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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.

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Das Ganze hat sehr viel für sich; finden
wir doch nach Jahrtausenden noch hin und wie-
der auffallende Annäherungen und Verwand-
schaften in dieser Rüksicht, ja ich glaube be-
merkt zu haben, daß manche respektive und
geschäzte Personen sich ihres Daumenmuskels
noch jezt nicht gehörig bedienen lernten, wie
z. B. manche Schriftsteller und Leute die die
Feder führen wollen; sollte ich darin nicht ir-
ren, so spricht das sehr für Darwin. Auf der
andern Seite finden wir auch manche Gefühle
und Geschicklichkeiten in dem Affen, die uns
offenbar bei dem salto mortale zum Menschen
entfallen sind, so liebt z. B. eine Affenmutter
noch heutiges Tages ihre Kinder mehr als
manche Fürstenmutter; das einzige was dies
widerlegen könnte, wäre noch, wenn man
anführen wollte daß diese sie, eben aus über-
großer Liebe vernachläßigte um das zu bezwek-
ken, was jene nur etwas schneller durch das
Erdrücken ihrer Jungen erreicht.


Das Ganze hat ſehr viel fuͤr ſich; finden
wir doch nach Jahrtauſenden noch hin und wie-
der auffallende Annaͤherungen und Verwand-
ſchaften in dieſer Ruͤkſicht, ja ich glaube be-
merkt zu haben, daß manche reſpektive und
geſchaͤzte Perſonen ſich ihres Daumenmuskels
noch jezt nicht gehoͤrig bedienen lernten, wie
z. B. manche Schriftſteller und Leute die die
Feder fuͤhren wollen; ſollte ich darin nicht ir-
ren, ſo ſpricht das ſehr fuͤr Darwin. Auf der
andern Seite finden wir auch manche Gefuͤhle
und Geſchicklichkeiten in dem Affen, die uns
offenbar bei dem salto mortale zum Menſchen
entfallen ſind, ſo liebt z. B. eine Affenmutter
noch heutiges Tages ihre Kinder mehr als
manche Fuͤrſtenmutter; das einzige was dies
widerlegen koͤnnte, waͤre noch, wenn man
anfuͤhren wollte daß dieſe ſie, eben aus uͤber-
großer Liebe vernachlaͤßigte um das zu bezwek-
ken, was jene nur etwas ſchneller durch das
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[146/0148] Das Ganze hat ſehr viel fuͤr ſich; finden wir doch nach Jahrtauſenden noch hin und wie- der auffallende Annaͤherungen und Verwand- ſchaften in dieſer Ruͤkſicht, ja ich glaube be- merkt zu haben, daß manche reſpektive und geſchaͤzte Perſonen ſich ihres Daumenmuskels noch jezt nicht gehoͤrig bedienen lernten, wie z. B. manche Schriftſteller und Leute die die Feder fuͤhren wollen; ſollte ich darin nicht ir- ren, ſo ſpricht das ſehr fuͤr Darwin. Auf der andern Seite finden wir auch manche Gefuͤhle und Geſchicklichkeiten in dem Affen, die uns offenbar bei dem salto mortale zum Menſchen entfallen ſind, ſo liebt z. B. eine Affenmutter noch heutiges Tages ihre Kinder mehr als manche Fuͤrſtenmutter; das einzige was dies widerlegen koͤnnte, waͤre noch, wenn man anfuͤhren wollte daß dieſe ſie, eben aus uͤber- großer Liebe vernachlaͤßigte um das zu bezwek- ken, was jene nur etwas ſchneller durch das Erdruͤcken ihrer Jungen erreicht.

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Zitationshilfe: Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/148>, abgerufen am 24.11.2024.