Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.Ich glühete -- die Beschreibung hatte mich Meine Phantasie arbeitete von jezt an hef- Sie sprachen viel von Nacht und Tag, für Ich saß in meinem Dunkel, und die wun- 13
Ich gluͤhete — die Beſchreibung hatte mich Meine Phantaſie arbeitete von jezt an hef- Sie ſprachen viel von Nacht und Tag, fuͤr Ich ſaß in meinem Dunkel, und die wun- 13
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Ich gluͤhete — die Beſchreibung hatte mich
entzuͤckt; zwiſchen den Menſchen und meiner
Liebe zu ihnen lag eine Scheidewand — wenn
ich die Sonne nur einmal erblicken koͤnnte,
glaubte ich, wuͤrde ſie ſchwinden und ich mich
eines naͤhern Umgangs mit meiner Mutter er-
freuen duͤrfen. —
Meine Phantaſie arbeitete von jezt an hef-
tig, der ſehnſuchtsvolle Geiſt ſtrebte gewalt-
ſam den Koͤrper zu durchbrechen und in das
Licht zu ſchauen. Dort lag das Land meiner
Ahnung, das Italien voll Wunder der Natur
und Kunſt.
Sie ſprachen viel von Nacht und Tag, fuͤr
mich gab es nur eins, einen ewigen Tag,
oder eine ewige Nacht — ſie meinten es ſei
die letztere! —
Ich ſaß in meinem Dunkel, und die wun-
derbare große Welt ging in meinem Geiſte
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Zitationshilfe: | Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/195>, abgerufen am 16.02.2025. |