aus seiner Gemahlin, und seiner sehr schö- nen sechzehnjährigen Tochter bestund. Faust wurde von dem ersten Blick des reizenden, unschuldigen Mädchens bezaubert, und fühl- te zum erstenmal etwas von den süßen Qua- len einer feinern Liebe. Er vertraute dem Teufel seine Pein, und dieser, der das Bö- se so gern beförderte, als Faust es that, bot ihm seine Hülfe an, und spottete seiner Ziererey. Faust aber, der auf einmal edel zu fühlen glaubte, gestund ihm, es gienge ihm nah, dem Edelmann seine Gastfreund- schaft so schlecht zu vergelten. Der Teufel spottete seiner Bedenklichkeit noch mehr, und antwortete: "Nun Faust, wenn du die "Einwilligung des Edelmanns zu dem Spa- "ße brauchst, so ist mir's um so lieber, denn "ich fange auf einen Zug zwey Vögel, und "stehe dir für die Einwilligung. Für was "hältst du ihn?"
Faust. Für einen Biedermann.
Teufel. Es ist doch Schade, Faust, daß du bey dem teutschen fanatischen Mönch
nicht
aus ſeiner Gemahlin, und ſeiner ſehr ſchoͤ- nen ſechzehnjaͤhrigen Tochter beſtund. Fauſt wurde von dem erſten Blick des reizenden, unſchuldigen Maͤdchens bezaubert, und fuͤhl- te zum erſtenmal etwas von den ſuͤßen Qua- len einer feinern Liebe. Er vertraute dem Teufel ſeine Pein, und dieſer, der das Boͤ- ſe ſo gern befoͤrderte, als Fauſt es that, bot ihm ſeine Huͤlfe an, und ſpottete ſeiner Ziererey. Fauſt aber, der auf einmal edel zu fuͤhlen glaubte, geſtund ihm, es gienge ihm nah, dem Edelmann ſeine Gaſtfreund- ſchaft ſo ſchlecht zu vergelten. Der Teufel ſpottete ſeiner Bedenklichkeit noch mehr, und antwortete: „Nun Fauſt, wenn du die „Einwilligung des Edelmanns zu dem Spa- „ße brauchſt, ſo iſt mir’s um ſo lieber, denn „ich fange auf einen Zug zwey Voͤgel, und „ſtehe dir fuͤr die Einwilligung. Fuͤr was „haͤltſt du ihn?“
Fauſt. Fuͤr einen Biedermann.
Teufel. Es iſt doch Schade, Fauſt, daß du bey dem teutſchen fanatiſchen Moͤnch
nicht
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aus ſeiner Gemahlin, und ſeiner ſehr ſchoͤ-
nen ſechzehnjaͤhrigen Tochter beſtund. Fauſt
wurde von dem erſten Blick des reizenden,
unſchuldigen Maͤdchens bezaubert, und fuͤhl-
te zum erſtenmal etwas von den ſuͤßen Qua-
len einer feinern Liebe. Er vertraute dem
Teufel ſeine Pein, und dieſer, der das Boͤ-
ſe ſo gern befoͤrderte, als Fauſt es that,
bot ihm ſeine Huͤlfe an, und ſpottete ſeiner
Ziererey. Fauſt aber, der auf einmal edel
zu fuͤhlen glaubte, geſtund ihm, es gienge
ihm nah, dem Edelmann ſeine Gaſtfreund-
ſchaft ſo ſchlecht zu vergelten. Der Teufel
ſpottete ſeiner Bedenklichkeit noch mehr,
und antwortete: „Nun Fauſt, wenn du die
„Einwilligung des Edelmanns zu dem Spa-
„ße brauchſt, ſo iſt mir’s um ſo lieber, denn
„ich fange auf einen Zug zwey Voͤgel, und
„ſtehe dir fuͤr die Einwilligung. Fuͤr was
„haͤltſt du ihn?“
Fauſt. Fuͤr einen Biedermann.
Teufel. Es iſt doch Schade, Fauſt, daß
du bey dem teutſchen fanatiſchen Moͤnch
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/271>, abgerufen am 22.11.2024.
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