Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.auf diese dürre Steppe der Erde herunterge- An den Mond. Sanftes Antlitz voll Gutmüthigkeit und auf dieſe duͤrre Steppe der Erde herunterge- An den Mond. Sanftes Antlitz voll Gutmuͤthigkeit und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0236" n="234"/> auf dieſe duͤrre Steppe der Erde herunterge-<lb/> fallen iſt, fing doch am Ende auch bei mir an<lb/> es ernſtlicher zu nehmen, und ich machte zu<lb/> meinem eigenen Entſetzen mehrere Gedichte in<lb/> Verſen, ſchaute auch in den Mond, und ſang<lb/> gar zu Zeiten mit, wenn draußen um das Toll-<lb/> haus her die Nachtigallen pfiffen. Ich habe<lb/> wahrhaft einmal einige Ruͤhrung an einem ſo-<lb/> genannten melancholiſchen Abende verſpuͤrt; ja<lb/> ich konnte in gewiſſen Stunden aus einem<lb/> Loche meiner Kaukaſushoͤle ſchauen, und we-<lb/> niger denken als nichts. — Auch Betrachtun-<lb/> gen habe ich in dieſem Zeitpunkte meiner<lb/> Schreibtafel einverleibt, von welchen ich doch<lb/> hier einige fuͤr gefuͤhlvolle Seelen ausheben<lb/> will.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">An den Mond.</hi> </hi> </p><lb/> <p>Sanftes Antlitz voll Gutmuͤthigkeit und<lb/> Ruͤhrung; denn beides mußt du dir verei-<lb/> nen, weil du nicht einmal am Himmel den<lb/> Mund aufreißeſt, weder zum Fluchen, noch zum<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [234/0236]
auf dieſe duͤrre Steppe der Erde herunterge-
fallen iſt, fing doch am Ende auch bei mir an
es ernſtlicher zu nehmen, und ich machte zu
meinem eigenen Entſetzen mehrere Gedichte in
Verſen, ſchaute auch in den Mond, und ſang
gar zu Zeiten mit, wenn draußen um das Toll-
haus her die Nachtigallen pfiffen. Ich habe
wahrhaft einmal einige Ruͤhrung an einem ſo-
genannten melancholiſchen Abende verſpuͤrt; ja
ich konnte in gewiſſen Stunden aus einem
Loche meiner Kaukaſushoͤle ſchauen, und we-
niger denken als nichts. — Auch Betrachtun-
gen habe ich in dieſem Zeitpunkte meiner
Schreibtafel einverleibt, von welchen ich doch
hier einige fuͤr gefuͤhlvolle Seelen ausheben
will.
An den Mond.
Sanftes Antlitz voll Gutmuͤthigkeit und
Ruͤhrung; denn beides mußt du dir verei-
nen, weil du nicht einmal am Himmel den
Mund aufreißeſt, weder zum Fluchen, noch zum
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/236 |
Zitationshilfe: | Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/236>, abgerufen am 25.07.2024. |