handel der Fürsten mit ihren Unterthanen, Bauernschinderey, das ist euer Getreibs. Ich muß dich auf eine Bühne führen, wo die Leidenschaften etwas freyer würken, und wo man zu großen Zwecken große Kräf- te anwendet.
Faust. Und ich will dich zwingen, an den moralischen Werth des Menschen zu glauben, bevor wir mein Vaterland verlas- sen, wenn wir sagen können, daß wir eins haben. Nicht ferne lebt ein Fürst, den ganz Teutschland als ein Muster der Tu- gend und Gerechtigkeit preißt, diesen wol- len wir besuchen und belauschen.
Topp, sagte der Teufel, ein solcher Mann könnte auch mir um der Seltenheit gefallen.
Der Geist kam mit Fausts Geräthschaf- ten an, sie schickten ihn nach Mainz voraus, um in einer Herberge Quartier zu bestellen. Faust wollte aus geheimen Absichten, die der Teufel roch, bey einem Eremiten an der Homburger Höhe übernachten, der weit und breit im Geruch besondrer Heiligkeit
stund.
handel der Fuͤrſten mit ihren Unterthanen, Bauernſchinderey, das iſt euer Getreibs. Ich muß dich auf eine Buͤhne fuͤhren, wo die Leidenſchaften etwas freyer wuͤrken, und wo man zu großen Zwecken große Kraͤf- te anwendet.
Fauſt. Und ich will dich zwingen, an den moraliſchen Werth des Menſchen zu glauben, bevor wir mein Vaterland verlaſ- ſen, wenn wir ſagen koͤnnen, daß wir eins haben. Nicht ferne lebt ein Fuͤrſt, den ganz Teutſchland als ein Muſter der Tu- gend und Gerechtigkeit preißt, dieſen wol- len wir beſuchen und belauſchen.
Topp, ſagte der Teufel, ein ſolcher Mann koͤnnte auch mir um der Seltenheit gefallen.
Der Geiſt kam mit Fauſts Geraͤthſchaf- ten an, ſie ſchickten ihn nach Mainz voraus, um in einer Herberge Quartier zu beſtellen. Fauſt wollte aus geheimen Abſichten, die der Teufel roch, bey einem Eremiten an der Homburger Hoͤhe uͤbernachten, der weit und breit im Geruch beſondrer Heiligkeit
ſtund.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0120"n="109"/>
handel der Fuͤrſten mit ihren Unterthanen,<lb/>
Bauernſchinderey, das iſt euer Getreibs.<lb/>
Ich muß dich auf eine Buͤhne fuͤhren, wo<lb/>
die Leidenſchaften etwas freyer wuͤrken,<lb/>
und wo man zu großen Zwecken große Kraͤf-<lb/>
te anwendet.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fauſt</hi>. Und ich will dich zwingen, an<lb/>
den moraliſchen Werth des Menſchen zu<lb/>
glauben, bevor wir mein Vaterland verlaſ-<lb/>ſen, wenn wir ſagen koͤnnen, daß wir eins<lb/>
haben. Nicht ferne lebt ein Fuͤrſt, den<lb/>
ganz Teutſchland als ein Muſter der Tu-<lb/>
gend und Gerechtigkeit preißt, dieſen wol-<lb/>
len wir beſuchen und belauſchen.</p><lb/><p>Topp, ſagte der Teufel, ein ſolcher Mann<lb/>
koͤnnte auch mir um der Seltenheit gefallen.</p><lb/><p>Der Geiſt kam mit Fauſts Geraͤthſchaf-<lb/>
ten an, ſie ſchickten ihn nach Mainz voraus,<lb/>
um in einer Herberge Quartier zu beſtellen.<lb/>
Fauſt wollte aus geheimen Abſichten, die<lb/>
der Teufel roch, bey einem Eremiten an der<lb/>
Homburger Hoͤhe uͤbernachten, der weit<lb/>
und breit im Geruch beſondrer Heiligkeit<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſtund.</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[109/0120]
handel der Fuͤrſten mit ihren Unterthanen,
Bauernſchinderey, das iſt euer Getreibs.
Ich muß dich auf eine Buͤhne fuͤhren, wo
die Leidenſchaften etwas freyer wuͤrken,
und wo man zu großen Zwecken große Kraͤf-
te anwendet.
Fauſt. Und ich will dich zwingen, an
den moraliſchen Werth des Menſchen zu
glauben, bevor wir mein Vaterland verlaſ-
ſen, wenn wir ſagen koͤnnen, daß wir eins
haben. Nicht ferne lebt ein Fuͤrſt, den
ganz Teutſchland als ein Muſter der Tu-
gend und Gerechtigkeit preißt, dieſen wol-
len wir beſuchen und belauſchen.
Topp, ſagte der Teufel, ein ſolcher Mann
koͤnnte auch mir um der Seltenheit gefallen.
Der Geiſt kam mit Fauſts Geraͤthſchaf-
ten an, ſie ſchickten ihn nach Mainz voraus,
um in einer Herberge Quartier zu beſtellen.
Fauſt wollte aus geheimen Abſichten, die
der Teufel roch, bey einem Eremiten an der
Homburger Hoͤhe uͤbernachten, der weit
und breit im Geruch beſondrer Heiligkeit
ſtund.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/120>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.