Recht und Gesetz sind zweyerley; hat euer Freund das erste für sich, so hat er darum noch nicht das zweite.
Faust. Ihr sagt, Recht und Gesetz sind zweierley, ungefähr wie Richter und Ge- rechtigkeit, meint ihr doch?
Richter. Meister Faust, ich sagte euch, ihr seyd mir bekannt --
Faust. Wir betrügen uns vielleicht einer in dem andern, wohlweiser Herr; aber lohnts doch der Mühe nicht, den Mohren weiß waschen zu wollen. Er machte die Thüre auf, der Teufel trat ein. Hier ist ein Freund, der euch ein Document vorlegen wird, das, wie ich hoffe, der Sa- che meines Freundes eine beßre Wendung geben soll.
Als der Richter den reich gekleideten Teu- fel sah, nahm er eine freundlichere Miene an, und bat sie alle nieder zu setzen.
Faust. Wir können es im Stehen ab- thun. zu dem Teufel. Zeigt doch das Document vor, das wir ausgefunden haben.
Der
Fausts Leben. J
Recht und Geſetz ſind zweyerley; hat euer Freund das erſte fuͤr ſich, ſo hat er darum noch nicht das zweite.
Fauſt. Ihr ſagt, Recht und Geſetz ſind zweierley, ungefaͤhr wie Richter und Ge- rechtigkeit, meint ihr doch?
Richter. Meiſter Fauſt, ich ſagte euch, ihr ſeyd mir bekannt —
Fauſt. Wir betruͤgen uns vielleicht einer in dem andern, wohlweiſer Herr; aber lohnts doch der Muͤhe nicht, den Mohren weiß waſchen zu wollen. Er machte die Thuͤre auf, der Teufel trat ein. Hier iſt ein Freund, der euch ein Document vorlegen wird, das, wie ich hoffe, der Sa- che meines Freundes eine beßre Wendung geben ſoll.
Als der Richter den reich gekleideten Teu- fel ſah, nahm er eine freundlichere Miene an, und bat ſie alle nieder zu ſetzen.
Fauſt. Wir koͤnnen es im Stehen ab- thun. zu dem Teufel. Zeigt doch das Document vor, das wir ausgefunden haben.
Der
Fauſts Leben. J
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Recht und Geſetz ſind zweyerley; hat euer
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noch nicht das zweite.
Fauſt. Ihr ſagt, Recht und Geſetz ſind
zweierley, ungefaͤhr wie Richter und Ge-
rechtigkeit, meint ihr doch?
Richter. Meiſter Fauſt, ich ſagte euch,
ihr ſeyd mir bekannt —
Fauſt. Wir betruͤgen uns vielleicht einer
in dem andern, wohlweiſer Herr; aber
lohnts doch der Muͤhe nicht, den Mohren
weiß waſchen zu wollen. Er machte die
Thuͤre auf, der Teufel trat ein.
Hier iſt ein Freund, der euch ein Document
vorlegen wird, das, wie ich hoffe, der Sa-
che meines Freundes eine beßre Wendung
geben ſoll.
Als der Richter den reich gekleideten Teu-
fel ſah, nahm er eine freundlichere Miene
an, und bat ſie alle nieder zu ſetzen.
Fauſt. Wir koͤnnen es im Stehen ab-
thun. zu dem Teufel. Zeigt doch das
Document vor, das wir ausgefunden haben.
Der
Fauſts Leben. J
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/140>, abgerufen am 23.11.2024.
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