"wem soll der Ewige glauben?" Der Teufel beugte sich zur Erde und schwieg.
Um die Feyerlichkeiten der Hochzeit zu krö- nen, hatte Alexander mit seiner Tochter auf den Abend eines Sonntags, ein Schau- spiel angeordnet, wovon bisher die Jahr- bücher der Greuel der Menschheit noch kein Beyspiel gegeben haben. Der Papst saß mit seiner Tochter auf einem Ruhebette, in einem großen hellerleuchteten Saale; Faust, der Teufel, und die übrigen zu diesem Fest erlesenen, stunden um sie herum. Auf ein- mal öffneten sich die Thüren, und es traten funfzig reizende Kourtisanen, in dem Stand der Natur herein, die nach dem wollüsti- gen Geflüster blasender Instrumente, einen Tanz aufführten, den uns der Wohlstand verbietet zu beschreiben, ob gleich ein Papst die Stellungen dazu erfunden hat. Nach dem Tanz gab Seine Heiligkeit ein Zeichen zu einem Wettkampf, den wir noch weniger beschreiben können, und hielt den Preiß des Sieges in den Händen, um die Kämpfenden
muthi-
„wem ſoll der Ewige glauben?“ Der Teufel beugte ſich zur Erde und ſchwieg.
Um die Feyerlichkeiten der Hochzeit zu kroͤ- nen, hatte Alexander mit ſeiner Tochter auf den Abend eines Sonntags, ein Schau- ſpiel angeordnet, wovon bisher die Jahr- buͤcher der Greuel der Menſchheit noch kein Beyſpiel gegeben haben. Der Papſt ſaß mit ſeiner Tochter auf einem Ruhebette, in einem großen hellerleuchteten Saale; Fauſt, der Teufel, und die uͤbrigen zu dieſem Feſt erleſenen, ſtunden um ſie herum. Auf ein- mal oͤffneten ſich die Thuͤren, und es traten funfzig reizende Kourtiſanen, in dem Stand der Natur herein, die nach dem wolluͤſti- gen Gefluͤſter blaſender Inſtrumente, einen Tanz auffuͤhrten, den uns der Wohlſtand verbietet zu beſchreiben, ob gleich ein Papſt die Stellungen dazu erfunden hat. Nach dem Tanz gab Seine Heiligkeit ein Zeichen zu einem Wettkampf, den wir noch weniger beſchreiben koͤnnen, und hielt den Preiß des Sieges in den Haͤnden, um die Kaͤmpfenden
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„wem ſoll der Ewige glauben?“ Der Teufel
beugte ſich zur Erde und ſchwieg.
Um die Feyerlichkeiten der Hochzeit zu kroͤ-
nen, hatte Alexander mit ſeiner Tochter auf
den Abend eines Sonntags, ein Schau-
ſpiel angeordnet, wovon bisher die Jahr-
buͤcher der Greuel der Menſchheit noch kein
Beyſpiel gegeben haben. Der Papſt ſaß
mit ſeiner Tochter auf einem Ruhebette, in
einem großen hellerleuchteten Saale; Fauſt,
der Teufel, und die uͤbrigen zu dieſem Feſt
erleſenen, ſtunden um ſie herum. Auf ein-
mal oͤffneten ſich die Thuͤren, und es traten
funfzig reizende Kourtiſanen, in dem Stand
der Natur herein, die nach dem wolluͤſti-
gen Gefluͤſter blaſender Inſtrumente, einen
Tanz auffuͤhrten, den uns der Wohlſtand
verbietet zu beſchreiben, ob gleich ein Papſt
die Stellungen dazu erfunden hat. Nach
dem Tanz gab Seine Heiligkeit ein Zeichen
zu einem Wettkampf, den wir noch weniger
beſchreiben koͤnnen, und hielt den Preiß des
Sieges in den Haͤnden, um die Kaͤmpfenden
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/355>, abgerufen am 22.11.2024.
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