Werk auftreten, *) sondern weil die gehei- men, von mir entdeckten Triebfedern ihrer Handlungen, zu oft mit ihren lügnerischen, schmeichlerischen und unwissenden Geschicht- schreibern, im Widerspruch stehen, und die Menschen, die sich so gerne betrügen lassen, an der Aechtheit meiner geheimen Entdeckun- gen zweifeln möchten. Welcher Hercules kann den Schutt ausräumen, den die Ge- schichtschreiber zusammengetragen haben?
Sie erreichten bald den Hof dieses Für- sten, der als ein Muster eines klugen, tu- gendhaften, gerechten Regenten, als ein Vater seiner Unterthanen in ganz Teutsch- land ausgeschrien war. Seine Untertha- nen selbst wollten freylich nicht immer in diesen Ton mit einstimmen; aber der Fürst soll noch gebohren werden, der es allen recht
macht.
*) Aus dieser Stelle sieht man, daß der Verfas- ser viele Abentheuer in Teutschland, um sein Buch nicht zu dick zu machen, unterschlagen hat. Vielleicht daß sie bey einer zweiten Auf- lage erscheinen.
Werk auftreten, *) ſondern weil die gehei- men, von mir entdeckten Triebfedern ihrer Handlungen, zu oft mit ihren luͤgneriſchen, ſchmeichleriſchen und unwiſſenden Geſchicht- ſchreibern, im Widerſpruch ſtehen, und die Menſchen, die ſich ſo gerne betruͤgen laſſen, an der Aechtheit meiner geheimen Entdeckun- gen zweifeln moͤchten. Welcher Hercules kann den Schutt ausraͤumen, den die Ge- ſchichtſchreiber zuſammengetragen haben?
Sie erreichten bald den Hof dieſes Fuͤr- ſten, der als ein Muſter eines klugen, tu- gendhaften, gerechten Regenten, als ein Vater ſeiner Unterthanen in ganz Teutſch- land ausgeſchrien war. Seine Untertha- nen ſelbſt wollten freylich nicht immer in dieſen Ton mit einſtimmen; aber der Fuͤrſt ſoll noch gebohren werden, der es allen recht
macht.
*) Aus dieſer Stelle ſieht man, daß der Verfaſ- ſer viele Abentheuer in Teutſchland, um ſein Buch nicht zu dick zu machen, unterſchlagen hat. Vielleicht daß ſie bey einer zweiten Auf- lage erſcheinen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0187"n="176"/>
Werk auftreten, <noteplace="foot"n="*)">Aus dieſer Stelle ſieht man, daß der Verfaſ-<lb/>ſer viele Abentheuer in Teutſchland, um ſein<lb/>
Buch nicht zu dick zu machen, unterſchlagen<lb/>
hat. Vielleicht daß ſie bey einer zweiten Auf-<lb/>
lage erſcheinen.</note>ſondern weil die gehei-<lb/>
men, von mir entdeckten Triebfedern ihrer<lb/>
Handlungen, zu oft mit ihren luͤgneriſchen,<lb/>ſchmeichleriſchen und unwiſſenden Geſchicht-<lb/>ſchreibern, im Widerſpruch ſtehen, und die<lb/>
Menſchen, die ſich ſo gerne betruͤgen laſſen,<lb/>
an der Aechtheit meiner geheimen Entdeckun-<lb/>
gen zweifeln moͤchten. Welcher Hercules<lb/>
kann den Schutt ausraͤumen, den die Ge-<lb/>ſchichtſchreiber zuſammengetragen haben?</p><lb/><p>Sie erreichten bald den Hof dieſes Fuͤr-<lb/>ſten, der als ein Muſter eines klugen, tu-<lb/>
gendhaften, gerechten Regenten, als ein<lb/>
Vater ſeiner Unterthanen in ganz Teutſch-<lb/>
land ausgeſchrien war. Seine Untertha-<lb/>
nen ſelbſt wollten freylich nicht immer in<lb/>
dieſen Ton mit einſtimmen; aber der Fuͤrſt<lb/>ſoll noch gebohren werden, der es allen recht<lb/><fwplace="bottom"type="catch">macht.</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[176/0187]
Werk auftreten, *) ſondern weil die gehei-
men, von mir entdeckten Triebfedern ihrer
Handlungen, zu oft mit ihren luͤgneriſchen,
ſchmeichleriſchen und unwiſſenden Geſchicht-
ſchreibern, im Widerſpruch ſtehen, und die
Menſchen, die ſich ſo gerne betruͤgen laſſen,
an der Aechtheit meiner geheimen Entdeckun-
gen zweifeln moͤchten. Welcher Hercules
kann den Schutt ausraͤumen, den die Ge-
ſchichtſchreiber zuſammengetragen haben?
Sie erreichten bald den Hof dieſes Fuͤr-
ſten, der als ein Muſter eines klugen, tu-
gendhaften, gerechten Regenten, als ein
Vater ſeiner Unterthanen in ganz Teutſch-
land ausgeſchrien war. Seine Untertha-
nen ſelbſt wollten freylich nicht immer in
dieſen Ton mit einſtimmen; aber der Fuͤrſt
ſoll noch gebohren werden, der es allen recht
macht.
*) Aus dieſer Stelle ſieht man, daß der Verfaſ-
ſer viele Abentheuer in Teutſchland, um ſein
Buch nicht zu dick zu machen, unterſchlagen
hat. Vielleicht daß ſie bey einer zweiten Auf-
lage erſcheinen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/187>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.