nichts von meinen Bemerkungen über ihn sagen, denn wie ich diesen Abend bey dem Minister ausgespäht habe, so ist etwas auf dem Wege, das dich anschaulich von seinem Werthe überzeugen wird; bis dahin halte das Ideal von ihm warm in deinem Busen, und sage mir, was hältst du von dem Grafen C ***, seinem Günstling?
Faust. Verwünscht! dies ist der einzige Umstand, mit dem ich nicht fertig werden kann. Er ist sein Busenfreund, und doch so glatt wie ein Aal, der dir immer ent- wischt, und so geschmeidig wie ein Weib gegen ihren Mann, wenn sie auf Ehebruch sinnt. Indessen gehört dies vielleicht zu seiner Lage, sein Inneres so zu verdecken und zu übertünchen, daß keiner von denen, die sich so gern an begünstigte Große hän- gen, an etwas fassen soll.
Teufel. Sein Inneres? Glaubst du, Faust, der Mann, der so mühsam arbeitet, sich zu verbergen, habe ein Inneres, das das Licht verträgt? Traue dem Menschen
nicht,
M 2
nichts von meinen Bemerkungen uͤber ihn ſagen, denn wie ich dieſen Abend bey dem Miniſter ausgeſpaͤht habe, ſo iſt etwas auf dem Wege, das dich anſchaulich von ſeinem Werthe uͤberzeugen wird; bis dahin halte das Ideal von ihm warm in deinem Buſen, und ſage mir, was haͤltſt du von dem Grafen C ***, ſeinem Guͤnſtling?
Fauſt. Verwuͤnſcht! dies iſt der einzige Umſtand, mit dem ich nicht fertig werden kann. Er iſt ſein Buſenfreund, und doch ſo glatt wie ein Aal, der dir immer ent- wiſcht, und ſo geſchmeidig wie ein Weib gegen ihren Mann, wenn ſie auf Ehebruch ſinnt. Indeſſen gehoͤrt dies vielleicht zu ſeiner Lage, ſein Inneres ſo zu verdecken und zu uͤbertuͤnchen, daß keiner von denen, die ſich ſo gern an beguͤnſtigte Große haͤn- gen, an etwas faſſen ſoll.
Teufel. Sein Inneres? Glaubſt du, Fauſt, der Mann, der ſo muͤhſam arbeitet, ſich zu verbergen, habe ein Inneres, das das Licht vertraͤgt? Traue dem Menſchen
nicht,
M 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0190"n="179"/>
nichts von meinen Bemerkungen uͤber ihn<lb/>ſagen, denn wie ich dieſen Abend bey dem<lb/>
Miniſter ausgeſpaͤht habe, ſo iſt etwas auf<lb/>
dem Wege, das dich anſchaulich von ſeinem<lb/>
Werthe uͤberzeugen wird; bis dahin halte<lb/>
das Ideal von ihm warm in deinem Buſen,<lb/>
und ſage mir, was haͤltſt du von dem Grafen<lb/>
C ***, ſeinem Guͤnſtling?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fauſt.</hi> Verwuͤnſcht! dies iſt der einzige<lb/>
Umſtand, mit dem ich nicht fertig werden<lb/>
kann. Er iſt ſein Buſenfreund, und doch<lb/>ſo glatt wie ein Aal, der dir immer ent-<lb/>
wiſcht, und ſo geſchmeidig wie ein Weib<lb/>
gegen ihren Mann, wenn ſie auf Ehebruch<lb/>ſinnt. Indeſſen gehoͤrt dies vielleicht zu<lb/>ſeiner Lage, ſein Inneres ſo zu verdecken<lb/>
und zu uͤbertuͤnchen, daß keiner von denen,<lb/>
die ſich ſo gern an beguͤnſtigte Große haͤn-<lb/>
gen, an etwas faſſen ſoll.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Teufel.</hi> Sein Inneres? Glaubſt du,<lb/>
Fauſt, der Mann, der ſo muͤhſam arbeitet,<lb/>ſich zu verbergen, habe ein Inneres, das<lb/>
das Licht vertraͤgt? Traue dem Menſchen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">nicht,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[179/0190]
nichts von meinen Bemerkungen uͤber ihn
ſagen, denn wie ich dieſen Abend bey dem
Miniſter ausgeſpaͤht habe, ſo iſt etwas auf
dem Wege, das dich anſchaulich von ſeinem
Werthe uͤberzeugen wird; bis dahin halte
das Ideal von ihm warm in deinem Buſen,
und ſage mir, was haͤltſt du von dem Grafen
C ***, ſeinem Guͤnſtling?
Fauſt. Verwuͤnſcht! dies iſt der einzige
Umſtand, mit dem ich nicht fertig werden
kann. Er iſt ſein Buſenfreund, und doch
ſo glatt wie ein Aal, der dir immer ent-
wiſcht, und ſo geſchmeidig wie ein Weib
gegen ihren Mann, wenn ſie auf Ehebruch
ſinnt. Indeſſen gehoͤrt dies vielleicht zu
ſeiner Lage, ſein Inneres ſo zu verdecken
und zu uͤbertuͤnchen, daß keiner von denen,
die ſich ſo gern an beguͤnſtigte Große haͤn-
gen, an etwas faſſen ſoll.
Teufel. Sein Inneres? Glaubſt du,
Fauſt, der Mann, der ſo muͤhſam arbeitet,
ſich zu verbergen, habe ein Inneres, das
das Licht vertraͤgt? Traue dem Menſchen
nicht,
M 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/190>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.