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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.

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einer Reise durch drei oder vier Magen, wie-
der in den Schooß, oder mindestens in den
Bauch ihrer getreuen Unterthanen zu führen.
An dem Gehirne wie vieler Könige und Für-
sten hast du dich gemästet, du fetter Schma-
rozer, bis du zu diesem Grade von Wohlbe-
leibtheit gekommen bist? Den Idealismus wie
vieler Philosophen hast du auf diesen deinen
Realismus zurückgeführt? Du bist ein unwi-
derlegbarer Beleg für die reelle Nüzlichkeit der
Ideen, da du dich an der Weisheit so man-
cher Köpfe wacker gemästet hast. -- Dir ist
nichts mehr heilig, weder Schönheit noch Häß-
lichkeit, weder Tugend noch Laster; alles um-
windest du Laokoons Schlange, und beurkun-
dest deine intensive Erhabenheit an dem gan-
zen Menschengeschlechte. Wo ist jezt das Auge
das so bezaubernd lächelte, oder so drohend
gebot -- Du Satiriker sizest allein in der lee-
ren Knochenhöle und schauest frech und boshaft
um dich, und machst das Haupt zu deiner
Wohnung, und zu etwas noch schlechterm, in

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einer Reiſe durch drei oder vier Magen, wie-
der in den Schooß, oder mindeſtens in den
Bauch ihrer getreuen Unterthanen zu fuͤhren.
An dem Gehirne wie vieler Koͤnige und Fuͤr-
ſten haſt du dich gemaͤſtet, du fetter Schma-
rozer, bis du zu dieſem Grade von Wohlbe-
leibtheit gekommen biſt? Den Idealismus wie
vieler Philoſophen haſt du auf dieſen deinen
Realismus zuruͤckgefuͤhrt? Du biſt ein unwi-
derlegbarer Beleg fuͤr die reelle Nuͤzlichkeit der
Ideen, da du dich an der Weisheit ſo man-
cher Koͤpfe wacker gemaͤſtet haſt. — Dir iſt
nichts mehr heilig, weder Schoͤnheit noch Haͤß-
lichkeit, weder Tugend noch Laſter; alles um-
windeſt du Laokoons Schlange, und beurkun-
deſt deine intenſive Erhabenheit an dem gan-
zen Menſchengeſchlechte. Wo iſt jezt das Auge
das ſo bezaubernd laͤchelte, oder ſo drohend
gebot — Du Satiriker ſizeſt allein in der lee-
ren Knochenhoͤle und ſchaueſt frech und boshaft
um dich, und machſt das Haupt zu deiner
Wohnung, und zu etwas noch ſchlechterm, in

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[289/0291] einer Reiſe durch drei oder vier Magen, wie- der in den Schooß, oder mindeſtens in den Bauch ihrer getreuen Unterthanen zu fuͤhren. An dem Gehirne wie vieler Koͤnige und Fuͤr- ſten haſt du dich gemaͤſtet, du fetter Schma- rozer, bis du zu dieſem Grade von Wohlbe- leibtheit gekommen biſt? Den Idealismus wie vieler Philoſophen haſt du auf dieſen deinen Realismus zuruͤckgefuͤhrt? Du biſt ein unwi- derlegbarer Beleg fuͤr die reelle Nuͤzlichkeit der Ideen, da du dich an der Weisheit ſo man- cher Koͤpfe wacker gemaͤſtet haſt. — Dir iſt nichts mehr heilig, weder Schoͤnheit noch Haͤß- lichkeit, weder Tugend noch Laſter; alles um- windeſt du Laokoons Schlange, und beurkun- deſt deine intenſive Erhabenheit an dem gan- zen Menſchengeſchlechte. Wo iſt jezt das Auge das ſo bezaubernd laͤchelte, oder ſo drohend gebot — Du Satiriker ſizeſt allein in der lee- ren Knochenhoͤle und ſchaueſt frech und boshaft um dich, und machſt das Haupt zu deiner Wohnung, und zu etwas noch ſchlechterm, in 19

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Zitationshilfe: Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/291>, abgerufen am 22.11.2024.