Augenblicke zu einem Kozebue erheben, dieser Kozebue ginge dann nie unter, und selbst am Ende aller Dinge lägen noch seine lezten Werke in dem Hogarthschen Schwanzstücke, und die Zeit könnte ihre lezte Pfeife die sie da raucht, mit einer Szene aus seinem lezten Drama anbrennen, und so begeistert, in die Ewigkeit übergehen!"
Der Mann wollte jetzt still abtreten, und ohne, wie ein schlechter Akteur, noch zum Schlusse eine gewaltige Tirade zu machen; ich aber hielt ihn bei der Hand, und sagte: "Nicht so eilig, Freund, ist es doch nicht nöthig, da du immer Zeit hast, so lange nur überhaupt von der Zeit selbst die Rede sein kann; denn aus deinen Worten zu schließen, halte ich dich für den ewigen Juden, der, weil er das Un- sterbliche lästerte, zur Strafe schon hier unten unsterblich geworden ist, wo alles um ihn her vergeht. Du siehst finster, du einziger Mensch, dessen Leben der Zeiger der Zeit, der als ein
Augenblicke zu einem Kozebue erheben, dieſer Kozebue ginge dann nie unter, und ſelbſt am Ende aller Dinge laͤgen noch ſeine lezten Werke in dem Hogarthſchen Schwanzſtuͤcke, und die Zeit koͤnnte ihre lezte Pfeife die ſie da raucht, mit einer Szene aus ſeinem lezten Drama anbrennen, und ſo begeiſtert, in die Ewigkeit uͤbergehen!“
Der Mann wollte jetzt ſtill abtreten, und ohne, wie ein ſchlechter Akteur, noch zum Schluſſe eine gewaltige Tirade zu machen; ich aber hielt ihn bei der Hand, und ſagte: „Nicht ſo eilig, Freund, iſt es doch nicht noͤthig, da du immer Zeit haſt, ſo lange nur uͤberhaupt von der Zeit ſelbſt die Rede ſein kann; denn aus deinen Worten zu ſchließen, halte ich dich fuͤr den ewigen Juden, der, weil er das Un- ſterbliche laͤſterte, zur Strafe ſchon hier unten unſterblich geworden iſt, wo alles um ihn her vergeht. Du ſiehſt finſter, du einziger Menſch, deſſen Leben der Zeiger der Zeit, der als ein
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Augenblicke zu einem Kozebue erheben, dieſer
Kozebue ginge dann nie unter, und ſelbſt am
Ende aller Dinge laͤgen noch ſeine lezten Werke
in dem Hogarthſchen Schwanzſtuͤcke, und die
Zeit koͤnnte ihre lezte Pfeife die ſie da raucht,
mit einer Szene aus ſeinem lezten Drama
anbrennen, und ſo begeiſtert, in die Ewigkeit
uͤbergehen!“
Der Mann wollte jetzt ſtill abtreten, und
ohne, wie ein ſchlechter Akteur, noch zum
Schluſſe eine gewaltige Tirade zu machen; ich
aber hielt ihn bei der Hand, und ſagte: „Nicht
ſo eilig, Freund, iſt es doch nicht noͤthig, da
du immer Zeit haſt, ſo lange nur uͤberhaupt
von der Zeit ſelbſt die Rede ſein kann; denn
aus deinen Worten zu ſchließen, halte ich dich
fuͤr den ewigen Juden, der, weil er das Un-
ſterbliche laͤſterte, zur Strafe ſchon hier unten
unſterblich geworden iſt, wo alles um ihn her
vergeht. Du ſiehſt finſter, du einziger Menſch,
deſſen Leben der Zeiger der Zeit, der als ein
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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/61>, abgerufen am 25.11.2024.
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