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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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nung ab. Sein junges Weib fiel ihm mit
einem hellen Freudenschrey um den Hals,
herzte ihn, und brach dann in wehmüthige
Thränen aus. Die Kinder hiengen sich lär-
mend an seine Knie, durchsuchten begierig
seine Taschen, ob er ihnen etwas mitge-
bracht. Der alte graue Vater nahte sich
mit zitternden Knien, und reichte dem Sohn
traurig die Hand. Faust's Herz bewegte
sich, er fühlte seine Augen naß, er bebte,
und sah zornig nach dem Teufel. Als er
seine Frau fragte, warum sie weinte, ant-
wortete sie schluchzend: "Ach sieh doch,
"Faust, wie die Hungrigen in deinen Ta-
"schen nach Brod suchen, wie kann ich dies
"ohne Thränen ansehen! sie haben lange
"nichts gegessen, wir waren so unglücklich,
"alle deine Freunde haben uns verlassen,
"aber nun ich dich wieder sehe, ist mir als
"erblickte ich das Angesicht eines Engels.
"Ich und dein Vater haben noch mehr um
"dein als um unsertwillen gelitten. Wir
"hatten so fürchterliche Träume und Er-

"scheinun-

nung ab. Sein junges Weib fiel ihm mit
einem hellen Freudenſchrey um den Hals,
herzte ihn, und brach dann in wehmuͤthige
Thraͤnen aus. Die Kinder hiengen ſich laͤr-
mend an ſeine Knie, durchſuchten begierig
ſeine Taſchen, ob er ihnen etwas mitge-
bracht. Der alte graue Vater nahte ſich
mit zitternden Knien, und reichte dem Sohn
traurig die Hand. Fauſt’s Herz bewegte
ſich, er fuͤhlte ſeine Augen naß, er bebte,
und ſah zornig nach dem Teufel. Als er
ſeine Frau fragte, warum ſie weinte, ant-
wortete ſie ſchluchzend: „Ach ſieh doch,
„Fauſt, wie die Hungrigen in deinen Ta-
„ſchen nach Brod ſuchen, wie kann ich dies
„ohne Thraͤnen anſehen! ſie haben lange
„nichts gegeſſen, wir waren ſo ungluͤcklich,
„alle deine Freunde haben uns verlaſſen,
„aber nun ich dich wieder ſehe, iſt mir als
„erblickte ich das Angeſicht eines Engels.
„Ich und dein Vater haben noch mehr um
„dein als um unſertwillen gelitten. Wir
„hatten ſo fuͤrchterliche Traͤume und Er-

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[123/0134] nung ab. Sein junges Weib fiel ihm mit einem hellen Freudenſchrey um den Hals, herzte ihn, und brach dann in wehmuͤthige Thraͤnen aus. Die Kinder hiengen ſich laͤr- mend an ſeine Knie, durchſuchten begierig ſeine Taſchen, ob er ihnen etwas mitge- bracht. Der alte graue Vater nahte ſich mit zitternden Knien, und reichte dem Sohn traurig die Hand. Fauſt’s Herz bewegte ſich, er fuͤhlte ſeine Augen naß, er bebte, und ſah zornig nach dem Teufel. Als er ſeine Frau fragte, warum ſie weinte, ant- wortete ſie ſchluchzend: „Ach ſieh doch, „Fauſt, wie die Hungrigen in deinen Ta- „ſchen nach Brod ſuchen, wie kann ich dies „ohne Thraͤnen anſehen! ſie haben lange „nichts gegeſſen, wir waren ſo ungluͤcklich, „alle deine Freunde haben uns verlaſſen, „aber nun ich dich wieder ſehe, iſt mir als „erblickte ich das Angeſicht eines Engels. „Ich und dein Vater haben noch mehr um „dein als um unſertwillen gelitten. Wir „hatten ſo fuͤrchterliche Traͤume und Er- „ſcheinun-

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/134>, abgerufen am 21.11.2024.