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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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und euch ergötzen. Ich will euch, des vor-
nehmen Besuches der Aebtissin zu Ehren,
Zuckergebacknes schicken, daß ihr den Tag
ihres Besuchs feyern mögt.

Klärchen sprang weg. Nach einigen
Worten, wobey der Teufel sehr bedenklich
und ängstlich that, um die Aebtissin zu rei-
zen, in ihn zu setzen, fieng er an, seinem
Zwecke näher zu kommen.

Teufel. Ach liebe Schwester, wie sehr
bedaure ich euch! Es ist wahr, und das
kann euch trösten, die ganze Stadt, und das
ganze Land sind von eurer Heiligkeit, eurer
Frömmigkeit und Strenge überzeugt. Ihr
seyd ein lebendiges Muster der Bräute des
Himmels; aber leider! Welt ist Welt, und
oft flößt der böse Feind den Weltmenschen
böse Gedanken ein, um die durch sie zu stür-
zen, die ihm ein Dorn in den Augen sind.
Er kann es nicht leiden, der häßliche Sa-
tan, daß ihr eure Schäfchen in aller Rein-
heit weidet. Wie gesagt, ich bedaure euch
herzlich, und noch mehr die armen Schäf-

chen.

und euch ergoͤtzen. Ich will euch, des vor-
nehmen Beſuches der Aebtiſſin zu Ehren,
Zuckergebacknes ſchicken, daß ihr den Tag
ihres Beſuchs feyern moͤgt.

Klaͤrchen ſprang weg. Nach einigen
Worten, wobey der Teufel ſehr bedenklich
und aͤngſtlich that, um die Aebtiſſin zu rei-
zen, in ihn zu ſetzen, fieng er an, ſeinem
Zwecke naͤher zu kommen.

Teufel. Ach liebe Schweſter, wie ſehr
bedaure ich euch! Es iſt wahr, und das
kann euch troͤſten, die ganze Stadt, und das
ganze Land ſind von eurer Heiligkeit, eurer
Froͤmmigkeit und Strenge uͤberzeugt. Ihr
ſeyd ein lebendiges Muſter der Braͤute des
Himmels; aber leider! Welt iſt Welt, und
oft floͤßt der boͤſe Feind den Weltmenſchen
boͤſe Gedanken ein, um die durch ſie zu ſtuͤr-
zen, die ihm ein Dorn in den Augen ſind.
Er kann es nicht leiden, der haͤßliche Sa-
tan, daß ihr eure Schaͤfchen in aller Rein-
heit weidet. Wie geſagt, ich bedaure euch
herzlich, und noch mehr die armen Schaͤf-

chen.
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[138/0149] und euch ergoͤtzen. Ich will euch, des vor- nehmen Beſuches der Aebtiſſin zu Ehren, Zuckergebacknes ſchicken, daß ihr den Tag ihres Beſuchs feyern moͤgt. Klaͤrchen ſprang weg. Nach einigen Worten, wobey der Teufel ſehr bedenklich und aͤngſtlich that, um die Aebtiſſin zu rei- zen, in ihn zu ſetzen, fieng er an, ſeinem Zwecke naͤher zu kommen. Teufel. Ach liebe Schweſter, wie ſehr bedaure ich euch! Es iſt wahr, und das kann euch troͤſten, die ganze Stadt, und das ganze Land ſind von eurer Heiligkeit, eurer Froͤmmigkeit und Strenge uͤberzeugt. Ihr ſeyd ein lebendiges Muſter der Braͤute des Himmels; aber leider! Welt iſt Welt, und oft floͤßt der boͤſe Feind den Weltmenſchen boͤſe Gedanken ein, um die durch ſie zu ſtuͤr- zen, die ihm ein Dorn in den Augen ſind. Er kann es nicht leiden, der haͤßliche Sa- tan, daß ihr eure Schaͤfchen in aller Rein- heit weidet. Wie geſagt, ich bedaure euch herzlich, und noch mehr die armen Schaͤf- chen.

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/149>, abgerufen am 22.11.2024.