"der Sitz eines mächtigen Königs werden, "mein Vater soll mir die Leiter zu meinem "Emporsteigen halten, und dann will ich "unter ihm den Stuhl Petri zerschlagen, "den Betrug geheiligt hat, dieses Volk von "dem schimpflichen Joche der Priester be- "freyen, und wiederum zu Männern und "Helden machen. So sterbe der, der mir "ein Hinderniß ist, daß wir wachsen, und "der Welt zeigen können, was wir sind. "Ob ich ihn nun gleich in der Dunkelheit "der Nacht, ohne allen Verdacht ermorden "könnte, so will ich doch dir diese That "überlassen, damit du ein noch stärkeres "Recht erhaltest, meine künftige Größe und "mein Glück mit mir zu theilen. Ich reise "morgen nach Neapel, um als Legat der "Krönung des Königs beyzuwohnen. Mei- "ne Mutter Vanosa, die es, unter uns, mü- "de ist, ihren unternehmenden Cäsar als "Kardinal zu sehen, und früh den Helden "in mir entdeckt, und angefeuert hat, giebt "mir, meinem Bruder, und unsern Freun-
"den,
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„der Sitz eines maͤchtigen Koͤnigs werden, „mein Vater ſoll mir die Leiter zu meinem „Emporſteigen halten, und dann will ich „unter ihm den Stuhl Petri zerſchlagen, „den Betrug geheiligt hat, dieſes Volk von „dem ſchimpflichen Joche der Prieſter be- „freyen, und wiederum zu Maͤnnern und „Helden machen. So ſterbe der, der mir „ein Hinderniß iſt, daß wir wachſen, und „der Welt zeigen koͤnnen, was wir ſind. „Ob ich ihn nun gleich in der Dunkelheit „der Nacht, ohne allen Verdacht ermorden „koͤnnte, ſo will ich doch dir dieſe That „uͤberlaſſen, damit du ein noch ſtaͤrkeres „Recht erhalteſt, meine kuͤnftige Groͤße und „mein Gluͤck mit mir zu theilen. Ich reiſe „morgen nach Neapel, um als Legat der „Kroͤnung des Koͤnigs beyzuwohnen. Mei- „ne Mutter Vanoſa, die es, unter uns, muͤ- „de iſt, ihren unternehmenden Caͤſar als „Kardinal zu ſehen, und fruͤh den Helden „in mir entdeckt, und angefeuert hat, giebt „mir, meinem Bruder, und unſern Freun-
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„der Sitz eines maͤchtigen Koͤnigs werden,
„mein Vater ſoll mir die Leiter zu meinem
„Emporſteigen halten, und dann will ich
„unter ihm den Stuhl Petri zerſchlagen,
„den Betrug geheiligt hat, dieſes Volk von
„dem ſchimpflichen Joche der Prieſter be-
„freyen, und wiederum zu Maͤnnern und
„Helden machen. So ſterbe der, der mir
„ein Hinderniß iſt, daß wir wachſen, und
„der Welt zeigen koͤnnen, was wir ſind.
„Ob ich ihn nun gleich in der Dunkelheit
„der Nacht, ohne allen Verdacht ermorden
„koͤnnte, ſo will ich doch dir dieſe That
„uͤberlaſſen, damit du ein noch ſtaͤrkeres
„Recht erhalteſt, meine kuͤnftige Groͤße und
„mein Gluͤck mit mir zu theilen. Ich reiſe
„morgen nach Neapel, um als Legat der
„Kroͤnung des Koͤnigs beyzuwohnen. Mei-
„ne Mutter Vanoſa, die es, unter uns, muͤ-
„de iſt, ihren unternehmenden Caͤſar als
„Kardinal zu ſehen, und fruͤh den Helden
„in mir entdeckt, und angefeuert hat, giebt
„mir, meinem Bruder, und unſern Freun-
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/324>, abgerufen am 22.11.2024.
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