bisher unerhörte Greuel veranlassen, und unzählige Opfer der Verzweiflung zur Hölle schicken wird. Werden nicht alle die tyran- nischen Könige, ihre Ministers und die übri- gen Blutsauger des Volks, in den Pfuhl der Verdammniß fahren? Und ich sollte den zerstöhren, der ein solches Werk gründet? Faust, wenn der mächtige Satan in Frank- reich König wäre, so könnte er nicht mit fruchtbarerer Hand den Saamen zu dem künftigen Bösen aussäen, wie dieser es thut. Gedulde dich, du sollst diesen König sehen, dich an seinen Martern ergötzen, und dann wirst du ihm langes Leben wünschen, sie zu verlängern.
3.
Faust machte einige Zeit hierauf mit ei- nem sehr verständigen und rechtschaffnen Edelmann Bekanntschaft, und er nebst dem Teufel gefielen ihm so wohl, daß er sie auf sein Landguth, nahe bey der Stadt, ein- lud, wo er mit seiner Familie lebte, die
aus
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bisher unerhoͤrte Greuel veranlaſſen, und unzaͤhlige Opfer der Verzweiflung zur Hoͤlle ſchicken wird. Werden nicht alle die tyran- niſchen Koͤnige, ihre Miniſters und die uͤbri- gen Blutſauger des Volks, in den Pfuhl der Verdammniß fahren? Und ich ſollte den zerſtoͤhren, der ein ſolches Werk gruͤndet? Fauſt, wenn der maͤchtige Satan in Frank- reich Koͤnig waͤre, ſo koͤnnte er nicht mit fruchtbarerer Hand den Saamen zu dem kuͤnftigen Boͤſen ausſaͤen, wie dieſer es thut. Gedulde dich, du ſollſt dieſen Koͤnig ſehen, dich an ſeinen Martern ergoͤtzen, und dann wirſt du ihm langes Leben wuͤnſchen, ſie zu verlaͤngern.
3.
Fauſt machte einige Zeit hierauf mit ei- nem ſehr verſtaͤndigen und rechtſchaffnen Edelmann Bekanntſchaft, und er nebſt dem Teufel gefielen ihm ſo wohl, daß er ſie auf ſein Landguth, nahe bey der Stadt, ein- lud, wo er mit ſeiner Familie lebte, die
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bisher unerhoͤrte Greuel veranlaſſen, und
unzaͤhlige Opfer der Verzweiflung zur Hoͤlle
ſchicken wird. Werden nicht alle die tyran-
niſchen Koͤnige, ihre Miniſters und die uͤbri-
gen Blutſauger des Volks, in den Pfuhl
der Verdammniß fahren? Und ich ſollte den
zerſtoͤhren, der ein ſolches Werk gruͤndet?
Fauſt, wenn der maͤchtige Satan in Frank-
reich Koͤnig waͤre, ſo koͤnnte er nicht mit
fruchtbarerer Hand den Saamen zu dem
kuͤnftigen Boͤſen ausſaͤen, wie dieſer es thut.
Gedulde dich, du ſollſt dieſen Koͤnig ſehen,
dich an ſeinen Martern ergoͤtzen, und dann
wirſt du ihm langes Leben wuͤnſchen, ſie zu
verlaͤngern.
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Fauſt machte einige Zeit hierauf mit ei-
nem ſehr verſtaͤndigen und rechtſchaffnen
Edelmann Bekanntſchaft, und er nebſt dem
Teufel gefielen ihm ſo wohl, daß er ſie auf
ſein Landguth, nahe bey der Stadt, ein-
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/270>, abgerufen am 22.11.2024.
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