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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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nicht in die Einsamkeit eilten, ihr Leben dem
Gebeth weihten, um die Rache des erzürn-
ten Himmels von dem Haupt der Sünder ab-
zuwenden.

Faust. Guter Bruder, ihr schlagt euer
Gebeth ziemlich hoch an, und glaubt mir
nur, es ist noch immer leichter zu beten als
zu arbeiten.

Teufel. Hört doch, ihr habt da einen
Zug um den Mund, der euch zum Heuchler
stempelt, und eure Augen, die in einem so
engen Kreiße herumlaufen, und immer ge-
gen den Boden gekehrt sind, sagen mir, daß
sie überzeugt sind, sie würden zu Verräthern
eures Herzens, wenn sie aufblickten.

Der Eremit hub die Augen gen Himmel,
betete mit gefaltnen Händen, und sprach:
"So antwortet der Gerechte dem Spötter."

Faust. Genug! kommt, Bruder, und
laßt es euch gut mit uns seyn.

Der Eremit war nicht zu bewegen, Faust
sah den Teufel höhnisch an, der es noch höh-
nischer erwiederte. Auf ein[mal] [ö]fnete sich

schnell
H 3

nicht in die Einſamkeit eilten, ihr Leben dem
Gebeth weihten, um die Rache des erzuͤrn-
ten Himmels von dem Haupt der Suͤnder ab-
zuwenden.

Fauſt. Guter Bruder, ihr ſchlagt euer
Gebeth ziemlich hoch an, und glaubt mir
nur, es iſt noch immer leichter zu beten als
zu arbeiten.

Teufel. Hoͤrt doch, ihr habt da einen
Zug um den Mund, der euch zum Heuchler
ſtempelt, und eure Augen, die in einem ſo
engen Kreiße herumlaufen, und immer ge-
gen den Boden gekehrt ſind, ſagen mir, daß
ſie uͤberzeugt ſind, ſie wuͤrden zu Verraͤthern
eures Herzens, wenn ſie aufblickten.

Der Eremit hub die Augen gen Himmel,
betete mit gefaltnen Haͤnden, und ſprach:
„So antwortet der Gerechte dem Spoͤtter.“

Fauſt. Genug! kommt, Bruder, und
laßt es euch gut mit uns ſeyn.

Der Eremit war nicht zu bewegen, Fauſt
ſah den Teufel hoͤhniſch an, der es noch hoͤh-
niſcher erwiederte. Auf ein[mal] [oͤ]fnete ſich

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[117/0128] nicht in die Einſamkeit eilten, ihr Leben dem Gebeth weihten, um die Rache des erzuͤrn- ten Himmels von dem Haupt der Suͤnder ab- zuwenden. Fauſt. Guter Bruder, ihr ſchlagt euer Gebeth ziemlich hoch an, und glaubt mir nur, es iſt noch immer leichter zu beten als zu arbeiten. Teufel. Hoͤrt doch, ihr habt da einen Zug um den Mund, der euch zum Heuchler ſtempelt, und eure Augen, die in einem ſo engen Kreiße herumlaufen, und immer ge- gen den Boden gekehrt ſind, ſagen mir, daß ſie uͤberzeugt ſind, ſie wuͤrden zu Verraͤthern eures Herzens, wenn ſie aufblickten. Der Eremit hub die Augen gen Himmel, betete mit gefaltnen Haͤnden, und ſprach: „So antwortet der Gerechte dem Spoͤtter.“ Fauſt. Genug! kommt, Bruder, und laßt es euch gut mit uns ſeyn. Der Eremit war nicht zu bewegen, Fauſt ſah den Teufel hoͤhniſch an, der es noch hoͤh- niſcher erwiederte. Auf einmal oͤfnete ſich ſchnell H 3

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/128>, abgerufen am 24.11.2024.