hat alles angesehen, dazu geholfen, und ihr habt sie nicht zu fürchten.
Faust verbeugte sich demüthig.
Teufel. Eine Nonne, die durch sündlichen Verstand, und noch sündlichere Schönheit, bey den Großen Schutz gefunden hatte, sollte durch ihre Hülfe über mich hinaus- steigen. Ach, ihr fühlt nun, wie das thut, wenn man auf einmal gehorchen soll, nach- dem man so lange unumschränkt geherrscht hat! Ich gieng in Gegenwart der Schwe- ster Agathe mit einem meiner Anverwandten zu Rath, er war in Gewissens- und Sün- denfällen sehr bewandert, und wußte auf ein Haar, was verdammlich und nicht ver- dammlich sey. Dieser kluge Mann nun gab mir einen Rath, der mir aus der Noth half, und wofür ich noch heute seine Asche seegne. Anfangs schien er mir freylich sündlich, aber er versicherte mich, und be- wies mir's aus den Kasuisten, daß Fasten und ein wenig Disciplin, ihm das Arge und Verdammliche benehmen würden.
Aebtis-
hat alles angeſehen, dazu geholfen, und ihr habt ſie nicht zu fuͤrchten.
Fauſt verbeugte ſich demuͤthig.
Teufel. Eine Nonne, die durch ſuͤndlichen Verſtand, und noch ſuͤndlichere Schoͤnheit, bey den Großen Schutz gefunden hatte, ſollte durch ihre Huͤlfe uͤber mich hinaus- ſteigen. Ach, ihr fuͤhlt nun, wie das thut, wenn man auf einmal gehorchen ſoll, nach- dem man ſo lange unumſchraͤnkt geherrſcht hat! Ich gieng in Gegenwart der Schwe- ſter Agathe mit einem meiner Anverwandten zu Rath, er war in Gewiſſens- und Suͤn- denfaͤllen ſehr bewandert, und wußte auf ein Haar, was verdammlich und nicht ver- dammlich ſey. Dieſer kluge Mann nun gab mir einen Rath, der mir aus der Noth half, und wofuͤr ich noch heute ſeine Aſche ſeegne. Anfangs ſchien er mir freylich ſuͤndlich, aber er verſicherte mich, und be- wies mir’s aus den Kaſuiſten, daß Faſten und ein wenig Diſciplin, ihm das Arge und Verdammliche benehmen wuͤrden.
Aebtiſ-
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hat alles angeſehen, dazu geholfen, und ihr
habt ſie nicht zu fuͤrchten.
Fauſt verbeugte ſich demuͤthig.
Teufel. Eine Nonne, die durch ſuͤndlichen
Verſtand, und noch ſuͤndlichere Schoͤnheit,
bey den Großen Schutz gefunden hatte,
ſollte durch ihre Huͤlfe uͤber mich hinaus-
ſteigen. Ach, ihr fuͤhlt nun, wie das thut,
wenn man auf einmal gehorchen ſoll, nach-
dem man ſo lange unumſchraͤnkt geherrſcht
hat! Ich gieng in Gegenwart der Schwe-
ſter Agathe mit einem meiner Anverwandten
zu Rath, er war in Gewiſſens- und Suͤn-
denfaͤllen ſehr bewandert, und wußte auf
ein Haar, was verdammlich und nicht ver-
dammlich ſey. Dieſer kluge Mann nun gab
mir einen Rath, der mir aus der Noth
half, und wofuͤr ich noch heute ſeine Aſche
ſeegne. Anfangs ſchien er mir freylich
ſuͤndlich, aber er verſicherte mich, und be-
wies mir’s aus den Kaſuiſten, daß Faſten
und ein wenig Diſciplin, ihm das Arge und
Verdammliche benehmen wuͤrden.
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/155>, abgerufen am 25.11.2024.
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