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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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forderte er den Teufel schnell auf, ihn zu
diesem Doktor zu bringen. De[r] Teufel
führte ihn seitwärts, schwang sich mit ihm
auf den Thurm, und trat mit ihn in das
Gefängniß des Rächers der Freihei[t]. Faust
sah da einen Mann vor sich, dessen stolze,
kühne, düstre Gesichtsbildung jeden andern
als ihn, zurückgestoßen hätte; aber es that
eine ganz andre Würkung auf ihn, und da
er ihn in diesem entscheidenden Augenblick
ruhig und gelassen fand, so sezte seine ra-
sche Einbildungskraft aus dem was er ge-
hört hatte, und was er vor sich sah, beym
ersten Blick das Bild eines großen Mannes
zusammen. Der Doktor schien über ihre
plötzliche Erscheinung gar nicht betroffen.
Faust nahte sich ihm und sagte:

"Doktor Robertus, ich komme eure Ge-
"schichte aus eurem eignen Munde zu hö-
"ren, nicht als wenn ich daran zweifelte,
"denn euer Anblick bestätigt das, was ich
"vernommen habe. Ich bin nun g[e]wiß,
"daß ihr als ein Opfer der Gewalt fallt, die

"das

forderte er den Teufel ſchnell auf, ihn zu
dieſem Doktor zu bringen. De[r] Teufel
fuͤhrte ihn ſeitwaͤrts, ſchwang ſich mit ihm
auf den Thurm, und trat mit ihn in das
Gefaͤngniß des Raͤchers der Freihei[t]. Fauſt
ſah da einen Mann vor ſich, deſſen ſtolze,
kuͤhne, duͤſtre Geſichtsbildung jeden andern
als ihn, zuruͤckgeſtoßen haͤtte; aber es that
eine ganz andre Wuͤrkung auf ihn, und da
er ihn in dieſem entſcheidenden Augenblick
ruhig und gelaſſen fand, ſo ſezte ſeine ra-
ſche Einbildungskraft aus dem was er ge-
hoͤrt hatte, und was er vor ſich ſah, beym
erſten Blick das Bild eines großen Mannes
zuſammen. Der Doktor ſchien uͤber ihre
ploͤtzliche Erſcheinung gar nicht betroffen.
Fauſt nahte ſich ihm und ſagte:

„Doktor Robertus, ich komme eure Ge-
„ſchichte aus eurem eignen Munde zu hoͤ-
„ren, nicht als wenn ich daran zweifelte,
„denn euer Anblick beſtaͤtigt das, was ich
„vernommen habe. Ich bin nun g[e]wiß,
„daß ihr als ein Opfer der Gewalt fallt, die

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[164/0175] forderte er den Teufel ſchnell auf, ihn zu dieſem Doktor zu bringen. Der Teufel fuͤhrte ihn ſeitwaͤrts, ſchwang ſich mit ihm auf den Thurm, und trat mit ihn in das Gefaͤngniß des Raͤchers der Freiheit. Fauſt ſah da einen Mann vor ſich, deſſen ſtolze, kuͤhne, duͤſtre Geſichtsbildung jeden andern als ihn, zuruͤckgeſtoßen haͤtte; aber es that eine ganz andre Wuͤrkung auf ihn, und da er ihn in dieſem entſcheidenden Augenblick ruhig und gelaſſen fand, ſo ſezte ſeine ra- ſche Einbildungskraft aus dem was er ge- hoͤrt hatte, und was er vor ſich ſah, beym erſten Blick das Bild eines großen Mannes zuſammen. Der Doktor ſchien uͤber ihre ploͤtzliche Erſcheinung gar nicht betroffen. Fauſt nahte ſich ihm und ſagte: „Doktor Robertus, ich komme eure Ge- „ſchichte aus eurem eignen Munde zu hoͤ- „ren, nicht als wenn ich daran zweifelte, „denn euer Anblick beſtaͤtigt das, was ich „vernommen habe. Ich bin nun gewiß, „daß ihr als ein Opfer der Gewalt fallt, die „das

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/175>, abgerufen am 25.11.2024.