glücklichen Ausgang seines Processes zu über- bringen. Er wollte Fausten und dem Teu- fel danken, Faust aber sagte: "Ich entlas- "se euch alles Danks, und empfehle euch "meine Familie in meiner Abwesenheit." Der Teufel lächelte über sein Zutrauen. Faust raunte diesem in's Ohr: "es ist Zeit; "denke des Richters!"
9.
Der Richter wollte Nachmittags seinem geliebten Weibe die tausend Goldgulden des Teufels vorzählen, zog sehr hastig die Schublade heraus, und fuhr bey ihrem An- blick bebend zurück. Die Goldstücke hat- ten sich in Mäuse und große Ratten ver- wandelt, die alle herausfuhren, und wü- thend nach seinem Gesicht und seinen Hän- den sprangen. Der Richter, der von Na- tur einen großen Abscheu gegen diese Thiere hatte, floh aus der Stube, sie ihm nach, und hiengen sich an seine Ferse. Er stürz- te zu dem Hause hinaus, lief durch die
Stra-
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gluͤcklichen Ausgang ſeines Proceſſes zu uͤber- bringen. Er wollte Fauſten und dem Teu- fel danken, Fauſt aber ſagte: „Ich entlaſ- „ſe euch alles Danks, und empfehle euch „meine Familie in meiner Abweſenheit.“ Der Teufel laͤchelte uͤber ſein Zutrauen. Fauſt raunte dieſem in’s Ohr: „es iſt Zeit; „denke des Richters!“
9.
Der Richter wollte Nachmittags ſeinem geliebten Weibe die tauſend Goldgulden des Teufels vorzaͤhlen, zog ſehr haſtig die Schublade heraus, und fuhr bey ihrem An- blick bebend zuruͤck. Die Goldſtuͤcke hat- ten ſich in Maͤuſe und große Ratten ver- wandelt, die alle herausfuhren, und wuͤ- thend nach ſeinem Geſicht und ſeinen Haͤn- den ſprangen. Der Richter, der von Na- tur einen großen Abſcheu gegen dieſe Thiere hatte, floh aus der Stube, ſie ihm nach, und hiengen ſich an ſeine Ferſe. Er ſtuͤrz- te zu dem Hauſe hinaus, lief durch die
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gluͤcklichen Ausgang ſeines Proceſſes zu uͤber-
bringen. Er wollte Fauſten und dem Teu-
fel danken, Fauſt aber ſagte: „Ich entlaſ-
„ſe euch alles Danks, und empfehle euch
„meine Familie in meiner Abweſenheit.“
Der Teufel laͤchelte uͤber ſein Zutrauen.
Fauſt raunte dieſem in’s Ohr: „es iſt Zeit;
„denke des Richters!“
9.
Der Richter wollte Nachmittags ſeinem
geliebten Weibe die tauſend Goldgulden des
Teufels vorzaͤhlen, zog ſehr haſtig die
Schublade heraus, und fuhr bey ihrem An-
blick bebend zuruͤck. Die Goldſtuͤcke hat-
ten ſich in Maͤuſe und große Ratten ver-
wandelt, die alle herausfuhren, und wuͤ-
thend nach ſeinem Geſicht und ſeinen Haͤn-
den ſprangen. Der Richter, der von Na-
tur einen großen Abſcheu gegen dieſe Thiere
hatte, floh aus der Stube, ſie ihm nach,
und hiengen ſich an ſeine Ferſe. Er ſtuͤrz-
te zu dem Hauſe hinaus, lief durch die
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/146>, abgerufen am 23.11.2024.
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