reiße, seinen Heißhunger zu stillen. Der Teufel unterstüzte dies mit den Sophis- men, die spätere Philosophen in Systeme gebracht haben, leerte die Schätze der Erde, schleppte Kleinodien zusammen, und Faust wüthete unter den Jungfrauen und Matro- nen Roms, zerstöhrte tausend moralische und glückliche Verhältnisse der Familien, und glaubte nicht genug an dem Menschen- geschlecht verderben zu können, das, wie er meinte, der Verwüstung geweiht sey. Der Unterricht der Lucretia hatte längst sei- ne Sinne vergiftet, und die Wollust seine dämmernde gute Gefühle so vernichtet, daß sich bald zu Menschenhaß, Menschenverach- tung gesellte, welche Empfindung, wie der Teufel ihn versicherte, die einzige ist, die den Mann von Verstand, von dem Dumm- kopf unterscheidet. Die Bande der sanften Menschheit zogen sich in seinem Herzen zu- sammen, und er glaubte in der Leitung des Himmels die Hand eines Despoten zu ent- decken, die unbekümmert auf das Einzele,
nur
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reiße, ſeinen Heißhunger zu ſtillen. Der Teufel unterſtuͤzte dies mit den Sophis- men, die ſpaͤtere Philoſophen in Syſteme gebracht haben, leerte die Schaͤtze der Erde, ſchleppte Kleinodien zuſammen, und Fauſt wuͤthete unter den Jungfrauen und Matro- nen Roms, zerſtoͤhrte tauſend moraliſche und gluͤckliche Verhaͤltniſſe der Familien, und glaubte nicht genug an dem Menſchen- geſchlecht verderben zu koͤnnen, das, wie er meinte, der Verwuͤſtung geweiht ſey. Der Unterricht der Lucretia hatte laͤngſt ſei- ne Sinne vergiftet, und die Wolluſt ſeine daͤmmernde gute Gefuͤhle ſo vernichtet, daß ſich bald zu Menſchenhaß, Menſchenverach- tung geſellte, welche Empfindung, wie der Teufel ihn verſicherte, die einzige iſt, die den Mann von Verſtand, von dem Dumm- kopf unterſcheidet. Die Bande der ſanften Menſchheit zogen ſich in ſeinem Herzen zu- ſammen, und er glaubte in der Leitung des Himmels die Hand eines Deſpoten zu ent- decken, die unbekuͤmmert auf das Einzele,
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reiße, ſeinen Heißhunger zu ſtillen. Der
Teufel unterſtuͤzte dies mit den Sophis-
men, die ſpaͤtere Philoſophen in Syſteme
gebracht haben, leerte die Schaͤtze der Erde,
ſchleppte Kleinodien zuſammen, und Fauſt
wuͤthete unter den Jungfrauen und Matro-
nen Roms, zerſtoͤhrte tauſend moraliſche
und gluͤckliche Verhaͤltniſſe der Familien,
und glaubte nicht genug an dem Menſchen-
geſchlecht verderben zu koͤnnen, das, wie
er meinte, der Verwuͤſtung geweiht ſey.
Der Unterricht der Lucretia hatte laͤngſt ſei-
ne Sinne vergiftet, und die Wolluſt ſeine
daͤmmernde gute Gefuͤhle ſo vernichtet, daß
ſich bald zu Menſchenhaß, Menſchenverach-
tung geſellte, welche Empfindung, wie der
Teufel ihn verſicherte, die einzige iſt, die
den Mann von Verſtand, von dem Dumm-
kopf unterſcheidet. Die Bande der ſanften
Menſchheit zogen ſich in ſeinem Herzen zu-
ſammen, und er glaubte in der Leitung des
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/334>, abgerufen am 25.11.2024.
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