den Armen des Teufels um Schutz, bey dem Eremiten zu suchen, den er ihr, vermöge seines Rocks, nicht versagen konnte.
Der Teufel und Faust stellten sich trun- ken, und zum Schlafe geneigt; ehe sie sich niederwarfen, steckte der Teufel, vor des Eremiten Augen, einen schweren Beutel voll Gold unter die Streu, legte seine und Fausts reiche Ringe in eine Schachtel, die Faust zu sich nahm. Auf den Tisch legten sie ih- re Schwerdter und Dolche, warfen sich nie- der und schnarchten.
Die Pilgerin nahte leise dem Tische, goß mit ihrer niedlichen und schneeweißen Hand einen Becher voll schäumenden Weins. Sie kostete den Rand mit ihrem reizenden frischen Munde, und reichte ihn dem Ere- miten dar. Er stund da wie betäubt, und in der Verwirrung leerte er diesen und eini- ge folgende aus, und verschluckte gierig die Leckerbissen, die ihm die Zauberin, einen nach dem andern, in den Mund steckte. Hierauf zog sie ihn hinaus, bat ihn unter
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den Armen des Teufels um Schutz, bey dem Eremiten zu ſuchen, den er ihr, vermoͤge ſeines Rocks, nicht verſagen konnte.
Der Teufel und Fauſt ſtellten ſich trun- ken, und zum Schlafe geneigt; ehe ſie ſich niederwarfen, ſteckte der Teufel, vor des Eremiten Augen, einen ſchweren Beutel voll Gold unter die Streu, legte ſeine und Fauſts reiche Ringe in eine Schachtel, die Fauſt zu ſich nahm. Auf den Tiſch legten ſie ih- re Schwerdter und Dolche, warfen ſich nie- der und ſchnarchten.
Die Pilgerin nahte leiſe dem Tiſche, goß mit ihrer niedlichen und ſchneeweißen Hand einen Becher voll ſchaͤumenden Weins. Sie koſtete den Rand mit ihrem reizenden friſchen Munde, und reichte ihn dem Ere- miten dar. Er ſtund da wie betaͤubt, und in der Verwirrung leerte er dieſen und eini- ge folgende aus, und verſchluckte gierig die Leckerbiſſen, die ihm die Zauberin, einen nach dem andern, in den Mund ſteckte. Hierauf zog ſie ihn hinaus, bat ihn unter
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den Armen des Teufels um Schutz, bey dem
Eremiten zu ſuchen, den er ihr, vermoͤge
ſeines Rocks, nicht verſagen konnte.
Der Teufel und Fauſt ſtellten ſich trun-
ken, und zum Schlafe geneigt; ehe ſie ſich
niederwarfen, ſteckte der Teufel, vor des
Eremiten Augen, einen ſchweren Beutel voll
Gold unter die Streu, legte ſeine und Fauſts
reiche Ringe in eine Schachtel, die Fauſt
zu ſich nahm. Auf den Tiſch legten ſie ih-
re Schwerdter und Dolche, warfen ſich nie-
der und ſchnarchten.
Die Pilgerin nahte leiſe dem Tiſche,
goß mit ihrer niedlichen und ſchneeweißen
Hand einen Becher voll ſchaͤumenden Weins.
Sie koſtete den Rand mit ihrem reizenden
friſchen Munde, und reichte ihn dem Ere-
miten dar. Er ſtund da wie betaͤubt, und
in der Verwirrung leerte er dieſen und eini-
ge folgende aus, und verſchluckte gierig die
Leckerbiſſen, die ihm die Zauberin, einen
nach dem andern, in den Mund ſteckte.
Hierauf zog ſie ihn hinaus, bat ihn unter
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/130>, abgerufen am 27.11.2024.
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