Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.Die Szene war zu schön; ich wandte mich Mit gedämpfter Stimme sang ich einen Die Szene war zu ſchoͤn; ich wandte mich Mit gedaͤmpfter Stimme ſang ich einen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0013" n="11"/> <p>Die Szene war zu ſchoͤn; ich wandte mich<lb/> weg, um den Augenblick nicht zu ſchauen, in<lb/> dem die Taͤuſchung ſchwaͤnde.</p><lb/> <p>Mit gedaͤmpfter Stimme ſang ich einen<lb/> Sterbegeſang unter dem Fenſter, um in dem<lb/> noch hoͤrenden Ohre den Feuerruf des Moͤnchs<lb/> durch leiſe Toͤne zu verdraͤngen. Den Ster-<lb/> benden iſt die Muſik verſchwiſtert, ſie iſt der<lb/> erſte ſuͤße Laut vom fernen Jenſeits, und die<lb/> Muſe des Geſanges iſt die myſtiſche Schwe-<lb/> ſter, die zum Himmel zeigt. So entſchlum-<lb/> merte Jakob Boͤhme, indem er die ferne Mu-<lb/> ſik vernahm, die Niemand, auſſer dem Ster-<lb/> benden hoͤrte.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [11/0013]
Die Szene war zu ſchoͤn; ich wandte mich
weg, um den Augenblick nicht zu ſchauen, in
dem die Taͤuſchung ſchwaͤnde.
Mit gedaͤmpfter Stimme ſang ich einen
Sterbegeſang unter dem Fenſter, um in dem
noch hoͤrenden Ohre den Feuerruf des Moͤnchs
durch leiſe Toͤne zu verdraͤngen. Den Ster-
benden iſt die Muſik verſchwiſtert, ſie iſt der
erſte ſuͤße Laut vom fernen Jenſeits, und die
Muſe des Geſanges iſt die myſtiſche Schwe-
ſter, die zum Himmel zeigt. So entſchlum-
merte Jakob Boͤhme, indem er die ferne Mu-
ſik vernahm, die Niemand, auſſer dem Ster-
benden hoͤrte.
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