Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

"groß seyn -- Ave Maria! -- es wird
"auf die Rechnung des Teufels geschrieben
"werden -- aber ich kann verdammt da-
"durch werden! -- pater noster -- soll
"ich nun eine Magd im Kloster werden,
"und in meinen alten Tagen mich von Hö-
"hern quälen lassen, nachdem ich so lan-
"ge die Nonnen gequält habe? -- wir wür-
"den ihrer los, das sündliche Geschöpf hat-
"te ohnedies der ganzen Stadt Aergerniß
"gegeben. -- Hm, ich soll nicht mehr die
"Nönnchen auskeifen; und wie würde sich
"diese und jene an mir rächen? Ave Ma-
"ria
! -- ich will meine übrigen Tage als
"Aebtissin ausleben, dem Kloster zum Be-
"sten, es koste was es wolle!"

Der Teufel feuerte zu, und der Anschlag
ward gefaßt. Beym Weggehen sagte der
Teufel zu Faust:

Was hab ich nun anders gethan, als
daß ich den Stolz dieser alten Vettel frag-
te: ob es besser sey, die gefürchtete Ver-
dammniß zu wagen, oder die tyrannische

Gewalt
K 2

„groß ſeyn — Ave Maria! — es wird
„auf die Rechnung des Teufels geſchrieben
„werden — aber ich kann verdammt da-
„durch werden! — pater noſter — ſoll
„ich nun eine Magd im Kloſter werden,
„und in meinen alten Tagen mich von Hoͤ-
„hern quaͤlen laſſen, nachdem ich ſo lan-
„ge die Nonnen gequaͤlt habe? — wir wuͤr-
„den ihrer los, das ſuͤndliche Geſchoͤpf hat-
„te ohnedies der ganzen Stadt Aergerniß
„gegeben. — Hm, ich ſoll nicht mehr die
„Noͤnnchen auskeifen; und wie wuͤrde ſich
„dieſe und jene an mir raͤchen? Ave Ma-
„ria
! — ich will meine uͤbrigen Tage als
„Aebtiſſin ausleben, dem Kloſter zum Be-
„ſten, es koſte was es wolle!“

Der Teufel feuerte zu, und der Anſchlag
ward gefaßt. Beym Weggehen ſagte der
Teufel zu Fauſt:

Was hab ich nun anders gethan, als
daß ich den Stolz dieſer alten Vettel frag-
te: ob es beſſer ſey, die gefuͤrchtete Ver-
dammniß zu wagen, oder die tyranniſche

Gewalt
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0158" n="147"/>
&#x201E;groß &#x017F;eyn &#x2014; <hi rendition="#aq">Ave Maria</hi>! &#x2014; es wird<lb/>
&#x201E;auf die Rechnung des Teufels ge&#x017F;chrieben<lb/>
&#x201E;werden &#x2014; aber ich kann verdammt da-<lb/>
&#x201E;durch werden! &#x2014; <hi rendition="#aq">pater no&#x017F;ter</hi> &#x2014; &#x017F;oll<lb/>
&#x201E;ich nun eine Magd im Klo&#x017F;ter werden,<lb/>
&#x201E;und in meinen alten Tagen mich von Ho&#x0364;-<lb/>
&#x201E;hern qua&#x0364;len la&#x017F;&#x017F;en, nachdem ich &#x017F;o lan-<lb/>
&#x201E;ge die Nonnen gequa&#x0364;lt habe? &#x2014; wir wu&#x0364;r-<lb/>
&#x201E;den ihrer los, das &#x017F;u&#x0364;ndliche Ge&#x017F;cho&#x0364;pf hat-<lb/>
&#x201E;te ohnedies der ganzen Stadt Aergerniß<lb/>
&#x201E;gegeben. &#x2014; Hm, ich &#x017F;oll nicht mehr die<lb/>
&#x201E;No&#x0364;nnchen auskeifen; und wie wu&#x0364;rde &#x017F;ich<lb/>
&#x201E;die&#x017F;e und jene an mir ra&#x0364;chen? <hi rendition="#aq">Ave Ma-<lb/>
&#x201E;ria</hi>! &#x2014; ich will meine u&#x0364;brigen Tage als<lb/>
&#x201E;Aebti&#x017F;&#x017F;in ausleben, dem Klo&#x017F;ter zum Be-<lb/>
&#x201E;&#x017F;ten, es ko&#x017F;te was es wolle!&#x201C;</p><lb/>
          <p>Der Teufel feuerte zu, und der An&#x017F;chlag<lb/>
ward gefaßt. Beym Weggehen &#x017F;agte der<lb/>
Teufel zu Fau&#x017F;t:</p><lb/>
          <p>Was hab ich nun anders gethan, als<lb/>
daß ich den Stolz die&#x017F;er alten Vettel frag-<lb/>
te: ob es be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ey, die gefu&#x0364;rchtete Ver-<lb/>
dammniß zu wagen, oder die tyranni&#x017F;che<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Gewalt</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0158] „groß ſeyn — Ave Maria! — es wird „auf die Rechnung des Teufels geſchrieben „werden — aber ich kann verdammt da- „durch werden! — pater noſter — ſoll „ich nun eine Magd im Kloſter werden, „und in meinen alten Tagen mich von Hoͤ- „hern quaͤlen laſſen, nachdem ich ſo lan- „ge die Nonnen gequaͤlt habe? — wir wuͤr- „den ihrer los, das ſuͤndliche Geſchoͤpf hat- „te ohnedies der ganzen Stadt Aergerniß „gegeben. — Hm, ich ſoll nicht mehr die „Noͤnnchen auskeifen; und wie wuͤrde ſich „dieſe und jene an mir raͤchen? Ave Ma- „ria! — ich will meine uͤbrigen Tage als „Aebtiſſin ausleben, dem Kloſter zum Be- „ſten, es koſte was es wolle!“ Der Teufel feuerte zu, und der Anſchlag ward gefaßt. Beym Weggehen ſagte der Teufel zu Fauſt: Was hab ich nun anders gethan, als daß ich den Stolz dieſer alten Vettel frag- te: ob es beſſer ſey, die gefuͤrchtete Ver- dammniß zu wagen, oder die tyranniſche Gewalt K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/158
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/158>, abgerufen am 22.11.2024.