Morgens da die Hinrichtung vor sich ge- hen sollte, begab sich Faust mit dem Teufel nach dem Markte, und unterrichtete ihn im Gehen von seinem Willen. In dem Augen- blick, als der Henker dem Doktor, der mit wilder Miene niederkniete, das Haupt ab- schlagen wollte, verschwand dieser. Der Teufel führte ihn durch die Luft über die Gränze, stellte ihm auf Fausts Befehl eine große Summe Gelds zu, und überließ ihn freudig seinem Geschicke, denn er sah vor- aus, wozu er dieses und seine Freiheit an- wenden würde. Das Volk erhub ein Freu- dengeschrey bey dem Verschwinden des Dok- tors, glaubte, Gott selbst beschütze seinen Liebling, Faust schrie mit, und freute sich der schönen That.
3.
Faust und der Teufel ritten nun nach dem Hofe des Fürsten von ***. Nicht aus Furcht verschweige ich die Namen der teut- schen Fürsten und Großen, die in diesem
Werk
Morgens da die Hinrichtung vor ſich ge- hen ſollte, begab ſich Fauſt mit dem Teufel nach dem Markte, und unterrichtete ihn im Gehen von ſeinem Willen. In dem Augen- blick, als der Henker dem Doktor, der mit wilder Miene niederkniete, das Haupt ab- ſchlagen wollte, verſchwand dieſer. Der Teufel fuͤhrte ihn durch die Luft uͤber die Graͤnze, ſtellte ihm auf Fauſts Befehl eine große Summe Gelds zu, und uͤberließ ihn freudig ſeinem Geſchicke, denn er ſah vor- aus, wozu er dieſes und ſeine Freiheit an- wenden wuͤrde. Das Volk erhub ein Freu- dengeſchrey bey dem Verſchwinden des Dok- tors, glaubte, Gott ſelbſt beſchuͤtze ſeinen Liebling, Fauſt ſchrie mit, und freute ſich der ſchoͤnen That.
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Fauſt und der Teufel ritten nun nach dem Hofe des Fuͤrſten von ***. Nicht aus Furcht verſchweige ich die Namen der teut- ſchen Fuͤrſten und Großen, die in dieſem
Werk
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Morgens da die Hinrichtung vor ſich ge-
hen ſollte, begab ſich Fauſt mit dem Teufel
nach dem Markte, und unterrichtete ihn im
Gehen von ſeinem Willen. In dem Augen-
blick, als der Henker dem Doktor, der mit
wilder Miene niederkniete, das Haupt ab-
ſchlagen wollte, verſchwand dieſer. Der
Teufel fuͤhrte ihn durch die Luft uͤber die
Graͤnze, ſtellte ihm auf Fauſts Befehl eine
große Summe Gelds zu, und uͤberließ ihn
freudig ſeinem Geſchicke, denn er ſah vor-
aus, wozu er dieſes und ſeine Freiheit an-
wenden wuͤrde. Das Volk erhub ein Freu-
dengeſchrey bey dem Verſchwinden des Dok-
tors, glaubte, Gott ſelbſt beſchuͤtze ſeinen
Liebling, Fauſt ſchrie mit, und freute ſich
der ſchoͤnen That.
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Fauſt und der Teufel ritten nun nach
dem Hofe des Fuͤrſten von ***. Nicht aus
Furcht verſchweige ich die Namen der teut-
ſchen Fuͤrſten und Großen, die in dieſem
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/186>, abgerufen am 22.11.2024.
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