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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.

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Da loderte die ganze heiße Liebe zum letzten-
male in seinem Herzen auf, und über das
blasse Antlitz flog ein leichtes Roth, wie eine
Erinnerung. Er ließ sich die Knaben reichen,
und küßte sie mit Anstrengung, dann legte er
das schwere Haupt an die hochwallende Brust
des Weibes, stieß ein leises, Ach! aus, das
mehr Wollust als Schmerz schien, und entschlief
liebend im Arm der Liebe.

Der Pfaff seiner Teufelsrolle getreu, don-
nerte ihm, der Bemerkung gemäß, daß das
Gehör bei Verstorbenen noch eine längere Zeit
reizbar bleibt, in die Ohren, und versprach
ihm in seinem eigenen Namen fest und bün-
dig, daß der Teufel nicht nur seine Seele,
sondern auch seinen Leib abfodern würde.

Somit stürzte er fort, und hinaus auf die
Gasse. Ich war verwirrt worden, hielt ihn in
der Täuschung wahrhaft für den Teufel, und
sezte ihm, als er an mir vorüberfahren wollte,

Da loderte die ganze heiße Liebe zum letzten-
male in ſeinem Herzen auf, und uͤber das
blaſſe Antlitz flog ein leichtes Roth, wie eine
Erinnerung. Er ließ ſich die Knaben reichen,
und kuͤßte ſie mit Anſtrengung, dann legte er
das ſchwere Haupt an die hochwallende Bruſt
des Weibes, ſtieß ein leiſes, Ach! aus, das
mehr Wolluſt als Schmerz ſchien, und entſchlief
liebend im Arm der Liebe.

Der Pfaff ſeiner Teufelsrolle getreu, don-
nerte ihm, der Bemerkung gemaͤß, daß das
Gehoͤr bei Verſtorbenen noch eine laͤngere Zeit
reizbar bleibt, in die Ohren, und verſprach
ihm in ſeinem eigenen Namen feſt und buͤn-
dig, daß der Teufel nicht nur ſeine Seele,
ſondern auch ſeinen Leib abfodern wuͤrde.

Somit ſtuͤrzte er fort, und hinaus auf die
Gaſſe. Ich war verwirrt worden, hielt ihn in
der Taͤuſchung wahrhaft fuͤr den Teufel, und
ſezte ihm, als er an mir voruͤberfahren wollte,

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[9/0011] Da loderte die ganze heiße Liebe zum letzten- male in ſeinem Herzen auf, und uͤber das blaſſe Antlitz flog ein leichtes Roth, wie eine Erinnerung. Er ließ ſich die Knaben reichen, und kuͤßte ſie mit Anſtrengung, dann legte er das ſchwere Haupt an die hochwallende Bruſt des Weibes, ſtieß ein leiſes, Ach! aus, das mehr Wolluſt als Schmerz ſchien, und entſchlief liebend im Arm der Liebe. Der Pfaff ſeiner Teufelsrolle getreu, don- nerte ihm, der Bemerkung gemaͤß, daß das Gehoͤr bei Verſtorbenen noch eine laͤngere Zeit reizbar bleibt, in die Ohren, und verſprach ihm in ſeinem eigenen Namen feſt und buͤn- dig, daß der Teufel nicht nur ſeine Seele, ſondern auch ſeinen Leib abfodern wuͤrde. Somit ſtuͤrzte er fort, und hinaus auf die Gaſſe. Ich war verwirrt worden, hielt ihn in der Taͤuſchung wahrhaft fuͤr den Teufel, und ſezte ihm, als er an mir voruͤberfahren wollte,

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Zitationshilfe: Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/11>, abgerufen am 22.12.2024.