die Pike auf die Brust. "Geh zum Teufel!" sagte er schnaubend, da besann ich mich und sagte: "Verzeiht, Hochwürdiger, ich hielt euch in einer Art Besessenheit für ihn selbst, und sezte euch deshalb die Pike, als ein "Gott sei bei uns!" aufs Herz. Haltet mir's diesmal zu Gute!"
Er stürzte fort.
Ach! dort im Zimmer war die Szene lieb- licher worden. Das schöne Weib hielt den blassen Geliebten still in ihren Armen, wie einen Schlummernden; in schöner Unwissen- heit ahnte sie den Tod noch nicht, und glaubte, daß ihn der Schlaf zum neuen Leben stärken werde -- ein holder Glaube, der im höhern Sinne sie nicht täuschte. Die Kinder knieten ernst am Bette, und nur der jüngste bemü- hete sich den Vater zu wecken, während die Mutter, ihm schweigend mit den Augen zu- winkend, die Hand auf sein umlocktes Haupt legte.
die Pike auf die Bruſt. „Geh zum Teufel!“ ſagte er ſchnaubend, da beſann ich mich und ſagte: „Verzeiht, Hochwuͤrdiger, ich hielt euch in einer Art Beſeſſenheit fuͤr ihn ſelbſt, und ſezte euch deshalb die Pike, als ein „Gott ſei bei uns!“ aufs Herz. Haltet mir’s diesmal zu Gute!“
Er ſtuͤrzte fort.
Ach! dort im Zimmer war die Szene lieb- licher worden. Das ſchoͤne Weib hielt den blaſſen Geliebten ſtill in ihren Armen, wie einen Schlummernden; in ſchoͤner Unwiſſen- heit ahnte ſie den Tod noch nicht, und glaubte, daß ihn der Schlaf zum neuen Leben ſtaͤrken werde — ein holder Glaube, der im hoͤhern Sinne ſie nicht taͤuſchte. Die Kinder knieten ernſt am Bette, und nur der juͤngſte bemuͤ- hete ſich den Vater zu wecken, waͤhrend die Mutter, ihm ſchweigend mit den Augen zu- winkend, die Hand auf ſein umlocktes Haupt legte.
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die Pike auf die Bruſt. „Geh zum Teufel!“
ſagte er ſchnaubend, da beſann ich mich und
ſagte: „Verzeiht, Hochwuͤrdiger, ich hielt
euch in einer Art Beſeſſenheit fuͤr ihn ſelbſt,
und ſezte euch deshalb die Pike, als ein
„Gott ſei bei uns!“ aufs Herz. Haltet
mir’s diesmal zu Gute!“
Er ſtuͤrzte fort.
Ach! dort im Zimmer war die Szene lieb-
licher worden. Das ſchoͤne Weib hielt den
blaſſen Geliebten ſtill in ihren Armen, wie
einen Schlummernden; in ſchoͤner Unwiſſen-
heit ahnte ſie den Tod noch nicht, und glaubte,
daß ihn der Schlaf zum neuen Leben ſtaͤrken
werde — ein holder Glaube, der im hoͤhern
Sinne ſie nicht taͤuſchte. Die Kinder knieten
ernſt am Bette, und nur der juͤngſte bemuͤ-
hete ſich den Vater zu wecken, waͤhrend die
Mutter, ihm ſchweigend mit den Augen zu-
winkend, die Hand auf ſein umlocktes Haupt
legte.
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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/12>, abgerufen am 24.11.2024.
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