schnell die Thüre, und eine junge Pilgerinn fuhr athemlos herein. Als sie sich von ihrer Furcht und ihrem Schrecken erholt hatte, erzählte sie, wie sie ein Ritter verfolgt hätte, dem sie so glücklich gewesen zu entwi- schen, und sich bey dem frommen Eremiten zu retten. Man bewillkommte sie freund- lich, und entdeckte eine blühende, wollüstig gebildete Schönheit in ihr, die dem heiligen Antonius selbst den Sieg über das Fleisch würde schwer gemacht haben. Sie setzte sich zu dem Teufel, nahm bescheiden Theil an dem Mahl, und der Teufel nahm sich Freyheiten mit ihr heraus, die anfangs den Eremiten empörten, endlich verwirrten, und da der Teufel in einem Augenblick ihren milchweißen, vollen, schimmernden und he- benden Busen aufdeckte, ihre schwarze Haare darüber rollten, so fühlte er das glühende Feuer der Lust, von diesem Busen so heiß in den seinen hinüber fließen, daß er beynahe vergaß, dagegen zu kämpfen. Die Pilgerin riß sich beschämt und zornig aus
den
ſchnell die Thuͤre, und eine junge Pilgerinn fuhr athemlos herein. Als ſie ſich von ihrer Furcht und ihrem Schrecken erholt hatte, erzaͤhlte ſie, wie ſie ein Ritter verfolgt haͤtte, dem ſie ſo gluͤcklich geweſen zu entwi- ſchen, und ſich bey dem frommen Eremiten zu retten. Man bewillkommte ſie freund- lich, und entdeckte eine bluͤhende, wolluͤſtig gebildete Schoͤnheit in ihr, die dem heiligen Antonius ſelbſt den Sieg uͤber das Fleiſch wuͤrde ſchwer gemacht haben. Sie ſetzte ſich zu dem Teufel, nahm beſcheiden Theil an dem Mahl, und der Teufel nahm ſich Freyheiten mit ihr heraus, die anfangs den Eremiten empoͤrten, endlich verwirrten, und da der Teufel in einem Augenblick ihren milchweißen, vollen, ſchimmernden und he- benden Buſen aufdeckte, ihre ſchwarze Haare daruͤber rollten, ſo fuͤhlte er das gluͤhende Feuer der Luſt, von dieſem Buſen ſo heiß in den ſeinen hinuͤber fließen, daß er beynahe vergaß, dagegen zu kaͤmpfen. Die Pilgerin riß ſich beſchaͤmt und zornig aus
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ſchnell die Thuͤre, und eine junge Pilgerinn
fuhr athemlos herein. Als ſie ſich von
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hatte, erzaͤhlte ſie, wie ſie ein Ritter verfolgt
haͤtte, dem ſie ſo gluͤcklich geweſen zu entwi-
ſchen, und ſich bey dem frommen Eremiten
zu retten. Man bewillkommte ſie freund-
lich, und entdeckte eine bluͤhende, wolluͤſtig
gebildete Schoͤnheit in ihr, die dem heiligen
Antonius ſelbſt den Sieg uͤber das Fleiſch
wuͤrde ſchwer gemacht haben. Sie ſetzte
ſich zu dem Teufel, nahm beſcheiden Theil
an dem Mahl, und der Teufel nahm ſich
Freyheiten mit ihr heraus, die anfangs
den Eremiten empoͤrten, endlich verwirrten,
und da der Teufel in einem Augenblick ihren
milchweißen, vollen, ſchimmernden und he-
benden Buſen aufdeckte, ihre ſchwarze Haare
daruͤber rollten, ſo fuͤhlte er das gluͤhende
Feuer der Luſt, von dieſem Buſen ſo
heiß in den ſeinen hinuͤber fließen, daß er
beynahe vergaß, dagegen zu kaͤmpfen. Die
Pilgerin riß ſich beſchaͤmt und zornig aus
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/129>, abgerufen am 24.11.2024.
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