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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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Teufel. Auch Ruhe reizt zur Sünde, und
mehr als Speis und Trank; woher nehmt
ihr das?

Eremit. Die Bauern bringen mir des
kümmerlichen Lebens Unterhalt.

Faust. Und was thut ihr für sie?

Eremit. Ich bete für sie.

Faust. Gedeiht es ihnen?

Eremit. Ich hoffe, und sie glauben es.

Teufel. Bruder, ihr seyd ein Schelm.

Eremit. Beleidigungen der sündigen
Welt sind dem Gerechten nöthige Züchtigung.

Teufel. Warum seht ihr nicht aufwärts?
Warum erröthet ihr? Nun denkt einmal,
ich verstünde die Kunst, auf des Menschen
Angesicht zu lesen, was in seinem Herzen
spuckt.

Eremit. Desto schlimmer für euch, ihr
werdet euch selten in Gesellschaft freuen.

Teufel. Ho! ho! wißt ihr doch das?
er sah nach Faust.

Eremit. Es ist eine sündige Welt, in der
wir leben, und weh ihr, wenn tausende

nicht

Teufel. Auch Ruhe reizt zur Suͤnde, und
mehr als Speis und Trank; woher nehmt
ihr das?

Eremit. Die Bauern bringen mir des
kuͤmmerlichen Lebens Unterhalt.

Fauſt. Und was thut ihr fuͤr ſie?

Eremit. Ich bete fuͤr ſie.

Fauſt. Gedeiht es ihnen?

Eremit. Ich hoffe, und ſie glauben es.

Teufel. Bruder, ihr ſeyd ein Schelm.

Eremit. Beleidigungen der ſuͤndigen
Welt ſind dem Gerechten noͤthige Zuͤchtigung.

Teufel. Warum ſeht ihr nicht aufwaͤrts?
Warum erroͤthet ihr? Nun denkt einmal,
ich verſtuͤnde die Kunſt, auf des Menſchen
Angeſicht zu leſen, was in ſeinem Herzen
ſpuckt.

Eremit. Deſto ſchlimmer fuͤr euch, ihr
werdet euch ſelten in Geſellſchaft freuen.

Teufel. Ho! ho! wißt ihr doch das?
er ſah nach Fauſt.

Eremit. Es iſt eine ſuͤndige Welt, in der
wir leben, und weh ihr, wenn tauſende

nicht
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[116/0127] Teufel. Auch Ruhe reizt zur Suͤnde, und mehr als Speis und Trank; woher nehmt ihr das? Eremit. Die Bauern bringen mir des kuͤmmerlichen Lebens Unterhalt. Fauſt. Und was thut ihr fuͤr ſie? Eremit. Ich bete fuͤr ſie. Fauſt. Gedeiht es ihnen? Eremit. Ich hoffe, und ſie glauben es. Teufel. Bruder, ihr ſeyd ein Schelm. Eremit. Beleidigungen der ſuͤndigen Welt ſind dem Gerechten noͤthige Zuͤchtigung. Teufel. Warum ſeht ihr nicht aufwaͤrts? Warum erroͤthet ihr? Nun denkt einmal, ich verſtuͤnde die Kunſt, auf des Menſchen Angeſicht zu leſen, was in ſeinem Herzen ſpuckt. Eremit. Deſto ſchlimmer fuͤr euch, ihr werdet euch ſelten in Geſellſchaft freuen. Teufel. Ho! ho! wißt ihr doch das? er ſah nach Fauſt. Eremit. Es iſt eine ſuͤndige Welt, in der wir leben, und weh ihr, wenn tauſende nicht

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/127>, abgerufen am 24.11.2024.