Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.deß er flüchtig über die Haide hinfährt und Kalt höflich bat Ponce Don Juan ihn zu Als er wieder erwachte, fand er sich allein, deß er fluͤchtig uͤber die Haide hinfaͤhrt und Kalt hoͤflich bat Ponce Don Juan ihn zu Als er wieder erwachte, fand er ſich allein, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0087" n="85"/> deß er fluͤchtig uͤber die Haide hinfaͤhrt und<lb/> nur die ſpaͤrlichen Blumen verſengt daß ſie<lb/> verdorren und keine Spur zuruͤcklaſſen.</p><lb/> <p>Kalt hoͤflich bat Ponce Don Juan ihn zu<lb/> ſeiner Wohnung zu begleiten, damit er ihm<lb/> ſeine Gemahlin vorſtellen koͤnne. Juan folgte<lb/> mechaniſch. Es war eben die Zeit der Sieſta;<lb/> die Bruͤder traten in einen von dichtem Wein-<lb/> laube umhuͤllten Pavillon — da ruhete an ei-<lb/> nem marmornen Denkſteine eben die blaſſe<lb/> Geſtalt ſchlummernd und unbeweglich, neben<lb/> dem ſteinernen Genius des Todes, deſſen um-<lb/> geſtuͤrzte Fackel ihre Bruſt beruͤhrte. Juan<lb/> ſtand ſtarr und eingewurzelt, die finſtere Ah-<lb/> nung ſtieg raſch vor ſeinem Geiſte auf und<lb/> verſchwand nicht wieder, und wurde furchtbar<lb/> deutlich, wie das ſich ploͤzlich aufloͤſende Raͤth-<lb/> ſel des Oedipus. Dann verließen ihn die<lb/> Sinne, und er ſank bewuſtlos auf den Stein<lb/> nieder.</p><lb/> <p>Als er wieder erwachte, fand er ſich allein,<lb/> und nur der ſtumme ernſte Juͤngling war bei<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [85/0087]
deß er fluͤchtig uͤber die Haide hinfaͤhrt und
nur die ſpaͤrlichen Blumen verſengt daß ſie
verdorren und keine Spur zuruͤcklaſſen.
Kalt hoͤflich bat Ponce Don Juan ihn zu
ſeiner Wohnung zu begleiten, damit er ihm
ſeine Gemahlin vorſtellen koͤnne. Juan folgte
mechaniſch. Es war eben die Zeit der Sieſta;
die Bruͤder traten in einen von dichtem Wein-
laube umhuͤllten Pavillon — da ruhete an ei-
nem marmornen Denkſteine eben die blaſſe
Geſtalt ſchlummernd und unbeweglich, neben
dem ſteinernen Genius des Todes, deſſen um-
geſtuͤrzte Fackel ihre Bruſt beruͤhrte. Juan
ſtand ſtarr und eingewurzelt, die finſtere Ah-
nung ſtieg raſch vor ſeinem Geiſte auf und
verſchwand nicht wieder, und wurde furchtbar
deutlich, wie das ſich ploͤzlich aufloͤſende Raͤth-
ſel des Oedipus. Dann verließen ihn die
Sinne, und er ſank bewuſtlos auf den Stein
nieder.
Als er wieder erwachte, fand er ſich allein,
und nur der ſtumme ernſte Juͤngling war bei
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |