Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite
Licht.
Das ist ja seltsam.
Frau Marthe.
Du hättest mir, o Eve, nicht versichert?
Nicht Joseph und Marie angerufen?
Eve.
Beim Schwur nicht! Schwörend nicht! Seht dies
jetzt schwör' ich,
Und Joseph und Maria ruf ich an.
Adam.
Ei, Leutchen! Ei, Frau Marthe! Was auch macht
sie?
Wie schüchtert sie das gute Kind auch ein.
Wenn sich die Jungfer wird besonnen haben,
Erinnert ruhig dessen, was geschehen,
-- Ich sage was geschehen ist, und was,
Spricht sie nicht, wie sie soll, geschehn noch kann:
Gebt Acht, so sagt sie heut uns aus, wie gestern,
Gleichviel, ob sie's beschwören kann ob nicht.
Laßt Joseph und Maria aus dem Spiele.
Walter.
Nicht doch, Herr Richter, nicht! Wer wollte den
Partheien so zweideut'ge Lehren geben.
Frau Marthe.
Wenn sie in's Angesicht mir sagen kann,
Schamlos, die liederliche Dirne, die,
Licht.
Das iſt ja ſeltſam.
Frau Marthe.
Du haͤtteſt mir, o Eve, nicht verſichert?
Nicht Joſeph und Marie angerufen?
Eve.
Beim Schwur nicht! Schwoͤrend nicht! Seht dies
jetzt ſchwoͤr’ ich,
Und Joſeph und Maria ruf ich an.
Adam.
Ei, Leutchen! Ei, Frau Marthe! Was auch macht
ſie?
Wie ſchuͤchtert ſie das gute Kind auch ein.
Wenn ſich die Jungfer wird beſonnen haben,
Erinnert ruhig deſſen, was geſchehen,
— Ich ſage was geſchehen iſt, und was,
Spricht ſie nicht, wie ſie ſoll, geſchehn noch kann:
Gebt Acht, ſo ſagt ſie heut uns aus, wie geſtern,
Gleichviel, ob ſie’s beſchwoͤren kann ob nicht.
Laßt Joſeph und Maria aus dem Spiele.
Walter.
Nicht doch, Herr Richter, nicht! Wer wollte den
Partheien ſo zweideut’ge Lehren geben.
Frau Marthe.
Wenn ſie in’s Angeſicht mir ſagen kann,
Schamlos, die liederliche Dirne, die,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0069" n="63"/>
        <sp who="#LIC">
          <speaker> <hi rendition="#g">Licht.</hi> </speaker><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Das i&#x017F;t ja &#x017F;elt&#x017F;am.</hi> </p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MAR">
          <speaker> <hi rendition="#g">Frau Marthe.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Du ha&#x0364;tte&#x017F;t mir, o Eve, nicht ver&#x017F;ichert?<lb/>
Nicht Jo&#x017F;eph und Marie angerufen?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#EVE">
          <speaker> <hi rendition="#g">Eve.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Beim Schwur nicht! Schwo&#x0364;rend nicht! Seht dies<lb/>
jetzt <choice><sic>&#x017F;chwdr&#x2019;</sic><corr>&#x017F;chwo&#x0364;r&#x2019;</corr></choice> ich,<lb/>
Und Jo&#x017F;eph und Maria ruf ich an.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Ei, Leutchen! Ei, Frau Marthe! Was auch macht<lb/>
&#x017F;ie?<lb/>
Wie &#x017F;chu&#x0364;chtert &#x017F;ie das gute Kind auch ein.<lb/>
Wenn &#x017F;ich die Jungfer wird be&#x017F;onnen haben,<lb/>
Erinnert ruhig de&#x017F;&#x017F;en, was ge&#x017F;chehen,<lb/>
&#x2014; Ich &#x017F;age was ge&#x017F;chehen i&#x017F;t, und was,<lb/>
Spricht &#x017F;ie nicht, wie &#x017F;ie &#x017F;oll, ge&#x017F;chehn noch <hi rendition="#g">kann:</hi><lb/>
Gebt Acht, &#x017F;o &#x017F;agt &#x017F;ie heut uns aus, wie ge&#x017F;tern,<lb/>
Gleichviel, ob &#x017F;ie&#x2019;s be&#x017F;chwo&#x0364;ren kann ob nicht.<lb/>
Laßt Jo&#x017F;eph und Maria aus dem Spiele.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WAL">
          <speaker> <hi rendition="#g">Walter.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Nicht doch, Herr Richter, nicht! Wer wollte den<lb/>
Partheien &#x017F;o zweideut&#x2019;ge Lehren geben.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MAR">
          <speaker> <hi rendition="#g">Frau Marthe.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Wenn &#x017F;ie in&#x2019;s Ange&#x017F;icht mir &#x017F;agen kann,<lb/>
Schamlos, die liederliche Dirne, die,<lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0069] Licht. Das iſt ja ſeltſam. Frau Marthe. Du haͤtteſt mir, o Eve, nicht verſichert? Nicht Joſeph und Marie angerufen? Eve. Beim Schwur nicht! Schwoͤrend nicht! Seht dies jetzt ſchwoͤr’ ich, Und Joſeph und Maria ruf ich an. Adam. Ei, Leutchen! Ei, Frau Marthe! Was auch macht ſie? Wie ſchuͤchtert ſie das gute Kind auch ein. Wenn ſich die Jungfer wird beſonnen haben, Erinnert ruhig deſſen, was geſchehen, — Ich ſage was geſchehen iſt, und was, Spricht ſie nicht, wie ſie ſoll, geſchehn noch kann: Gebt Acht, ſo ſagt ſie heut uns aus, wie geſtern, Gleichviel, ob ſie’s beſchwoͤren kann ob nicht. Laßt Joſeph und Maria aus dem Spiele. Walter. Nicht doch, Herr Richter, nicht! Wer wollte den Partheien ſo zweideut’ge Lehren geben. Frau Marthe. Wenn ſie in’s Angeſicht mir ſagen kann, Schamlos, die liederliche Dirne, die,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/69
Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/69>, abgerufen am 05.12.2024.