Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

nichts von meinen Bemerkungen über ihn
sagen, denn wie ich diesen Abend bey dem
Minister ausgespäht habe, so ist etwas auf
dem Wege, das dich anschaulich von seinem
Werthe überzeugen wird; bis dahin halte
das Ideal von ihm warm in deinem Busen,
und sage mir, was hältst du von dem Grafen
C ***, seinem Günstling?

Faust. Verwünscht! dies ist der einzige
Umstand, mit dem ich nicht fertig werden
kann. Er ist sein Busenfreund, und doch
so glatt wie ein Aal, der dir immer ent-
wischt, und so geschmeidig wie ein Weib
gegen ihren Mann, wenn sie auf Ehebruch
sinnt. Indessen gehört dies vielleicht zu
seiner Lage, sein Inneres so zu verdecken
und zu übertünchen, daß keiner von denen,
die sich so gern an begünstigte Große hän-
gen, an etwas fassen soll.

Teufel. Sein Inneres? Glaubst du,
Faust, der Mann, der so mühsam arbeitet,
sich zu verbergen, habe ein Inneres, das
das Licht verträgt? Traue dem Menschen

nicht,
M 2

nichts von meinen Bemerkungen uͤber ihn
ſagen, denn wie ich dieſen Abend bey dem
Miniſter ausgeſpaͤht habe, ſo iſt etwas auf
dem Wege, das dich anſchaulich von ſeinem
Werthe uͤberzeugen wird; bis dahin halte
das Ideal von ihm warm in deinem Buſen,
und ſage mir, was haͤltſt du von dem Grafen
C ***, ſeinem Guͤnſtling?

Fauſt. Verwuͤnſcht! dies iſt der einzige
Umſtand, mit dem ich nicht fertig werden
kann. Er iſt ſein Buſenfreund, und doch
ſo glatt wie ein Aal, der dir immer ent-
wiſcht, und ſo geſchmeidig wie ein Weib
gegen ihren Mann, wenn ſie auf Ehebruch
ſinnt. Indeſſen gehoͤrt dies vielleicht zu
ſeiner Lage, ſein Inneres ſo zu verdecken
und zu uͤbertuͤnchen, daß keiner von denen,
die ſich ſo gern an beguͤnſtigte Große haͤn-
gen, an etwas faſſen ſoll.

Teufel. Sein Inneres? Glaubſt du,
Fauſt, der Mann, der ſo muͤhſam arbeitet,
ſich zu verbergen, habe ein Inneres, das
das Licht vertraͤgt? Traue dem Menſchen

nicht,
M 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0190" n="179"/>
nichts von meinen Bemerkungen u&#x0364;ber ihn<lb/>
&#x017F;agen, denn wie ich die&#x017F;en Abend bey dem<lb/>
Mini&#x017F;ter ausge&#x017F;pa&#x0364;ht habe, &#x017F;o i&#x017F;t etwas auf<lb/>
dem Wege, das dich an&#x017F;chaulich von &#x017F;einem<lb/>
Werthe u&#x0364;berzeugen wird; bis dahin halte<lb/>
das Ideal von ihm warm in deinem Bu&#x017F;en,<lb/>
und &#x017F;age mir, was ha&#x0364;lt&#x017F;t du von dem Grafen<lb/>
C ***, &#x017F;einem Gu&#x0364;n&#x017F;tling?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t.</hi> Verwu&#x0364;n&#x017F;cht! dies i&#x017F;t der einzige<lb/>
Um&#x017F;tand, mit dem ich nicht fertig werden<lb/>
kann. Er i&#x017F;t &#x017F;ein Bu&#x017F;enfreund, und doch<lb/>
&#x017F;o glatt wie ein Aal, der dir immer ent-<lb/>
wi&#x017F;cht, und &#x017F;o ge&#x017F;chmeidig wie ein Weib<lb/>
gegen ihren Mann, wenn &#x017F;ie auf Ehebruch<lb/>
&#x017F;innt. Inde&#x017F;&#x017F;en geho&#x0364;rt dies vielleicht zu<lb/>
&#x017F;einer Lage, &#x017F;ein Inneres &#x017F;o zu verdecken<lb/>
und zu u&#x0364;bertu&#x0364;nchen, daß keiner von denen,<lb/>
die &#x017F;ich &#x017F;o gern an begu&#x0364;n&#x017F;tigte Große ha&#x0364;n-<lb/>
gen, an etwas fa&#x017F;&#x017F;en &#x017F;oll.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Teufel.</hi> Sein Inneres? Glaub&#x017F;t du,<lb/>
Fau&#x017F;t, der Mann, der &#x017F;o mu&#x0364;h&#x017F;am arbeitet,<lb/>
&#x017F;ich zu verbergen, habe ein Inneres, das<lb/>
das Licht vertra&#x0364;gt? Traue dem Men&#x017F;chen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 2</fw><fw place="bottom" type="catch">nicht,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[179/0190] nichts von meinen Bemerkungen uͤber ihn ſagen, denn wie ich dieſen Abend bey dem Miniſter ausgeſpaͤht habe, ſo iſt etwas auf dem Wege, das dich anſchaulich von ſeinem Werthe uͤberzeugen wird; bis dahin halte das Ideal von ihm warm in deinem Buſen, und ſage mir, was haͤltſt du von dem Grafen C ***, ſeinem Guͤnſtling? Fauſt. Verwuͤnſcht! dies iſt der einzige Umſtand, mit dem ich nicht fertig werden kann. Er iſt ſein Buſenfreund, und doch ſo glatt wie ein Aal, der dir immer ent- wiſcht, und ſo geſchmeidig wie ein Weib gegen ihren Mann, wenn ſie auf Ehebruch ſinnt. Indeſſen gehoͤrt dies vielleicht zu ſeiner Lage, ſein Inneres ſo zu verdecken und zu uͤbertuͤnchen, daß keiner von denen, die ſich ſo gern an beguͤnſtigte Große haͤn- gen, an etwas faſſen ſoll. Teufel. Sein Inneres? Glaubſt du, Fauſt, der Mann, der ſo muͤhſam arbeitet, ſich zu verbergen, habe ein Inneres, das das Licht vertraͤgt? Traue dem Menſchen nicht, M 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/190
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/190>, abgerufen am 22.11.2024.