Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811. Ruprecht. Ewiger Gott! Walter. Steh auf, mein Kind. Eve. Nicht eher, Herr, als bis ihr eure Züge, Die menschlichen, die euch vom Antlitz strahlen, Wahr macht durch eine That der Menschlichkeit. Walter. Mein liebenswerthes Kind! Wenn du mir deine Unschuldigen bewährst, wie ich nicht zweifle, Bewähr' ich auch dir meine menschlichen. Steh auf! Eve. Ja, Herr, das werd ich. Walter. Gut. So sprich. Eve. Ihr wißt, daß ein Edict jüngst ist erschienen, Das von je hundert Söhnen jeden Orts Zehn für dies Frühjahr zu den Waffen ruft, Der rüstigsten. Denn der Hispanier Versöhnt sich mit dem Niederländer nicht, Und die Tyrannenruthe will er wieder Sich, die zerbrochene, zusammenbinden. Kriegshaufen sieht man ziehn auf allen Wegen, Ruprecht. Ewiger Gott! Walter. Steh auf, mein Kind. Eve. Nicht eher, Herr, als bis ihr eure Zuͤge, Die menſchlichen, die euch vom Antlitz ſtrahlen, Wahr macht durch eine That der Menſchlichkeit. Walter. Mein liebenswerthes Kind! Wenn du mir deine Unſchuldigen bewaͤhrſt, wie ich nicht zweifle, Bewaͤhr’ ich auch dir meine menſchlichen. Steh auf! Eve. Ja, Herr, das werd ich. Walter. Gut. So ſprich. Eve. Ihr wißt, daß ein Edict juͤngſt iſt erſchienen, Das von je hundert Soͤhnen jeden Orts Zehn fuͤr dies Fruͤhjahr zu den Waffen ruft, Der ruͤſtigſten. Denn der Hispanier Verſoͤhnt ſich mit dem Niederlaͤnder nicht, Und die Tyrannenruthe will er wieder Sich, die zerbrochene, zuſammenbinden. Kriegshaufen ſieht man ziehn auf allen Wegen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0154" n="148"/> <sp who="#RUP"> <speaker> <hi rendition="#g">Ruprecht.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#c">Ewiger Gott!</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#WAL"> <speaker> <hi rendition="#g">Walter.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Steh auf, mein Kind.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#EVE"> <speaker> <hi rendition="#g">Eve.</hi> </speaker><lb/> <p>Nicht eher, Herr, als bis ihr eure Zuͤge,<lb/> Die menſchlichen, die euch vom Antlitz ſtrahlen,<lb/> Wahr macht durch eine That der Menſchlichkeit.</p> </sp><lb/> <sp who="#WAL"> <speaker> <hi rendition="#g">Walter.</hi> </speaker><lb/> <p>Mein liebenswerthes Kind! Wenn du mir deine<lb/> Unſchuldigen bewaͤhrſt, wie ich nicht zweifle,<lb/> Bewaͤhr’ ich auch dir meine menſchlichen.<lb/> Steh auf!</p> </sp><lb/> <sp who="#EVE"> <speaker> <hi rendition="#g">Eve.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#c">Ja, Herr, das werd ich.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#WAL"> <speaker> <hi rendition="#g">Walter.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Gut. So ſprich.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#EVE"> <speaker> <hi rendition="#g">Eve.</hi> </speaker><lb/> <p>Ihr wißt, daß ein Edict juͤngſt iſt erſchienen,<lb/> Das von je hundert Soͤhnen jeden Orts<lb/> Zehn fuͤr dies Fruͤhjahr zu den Waffen ruft,<lb/> Der ruͤſtigſten. Denn der Hispanier<lb/> Verſoͤhnt ſich mit dem Niederlaͤnder nicht,<lb/> Und die Tyrannenruthe will er wieder<lb/> Sich, die zerbrochene, zuſammenbinden.<lb/> Kriegshaufen ſieht man ziehn auf allen Wegen,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [148/0154]
Ruprecht.
Ewiger Gott!
Walter.
Steh auf, mein Kind.
Eve.
Nicht eher, Herr, als bis ihr eure Zuͤge,
Die menſchlichen, die euch vom Antlitz ſtrahlen,
Wahr macht durch eine That der Menſchlichkeit.
Walter.
Mein liebenswerthes Kind! Wenn du mir deine
Unſchuldigen bewaͤhrſt, wie ich nicht zweifle,
Bewaͤhr’ ich auch dir meine menſchlichen.
Steh auf!
Eve.
Ja, Herr, das werd ich.
Walter.
Gut. So ſprich.
Eve.
Ihr wißt, daß ein Edict juͤngſt iſt erſchienen,
Das von je hundert Soͤhnen jeden Orts
Zehn fuͤr dies Fruͤhjahr zu den Waffen ruft,
Der ruͤſtigſten. Denn der Hispanier
Verſoͤhnt ſich mit dem Niederlaͤnder nicht,
Und die Tyrannenruthe will er wieder
Sich, die zerbrochene, zuſammenbinden.
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/154>, abgerufen am 23.07.2024. |