Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.Poet meinte, die zweite Welt lausche in die Ich war unwillkührlich an dem Denkmale Der Poet trieb sich eine Zeitlang unter Da hörte ich im Schlafe das Gewitter auf- Poet meinte, die zweite Welt lauſche in die Ich war unwillkuͤhrlich an dem Denkmale Der Poet trieb ſich eine Zeitlang unter Da hoͤrte ich im Schlafe das Gewitter auf- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0276" n="274"/> Poet meinte, die zweite Welt lauſche in die<lb/> untenliegende herunter — ich hielt es nur fuͤr<lb/> aͤffenden Wiederhall und matten taͤuſchenden<lb/> Lichtſchein, der noch eine Weile dem verſunkenen<lb/> Leben nachgaukelt; wie der abgeſtorbene faulende<lb/> Baum noch eine Zeitlang des Nachts zu glaͤn-<lb/> zen ſcheint, bis er ganz in Staub zerfaͤllt. —</p><lb/> <p>Ich war unwillkuͤhrlich an dem Denkmale<lb/> eines Alchymiſten ſtehen geblieben; ein alter<lb/> kraͤftiger Kopf ſtarrte aus dem Steine hervor,<lb/> und unverſtaͤndliche Zeichen aus der Kabbala<lb/> waren die Inſchrift.</p><lb/> <p>Der Poet trieb ſich eine Zeitlang unter<lb/> den Graͤbern herum, und beſprach ſich ab-<lb/> wechſelnd mit auf dem Boden liegenden<lb/> Schaͤdeln, um ſich in Feuer zu ſetzen, wie er<lb/> ſagte; mir wurde es langweilig, und ich ſchlief<lb/> daruͤber am Denkmale ein.</p><lb/> <p>Da hoͤrte ich im Schlafe das Gewitter auf-<lb/> ſteigen, und der Poet wollte den Donner in<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [274/0276]
Poet meinte, die zweite Welt lauſche in die
untenliegende herunter — ich hielt es nur fuͤr
aͤffenden Wiederhall und matten taͤuſchenden
Lichtſchein, der noch eine Weile dem verſunkenen
Leben nachgaukelt; wie der abgeſtorbene faulende
Baum noch eine Zeitlang des Nachts zu glaͤn-
zen ſcheint, bis er ganz in Staub zerfaͤllt. —
Ich war unwillkuͤhrlich an dem Denkmale
eines Alchymiſten ſtehen geblieben; ein alter
kraͤftiger Kopf ſtarrte aus dem Steine hervor,
und unverſtaͤndliche Zeichen aus der Kabbala
waren die Inſchrift.
Der Poet trieb ſich eine Zeitlang unter
den Graͤbern herum, und beſprach ſich ab-
wechſelnd mit auf dem Boden liegenden
Schaͤdeln, um ſich in Feuer zu ſetzen, wie er
ſagte; mir wurde es langweilig, und ich ſchlief
daruͤber am Denkmale ein.
Da hoͤrte ich im Schlafe das Gewitter auf-
ſteigen, und der Poet wollte den Donner in
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Zitationshilfe: | Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/276>, abgerufen am 25.07.2024. |