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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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fordern muß. Du starrst vor deinen Vor-
urtheilen zurück, und zitterst vor der ra-
schen Thätigkeit des Menschen! Hast dir ein
Gespenst von Mönchs- und Weibertugenden
zusammengesezt, mit Engelreinheit und
Keuschheit behängt, womit man keinen Hund
aus dem Ofen locken kann.

Der Mönch stund zwischen ihnen, wie
zwischen zwey Feuerspeyenden Bergen, hielt
demüthig die Hände vor die Brust, und
schrie: Erbarmt euch!

Faust. Höre weiter! Du siehst auf dem
Rücken der Nase eines Burschen eine kleine
Wölbung, die du einmal zum Zeichen fleisch-
licher Sinnlichkeit geprägt hast, und er
muß dir ein Wollüstling seyn, ob er gleich
Hoden hat wie Erbsen, und Gesäße, so flach
wie deine Backen. Da, wo du es nicht
ahndest, wohin du nicht greifen darfst, wo-
von du keinen Schatten nehmen, und in
Holz schneiden kannst, da sizt es dem Mann
und dem Weibe, da ist nur zu oft die Wage
ihrer Tugend. Du hältst das Aufsteigen der

üppigen,

fordern muß. Du ſtarrſt vor deinen Vor-
urtheilen zuruͤck, und zitterſt vor der ra-
ſchen Thaͤtigkeit des Menſchen! Haſt dir ein
Geſpenſt von Moͤnchs- und Weibertugenden
zuſammengeſezt, mit Engelreinheit und
Keuſchheit behaͤngt, womit man keinen Hund
aus dem Ofen locken kann.

Der Moͤnch ſtund zwiſchen ihnen, wie
zwiſchen zwey Feuerſpeyenden Bergen, hielt
demuͤthig die Haͤnde vor die Bruſt, und
ſchrie: Erbarmt euch!

Fauſt. Hoͤre weiter! Du ſiehſt auf dem
Ruͤcken der Naſe eines Burſchen eine kleine
Woͤlbung, die du einmal zum Zeichen fleiſch-
licher Sinnlichkeit gepraͤgt haſt, und er
muß dir ein Wolluͤſtling ſeyn, ob er gleich
Hoden hat wie Erbſen, und Geſaͤße, ſo flach
wie deine Backen. Da, wo du es nicht
ahndeſt, wohin du nicht greifen darfſt, wo-
von du keinen Schatten nehmen, und in
Holz ſchneiden kannſt, da ſizt es dem Mann
und dem Weibe, da iſt nur zu oft die Wage
ihrer Tugend. Du haͤltſt das Aufſteigen der

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[235/0246] fordern muß. Du ſtarrſt vor deinen Vor- urtheilen zuruͤck, und zitterſt vor der ra- ſchen Thaͤtigkeit des Menſchen! Haſt dir ein Geſpenſt von Moͤnchs- und Weibertugenden zuſammengeſezt, mit Engelreinheit und Keuſchheit behaͤngt, womit man keinen Hund aus dem Ofen locken kann. Der Moͤnch ſtund zwiſchen ihnen, wie zwiſchen zwey Feuerſpeyenden Bergen, hielt demuͤthig die Haͤnde vor die Bruſt, und ſchrie: Erbarmt euch! Fauſt. Hoͤre weiter! Du ſiehſt auf dem Ruͤcken der Naſe eines Burſchen eine kleine Woͤlbung, die du einmal zum Zeichen fleiſch- licher Sinnlichkeit gepraͤgt haſt, und er muß dir ein Wolluͤſtling ſeyn, ob er gleich Hoden hat wie Erbſen, und Geſaͤße, ſo flach wie deine Backen. Da, wo du es nicht ahndeſt, wohin du nicht greifen darfſt, wo- von du keinen Schatten nehmen, und in Holz ſchneiden kannſt, da ſizt es dem Mann und dem Weibe, da iſt nur zu oft die Wage ihrer Tugend. Du haͤltſt das Aufſteigen der uͤppigen,

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/246>, abgerufen am 22.11.2024.