zum Mord, welches den Mördern der Erzbi- schof von Florenz, Salviati gegeben hatte. Der Papst hatte ihn zu dieser That durch seinen Neffen anwerben lassen, die Mediceer zu vertilgen, um in Italien zu herrschen; doch dieses gehört zur spätern Geschichte der Kirche.
Im Norden sahen sie wilde Barbaren und Trunkenbolde, eben so morden und ver- wüsten, wie die übrigen aufgeklärteren Eu- ropäer. In Spanien fanden sie den Be- trug und die Heucheley, unter der Maske der Religion auf dem Throne, sahen in ei- nem Auto da fe, dem milden Gott der Christen, Menschen durch die Flamme opfern, und hörten den Großinquisitor Torquema- da gegen die heuchlerische Isabella, und den trugvollen Fernando sich rühmen: daß das heilige Gericht bereits achtzigtau- send verdächtigen Personen den Prozeß ge- macht, und sechstausend Ketzer wirklich lebendig verbrannt hätte. Als Faust das erstemal die Damen und Kavaliere auf dem
großen
zum Mord, welches den Moͤrdern der Erzbi- ſchof von Florenz, Salviati gegeben hatte. Der Papſt hatte ihn zu dieſer That durch ſeinen Neffen anwerben laſſen, die Mediceer zu vertilgen, um in Italien zu herrſchen; doch dieſes gehoͤrt zur ſpaͤtern Geſchichte der Kirche.
Im Norden ſahen ſie wilde Barbaren und Trunkenbolde, eben ſo morden und ver- wuͤſten, wie die uͤbrigen aufgeklaͤrteren Eu- ropaͤer. In Spanien fanden ſie den Be- trug und die Heucheley, unter der Maske der Religion auf dem Throne, ſahen in ei- nem Auto da fé, dem milden Gott der Chriſten, Menſchen durch die Flamme opfern, und hoͤrten den Großinquiſitor Torquema- da gegen die heuchleriſche Iſabella, und den trugvollen Fernando ſich ruͤhmen: daß das heilige Gericht bereits achtzigtau- ſend verdaͤchtigen Perſonen den Prozeß ge- macht, und ſechstauſend Ketzer wirklich lebendig verbrannt haͤtte. Als Fauſt das erſtemal die Damen und Kavaliere auf dem
großen
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zum Mord, welches den Moͤrdern der Erzbi-
ſchof von Florenz, Salviati gegeben hatte.
Der Papſt hatte ihn zu dieſer That durch
ſeinen Neffen anwerben laſſen, die Mediceer
zu vertilgen, um in Italien zu herrſchen;
doch dieſes gehoͤrt zur ſpaͤtern Geſchichte
der Kirche.
Im Norden ſahen ſie wilde Barbaren
und Trunkenbolde, eben ſo morden und ver-
wuͤſten, wie die uͤbrigen aufgeklaͤrteren Eu-
ropaͤer. In Spanien fanden ſie den Be-
trug und die Heucheley, unter der Maske
der Religion auf dem Throne, ſahen in ei-
nem Auto da fé, dem milden Gott der
Chriſten, Menſchen durch die Flamme opfern,
und hoͤrten den Großinquiſitor Torquema-
da gegen die heuchleriſche Iſabella, und
den trugvollen Fernando ſich ruͤhmen:
daß das heilige Gericht bereits achtzigtau-
ſend verdaͤchtigen Perſonen den Prozeß ge-
macht, und ſechstauſend Ketzer wirklich
lebendig verbrannt haͤtte. Als Fauſt das
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/305>, abgerufen am 22.11.2024.
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