"Kette der Nothwendigkeit gezwungen zu "handeln, so muß man seine Handlungen "und Thaten dem höchsten Wesen selbst zu- "schreiben, und sie hören dadurch auf straf- "bar zu seyn. Kann von einem vollkomm- "nen Wesen etwas anders als Gutes und "Vollkommnes fließen? Nun so sind es un- "sre Handlungen, so scheußlich sie uns auch "vorkommen mögen, und wir sind ihr Opfer, "ohne abzusehen warum. Sind sie sträf- "lich, und das was sie uns scheinen, so ist "dieses Wesen ungerecht gegen uns, denn "es straft Greuel an uns, deren Quelle es "selbst ist. Teufel, löse mir diese Räthsel "auf, ich will wissen, warum der Gerechte "leidet, und der Ruchlose belohnt wird?"
Teufel. Faust, du hast zwey Fälle gesezt, wie, wenn es noch einen dritten gäbe? Nehm- lich, daß ihr auf die Erde geworfen wärt, wie Staub und das Gewürme, ohne Vorsicht und Unterschied. Einem dunklen Wirrwarr überlassen, den man euch, wie einen ver- worrnen Knäul übergeben hätte, ihn aus-
einander
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„Kette der Nothwendigkeit gezwungen zu „handeln, ſo muß man ſeine Handlungen „und Thaten dem hoͤchſten Weſen ſelbſt zu- „ſchreiben, und ſie hoͤren dadurch auf ſtraf- „bar zu ſeyn. Kann von einem vollkomm- „nen Weſen etwas anders als Gutes und „Vollkommnes fließen? Nun ſo ſind es un- „ſre Handlungen, ſo ſcheußlich ſie uns auch „vorkommen moͤgen, und wir ſind ihr Opfer, „ohne abzuſehen warum. Sind ſie ſtraͤf- „lich, und das was ſie uns ſcheinen, ſo iſt „dieſes Weſen ungerecht gegen uns, denn „es ſtraft Greuel an uns, deren Quelle es „ſelbſt iſt. Teufel, loͤſe mir dieſe Raͤthſel „auf, ich will wiſſen, warum der Gerechte „leidet, und der Ruchloſe belohnt wird?“
Teufel. Fauſt, du haſt zwey Faͤlle geſezt, wie, wenn es noch einen dritten gaͤbe? Nehm- lich, daß ihr auf die Erde geworfen waͤrt, wie Staub und das Gewuͤrme, ohne Vorſicht und Unterſchied. Einem dunklen Wirrwarr uͤberlaſſen, den man euch, wie einen ver- worrnen Knaͤul uͤbergeben haͤtte, ihn aus-
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„Kette der Nothwendigkeit gezwungen zu
„handeln, ſo muß man ſeine Handlungen
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„ſchreiben, und ſie hoͤren dadurch auf ſtraf-
„bar zu ſeyn. Kann von einem vollkomm-
„nen Weſen etwas anders als Gutes und
„Vollkommnes fließen? Nun ſo ſind es un-
„ſre Handlungen, ſo ſcheußlich ſie uns auch
„vorkommen moͤgen, und wir ſind ihr Opfer,
„ohne abzuſehen warum. Sind ſie ſtraͤf-
„lich, und das was ſie uns ſcheinen, ſo iſt
„dieſes Weſen ungerecht gegen uns, denn
„es ſtraft Greuel an uns, deren Quelle es
„ſelbſt iſt. Teufel, loͤſe mir dieſe Raͤthſel
„auf, ich will wiſſen, warum der Gerechte
„leidet, und der Ruchloſe belohnt wird?“
Teufel. Fauſt, du haſt zwey Faͤlle geſezt,
wie, wenn es noch einen dritten gaͤbe? Nehm-
lich, daß ihr auf die Erde geworfen waͤrt, wie
Staub und das Gewuͤrme, ohne Vorſicht
und Unterſchied. Einem dunklen Wirrwarr
uͤberlaſſen, den man euch, wie einen ver-
worrnen Knaͤul uͤbergeben haͤtte, ihn aus-
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/206>, abgerufen am 25.11.2024.
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