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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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machen. Er nur sah in jedem dieser ver-
meinten edlen Gefühle einen neuen Stoff zur
künftigen Marter und Verzweiflung, und sein
Haß nahm in dem Maaße gegen Fausten
zu, als sich dessen Aussicht aufheiterte und
erweiterte. Er genoß der Stunde voraus,
worin alle diese glänzende Lufterscheinungen
zusammenstürzen, alle diese bunten Bilder
der Phantasie sich in die Farbe der Hölle
hüllen, und des Kühnen Herz so zerreissen
würden, wie nie eines Sterblichen Herz zer-
rissen ward. Nach langem Schweigen er-
hub endlich Faust die Stimme:

"Sage mir, wie ist es nun mit dem fal-
"schen Günstling?"

Teufel. Er schmachtet auf dem glühen-
den Sande, streckt seine verdorrte Zunge
aus dem brennenden Rachen, daß die Luft
und der Thau sie erfrischen und befeuchten
mögen; aber dort weht kein kühlender Wind,
und in Jahrtausenden fällt kein erfrischen-
der Tropfen vom Himmel. Sein Blut
kocht wie glühendes Metall in den Adern,

die

machen. Er nur ſah in jedem dieſer ver-
meinten edlen Gefuͤhle einen neuen Stoff zur
kuͤnftigen Marter und Verzweiflung, und ſein
Haß nahm in dem Maaße gegen Fauſten
zu, als ſich deſſen Ausſicht aufheiterte und
erweiterte. Er genoß der Stunde voraus,
worin alle dieſe glaͤnzende Lufterſcheinungen
zuſammenſtuͤrzen, alle dieſe bunten Bilder
der Phantaſie ſich in die Farbe der Hoͤlle
huͤllen, und des Kuͤhnen Herz ſo zerreiſſen
wuͤrden, wie nie eines Sterblichen Herz zer-
riſſen ward. Nach langem Schweigen er-
hub endlich Fauſt die Stimme:

„Sage mir, wie iſt es nun mit dem fal-
„ſchen Guͤnſtling?“

Teufel. Er ſchmachtet auf dem gluͤhen-
den Sande, ſtreckt ſeine verdorrte Zunge
aus dem brennenden Rachen, daß die Luft
und der Thau ſie erfriſchen und befeuchten
moͤgen; aber dort weht kein kuͤhlender Wind,
und in Jahrtauſenden faͤllt kein erfriſchen-
der Tropfen vom Himmel. Sein Blut
kocht wie gluͤhendes Metall in den Adern,

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[205/0216] machen. Er nur ſah in jedem dieſer ver- meinten edlen Gefuͤhle einen neuen Stoff zur kuͤnftigen Marter und Verzweiflung, und ſein Haß nahm in dem Maaße gegen Fauſten zu, als ſich deſſen Ausſicht aufheiterte und erweiterte. Er genoß der Stunde voraus, worin alle dieſe glaͤnzende Lufterſcheinungen zuſammenſtuͤrzen, alle dieſe bunten Bilder der Phantaſie ſich in die Farbe der Hoͤlle huͤllen, und des Kuͤhnen Herz ſo zerreiſſen wuͤrden, wie nie eines Sterblichen Herz zer- riſſen ward. Nach langem Schweigen er- hub endlich Fauſt die Stimme: „Sage mir, wie iſt es nun mit dem fal- „ſchen Guͤnſtling?“ Teufel. Er ſchmachtet auf dem gluͤhen- den Sande, ſtreckt ſeine verdorrte Zunge aus dem brennenden Rachen, daß die Luft und der Thau ſie erfriſchen und befeuchten moͤgen; aber dort weht kein kuͤhlender Wind, und in Jahrtauſenden faͤllt kein erfriſchen- der Tropfen vom Himmel. Sein Blut kocht wie gluͤhendes Metall in den Adern, die

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/216>, abgerufen am 22.11.2024.