefalt-
nen Haͤnden knien, und dann rief dieſer mit
bittrem Hohne:
„Sodomie und dann Anbetung des Teu-
„fels! bey dem Satan, dem Herrſcher des
„dunklen Reichs, ein Papſt kann in keinem
„ſchoͤnern Augenblick ſeines Lebens zur Hoͤl-
„le fahren.“
Er faßte den Bebenden, erwuͤrgte ihn,
und uͤbergab ſeinen Schatten einem Geiſt,
ihn nach der Hoͤlle zu foͤrdern. Borgia
ſank
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/360>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.