Kleist, Heinrich von: Die Verlobung von St. Domingo. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [45]–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.des Verlaufes, die uns nicht bereden wird, daß es notwendig gerade nur so und nicht anders habe gehen können, und besonders willkürlich muß der Schluß erscheinen, sofern ja die Vergangenheit der Heldin, die allein und freilich stark genug für denselben sprechen könnte, gerade nach der Auffassung des Dichters selbst ein tragisches Abbrechen nicht erfordert; so daß Theodor Körner, der wuchtige Sängerheld und federleichte Dramatiker, in seiner verwaschenen Behandlung der "Toni" mit dem glücklichen Ausgang immer noch das Richtigere getroffen zu haben scheint. Aber durch Tiefe des Gehalts und Meisterschaft der Form wird die Erzählung, wenn sie auch einen Stachel im Gemüthe zurückläßt, immer ihren Platz bei den Musternovellen behaupten. des Verlaufes, die uns nicht bereden wird, daß es notwendig gerade nur so und nicht anders habe gehen können, und besonders willkürlich muß der Schluß erscheinen, sofern ja die Vergangenheit der Heldin, die allein und freilich stark genug für denselben sprechen könnte, gerade nach der Auffassung des Dichters selbst ein tragisches Abbrechen nicht erfordert; so daß Theodor Körner, der wuchtige Sängerheld und federleichte Dramatiker, in seiner verwaschenen Behandlung der „Toni“ mit dem glücklichen Ausgang immer noch das Richtigere getroffen zu haben scheint. Aber durch Tiefe des Gehalts und Meisterschaft der Form wird die Erzählung, wenn sie auch einen Stachel im Gemüthe zurückläßt, immer ihren Platz bei den Musternovellen behaupten. <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0008"/> des Verlaufes, die uns nicht bereden wird, daß es notwendig gerade nur so und nicht anders habe gehen können, und besonders willkürlich muß der Schluß erscheinen, sofern ja die Vergangenheit der Heldin, die allein und freilich stark genug für denselben sprechen könnte, gerade nach der Auffassung des Dichters selbst ein tragisches Abbrechen nicht erfordert; so daß Theodor Körner, der wuchtige Sängerheld und federleichte Dramatiker, in seiner verwaschenen Behandlung der „Toni“ mit dem glücklichen Ausgang immer noch das Richtigere getroffen zu haben scheint. Aber durch Tiefe des Gehalts und Meisterschaft der Form wird die Erzählung, wenn sie auch einen Stachel im Gemüthe zurückläßt, immer ihren Platz bei den Musternovellen behaupten.</p><lb/> <byline> <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118778277">K.</persName> </byline><lb/> </div> </front> </text> </TEI> [0008]
des Verlaufes, die uns nicht bereden wird, daß es notwendig gerade nur so und nicht anders habe gehen können, und besonders willkürlich muß der Schluß erscheinen, sofern ja die Vergangenheit der Heldin, die allein und freilich stark genug für denselben sprechen könnte, gerade nach der Auffassung des Dichters selbst ein tragisches Abbrechen nicht erfordert; so daß Theodor Körner, der wuchtige Sängerheld und federleichte Dramatiker, in seiner verwaschenen Behandlung der „Toni“ mit dem glücklichen Ausgang immer noch das Richtigere getroffen zu haben scheint. Aber durch Tiefe des Gehalts und Meisterschaft der Form wird die Erzählung, wenn sie auch einen Stachel im Gemüthe zurückläßt, immer ihren Platz bei den Musternovellen behaupten.
K.
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