Teufel. Glaube mir, Spötter, besäßen die Menschen die Zauberkraft, die du dem Dunkel entrissen hast, sie würden bald die Hölle entvölkern, und du würdest mehr Teu- fel auf der Erde herumfahren sehen, als Schutzheilige im Kalender stehen, oder als eure Tyrannen Soldaten im Solde halten, um euch zu unterjochen. Hey ho! welch ein trauriges Loos für einen Teufel, die tollen Begierden eines guten Kopfs auszu- führen, was würde dann aus uns werden, wenn es jedem Schuft gelänge, uns aus der Hölle zu rufen?
Diese Bemerkung des Teufels wollte so eben der Laune Fausts eine andre Richtung geben, als auf einmal eine neue Erschei- nung ihrer Unterredung ein Ende machte. Es traten sechs Bewaffnete mit einer Blend- laterne herein, denen zwey Henker mit gro- ßen leeren Säcken folgten. Faust fragte, was sie wollten, und der Anführer ant- wortete: "sie möchten sich bequemen in die- "se Säcke zu kriechen, denn sie hätten den
"Auf-
Teufel. Glaube mir, Spoͤtter, beſaͤßen die Menſchen die Zauberkraft, die du dem Dunkel entriſſen haſt, ſie wuͤrden bald die Hoͤlle entvoͤlkern, und du wuͤrdeſt mehr Teu- fel auf der Erde herumfahren ſehen, als Schutzheilige im Kalender ſtehen, oder als eure Tyrannen Soldaten im Solde halten, um euch zu unterjochen. Hey ho! welch ein trauriges Loos fuͤr einen Teufel, die tollen Begierden eines guten Kopfs auszu- fuͤhren, was wuͤrde dann aus uns werden, wenn es jedem Schuft gelaͤnge, uns aus der Hoͤlle zu rufen?
Dieſe Bemerkung des Teufels wollte ſo eben der Laune Fauſts eine andre Richtung geben, als auf einmal eine neue Erſchei- nung ihrer Unterredung ein Ende machte. Es traten ſechs Bewaffnete mit einer Blend- laterne herein, denen zwey Henker mit gro- ßen leeren Saͤcken folgten. Fauſt fragte, was ſie wollten, und der Anfuͤhrer ant- wortete: „ſie moͤchten ſich bequemen in die- „ſe Saͤcke zu kriechen, denn ſie haͤtten den
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Teufel. Glaube mir, Spoͤtter, beſaͤßen
die Menſchen die Zauberkraft, die du dem
Dunkel entriſſen haſt, ſie wuͤrden bald die
Hoͤlle entvoͤlkern, und du wuͤrdeſt mehr Teu-
fel auf der Erde herumfahren ſehen, als
Schutzheilige im Kalender ſtehen, oder als
eure Tyrannen Soldaten im Solde halten,
um euch zu unterjochen. Hey ho! welch
ein trauriges Loos fuͤr einen Teufel, die
tollen Begierden eines guten Kopfs auszu-
fuͤhren, was wuͤrde dann aus uns werden,
wenn es jedem Schuft gelaͤnge, uns aus
der Hoͤlle zu rufen?
Dieſe Bemerkung des Teufels wollte ſo
eben der Laune Fauſts eine andre Richtung
geben, als auf einmal eine neue Erſchei-
nung ihrer Unterredung ein Ende machte.
Es traten ſechs Bewaffnete mit einer Blend-
laterne herein, denen zwey Henker mit gro-
ßen leeren Saͤcken folgten. Fauſt fragte,
was ſie wollten, und der Anfuͤhrer ant-
wortete: „ſie moͤchten ſich bequemen in die-
„ſe Saͤcke zu kriechen, denn ſie haͤtten den
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/209>, abgerufen am 22.11.2024.
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