Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811.
Daß jener Krug euch werth, so wissen wir So viel, als wir zum Richten hier gebrauchen. Frau Marthe. Wie viel ihr brauchen möget, hier zu richten, Daß weiß ich nicht, und untersuch' es nicht; Daß aber weiß ich, daß ich, um zu klagen, Muß vor euch sagen dürfen, über was. Walter. Gut denn. Zum Schluß jetzt. Was geschah dem Krug? Was? -- Was geschah dem Krug im Feuer Von Anno sechs und sechszig? Wird man's hören? Was ist dem Krug geschehn? Frau Marthe. Was ihm geschehen? Nichts ist dem Krug, ich bitt' euch sehr, ihr Herren, Nichts Anno sechs und sechszig ihm geschehen. Ganz blieb der Krug, ganz in der Flammen Mitte, Und aus des Hauses Asche zog ich ihn Hervor, glasirt, am andern Morgen, glänzend, Als käm' er eben aus dem Töpferofen. Walter. Nun gut. Nun kennen wir den Krug. Nun wissen Wir Alles, was dem Krug geschehn, was nicht. Was giebt's jetzt weiter?
Daß jener Krug euch werth, ſo wiſſen wir So viel, als wir zum Richten hier gebrauchen. Frau Marthe. Wie viel ihr brauchen moͤget, hier zu richten, Daß weiß ich nicht, und unterſuch’ es nicht; Daß aber weiß ich, daß ich, um zu klagen, Muß vor euch ſagen duͤrfen, uͤber was. Walter. Gut denn. Zum Schluß jetzt. Was geſchah dem Krug? Was? — Was geſchah dem Krug im Feuer Von Anno ſechs und ſechszig? Wird man’s hoͤren? Was iſt dem Krug geſchehn? Frau Marthe. Was ihm geſchehen? Nichts iſt dem Krug, ich bitt’ euch ſehr, ihr Herren, Nichts Anno ſechs und ſechszig ihm geſchehen. Ganz blieb der Krug, ganz in der Flammen Mitte, Und aus des Hauſes Aſche zog ich ihn Hervor, glaſirt, am andern Morgen, glaͤnzend, Als kaͤm’ er eben aus dem Toͤpferofen. Walter. Nun gut. Nun kennen wir den Krug. Nun wiſſen Wir Alles, was dem Krug geſchehn, was nicht. Was giebt’s jetzt weiter? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#WAL"> <p><pb facs="#f0064" n="58"/> Daß jener Krug euch werth, ſo wiſſen wir<lb/> So viel, als wir zum Richten hier gebrauchen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Marthe.</hi> </speaker><lb/> <p>Wie viel ihr brauchen moͤget, hier zu richten,<lb/> Daß weiß ich nicht, und unterſuch’ es nicht;<lb/> Daß aber weiß ich, daß ich, um zu klagen,<lb/> Muß vor euch ſagen duͤrfen, uͤber was.</p> </sp><lb/> <sp who="#WAL"> <speaker> <hi rendition="#g">Walter.</hi> </speaker><lb/> <p>Gut denn. Zum Schluß jetzt. Was geſchah dem<lb/> Krug?<lb/> Was? — Was geſchah dem Krug im Feuer<lb/> Von Anno ſechs und ſechszig? Wird man’s hoͤren?<lb/> Was iſt dem Krug geſchehn?</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Marthe.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Was ihm geſchehen?</hi><lb/> Nichts iſt dem Krug, ich bitt’ euch ſehr, ihr Herren,<lb/> Nichts Anno ſechs und ſechszig ihm geſchehen.<lb/> Ganz blieb der Krug, ganz in der Flammen Mitte,<lb/> Und aus des Hauſes Aſche zog ich ihn<lb/> Hervor, glaſirt, am andern Morgen, glaͤnzend,<lb/> Als kaͤm’ er eben aus dem Toͤpferofen.</p> </sp><lb/> <sp who="#WAL"> <speaker> <hi rendition="#g">Walter.</hi> </speaker><lb/> <p>Nun gut. Nun kennen wir den Krug. Nun wiſſen<lb/> Wir Alles, was dem Krug geſchehn, was nicht.<lb/> Was giebt’s jetzt weiter?</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [58/0064]
Daß jener Krug euch werth, ſo wiſſen wir
So viel, als wir zum Richten hier gebrauchen.
Frau Marthe.
Wie viel ihr brauchen moͤget, hier zu richten,
Daß weiß ich nicht, und unterſuch’ es nicht;
Daß aber weiß ich, daß ich, um zu klagen,
Muß vor euch ſagen duͤrfen, uͤber was.
Walter.
Gut denn. Zum Schluß jetzt. Was geſchah dem
Krug?
Was? — Was geſchah dem Krug im Feuer
Von Anno ſechs und ſechszig? Wird man’s hoͤren?
Was iſt dem Krug geſchehn?
Frau Marthe.
Was ihm geſchehen?
Nichts iſt dem Krug, ich bitt’ euch ſehr, ihr Herren,
Nichts Anno ſechs und ſechszig ihm geſchehen.
Ganz blieb der Krug, ganz in der Flammen Mitte,
Und aus des Hauſes Aſche zog ich ihn
Hervor, glaſirt, am andern Morgen, glaͤnzend,
Als kaͤm’ er eben aus dem Toͤpferofen.
Walter.
Nun gut. Nun kennen wir den Krug. Nun wiſſen
Wir Alles, was dem Krug geſchehn, was nicht.
Was giebt’s jetzt weiter?
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/64>, abgerufen am 24.07.2024. |