Lange hatte sich Faust, mit den Seifen- blasen der Metaphysik, den Irrwischen der Moral, und den Schatten der Theologie herumgeschlagen, ohne eine feste, haltbare Gestalt, für seinen Sinn herauszukämpfen. Ergrimmt warf er sich in die dunklen Ge- filde der Magie, und hoffte nun der Natur gewaltsam abzuzwingen, was sie uns so ei- gensinnig verbirgt. Sein erster Gewinn war die merkwürdige Erfindung der Buch- druckerey, *) der zweite war schaudervoller. Er entdeckte durch Forschen und Zufall, die furchtbare Formel, den Teufel aus der Höl-
le
*) So die Tradition, welcher man hier allein folgt.
A 2
Erſtes Buch.
1.
Lange hatte ſich Fauſt, mit den Seifen- blaſen der Metaphyſik, den Irrwiſchen der Moral, und den Schatten der Theologie herumgeſchlagen, ohne eine feſte, haltbare Geſtalt, fuͤr ſeinen Sinn herauszukaͤmpfen. Ergrimmt warf er ſich in die dunklen Ge- filde der Magie, und hoffte nun der Natur gewaltſam abzuzwingen, was ſie uns ſo ei- genſinnig verbirgt. Sein erſter Gewinn war die merkwuͤrdige Erfindung der Buch- druckerey, *) der zweite war ſchaudervoller. Er entdeckte durch Forſchen und Zufall, die furchtbare Formel, den Teufel aus der Hoͤl-
le
*) So die Tradition, welcher man hier allein folgt.
A 2
<TEI><text><body><pbfacs="#f0014"n="[3]"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Erſtes Buch</hi>.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>1.</head><lb/><p><hirendition="#in">L</hi>ange hatte ſich Fauſt, mit den Seifen-<lb/>
blaſen der Metaphyſik, den Irrwiſchen der<lb/>
Moral, und den Schatten der Theologie<lb/>
herumgeſchlagen, ohne eine feſte, haltbare<lb/>
Geſtalt, fuͤr ſeinen Sinn herauszukaͤmpfen.<lb/>
Ergrimmt warf er ſich in die dunklen Ge-<lb/>
filde der Magie, und hoffte nun der Natur<lb/>
gewaltſam abzuzwingen, was ſie uns ſo ei-<lb/>
genſinnig verbirgt. Sein erſter Gewinn<lb/>
war die merkwuͤrdige Erfindung der Buch-<lb/>
druckerey, <noteplace="foot"n="*)">So die Tradition, welcher man hier allein<lb/>
folgt.</note> der zweite war ſchaudervoller.<lb/>
Er entdeckte durch Forſchen und Zufall, die<lb/>
furchtbare Formel, den Teufel aus der Hoͤl-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">le</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[3]/0014]
Erſtes Buch.
1.
Lange hatte ſich Fauſt, mit den Seifen-
blaſen der Metaphyſik, den Irrwiſchen der
Moral, und den Schatten der Theologie
herumgeſchlagen, ohne eine feſte, haltbare
Geſtalt, fuͤr ſeinen Sinn herauszukaͤmpfen.
Ergrimmt warf er ſich in die dunklen Ge-
filde der Magie, und hoffte nun der Natur
gewaltſam abzuzwingen, was ſie uns ſo ei-
genſinnig verbirgt. Sein erſter Gewinn
war die merkwuͤrdige Erfindung der Buch-
druckerey, *) der zweite war ſchaudervoller.
Er entdeckte durch Forſchen und Zufall, die
furchtbare Formel, den Teufel aus der Hoͤl-
le
*) So die Tradition, welcher man hier allein
folgt.
A 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/14>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.