"für welchen glaubst du, daß er sich erklä- "ren müßte?"
Faust machte dem Teufel ein wildes Ge- sicht, und ließ die hämische Frage unbeant- wortet; der Teufel aber, der sich an seiner Prahlerey über den moralischen Werth des Menschen rächen wollte, unterließ nicht, noch einige bittre Glossen über die Liebhabe- rey des päpstlichen Generals, und über die Schlechtigkeit des Menschen, überhaupt zu machen, worauf Faust, der ihn eben auf der äußersten ertappte, noch weniger zu antworten fand.
10.
Der Anblick Roms und seiner großen Ru- inen, auf welchen noch der mächtige Geist der alten Römer zu schweben schien, über- raschte Fausten, und da er mit ihrer Ge- schichte ziemlich bekannt war, so erhub sich seine Seele bey der lebhaften Erinnerung und Vorstellung, dieses einzigen Volks der Erde; aber die neuen Bewohner, der ehe-
maligen
„fuͤr welchen glaubſt du, daß er ſich erklaͤ- „ren muͤßte?“
Fauſt machte dem Teufel ein wildes Ge- ſicht, und ließ die haͤmiſche Frage unbeant- wortet; der Teufel aber, der ſich an ſeiner Prahlerey uͤber den moraliſchen Werth des Menſchen raͤchen wollte, unterließ nicht, noch einige bittre Gloſſen uͤber die Liebhabe- rey des paͤpſtlichen Generals, und uͤber die Schlechtigkeit des Menſchen, uͤberhaupt zu machen, worauf Fauſt, der ihn eben auf der aͤußerſten ertappte, noch weniger zu antworten fand.
10.
Der Anblick Roms und ſeiner großen Ru- inen, auf welchen noch der maͤchtige Geiſt der alten Roͤmer zu ſchweben ſchien, uͤber- raſchte Fauſten, und da er mit ihrer Ge- ſchichte ziemlich bekannt war, ſo erhub ſich ſeine Seele bey der lebhaften Erinnerung und Vorſtellung, dieſes einzigen Volks der Erde; aber die neuen Bewohner, der ehe-
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[301/0312]
„fuͤr welchen glaubſt du, daß er ſich erklaͤ-
„ren muͤßte?“
Fauſt machte dem Teufel ein wildes Ge-
ſicht, und ließ die haͤmiſche Frage unbeant-
wortet; der Teufel aber, der ſich an ſeiner
Prahlerey uͤber den moraliſchen Werth des
Menſchen raͤchen wollte, unterließ nicht,
noch einige bittre Gloſſen uͤber die Liebhabe-
rey des paͤpſtlichen Generals, und uͤber die
Schlechtigkeit des Menſchen, uͤberhaupt zu
machen, worauf Fauſt, der ihn eben auf
der aͤußerſten ertappte, noch weniger zu
antworten fand.
10.
Der Anblick Roms und ſeiner großen Ru-
inen, auf welchen noch der maͤchtige Geiſt
der alten Roͤmer zu ſchweben ſchien, uͤber-
raſchte Fauſten, und da er mit ihrer Ge-
ſchichte ziemlich bekannt war, ſo erhub ſich
ſeine Seele bey der lebhaften Erinnerung
und Vorſtellung, dieſes einzigen Volks der
Erde; aber die neuen Bewohner, der ehe-
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/312>, abgerufen am 21.11.2024.
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