Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite
Bewies, wie ein erlognes Krankheitszeugniß,
Von allem Kriegsdienst ihn befreien könnte;
Erklärte und versicherte und schlich,
Um es mir auszufert'gen, in mein Zimmer:
So Schändliches, ihr Herren, von mir fordernd,
Daß es kein Mädchenmund wagt auszusprechen!
Frau Brigitte.
Ei, der nichtswürdig-schändliche Betrüger!
Ruprecht.
Laß, laß den Pferdehuf, mein süßes Kind!
Sieh, hätt' ein Pferd bei dir den Krug zertrümmert,
Ich wär' so eifersüchtig just, als jetzt!

(sie küssen sich).
Veit.
Das sag' ich auch! Küßt und versöhnt und liebt
euch;
Und Pfingsten, wenn ihr wollt, mag Hochzeit sein!
Licht (am Fenster).
Seht, wie der Richter Adam, bitt' ich euch,
Berg auf, Berg ab, als flöh er Rad und Galgen,
Das aufgepflügte Winterfeld durchstampft!
Walter.
Was? Ist das Richter Adam?
Licht.
Allerdings!
Bewies, wie ein erlognes Krankheitszeugniß,
Von allem Kriegsdienſt ihn befreien koͤnnte;
Erklaͤrte und verſicherte und ſchlich,
Um es mir auszufert’gen, in mein Zimmer:
So Schaͤndliches, ihr Herren, von mir fordernd,
Daß es kein Maͤdchenmund wagt auszuſprechen!
Frau Brigitte.
Ei, der nichtswuͤrdig-ſchaͤndliche Betruͤger!
Ruprecht.
Laß, laß den Pferdehuf, mein ſuͤßes Kind!
Sieh, haͤtt’ ein Pferd bei dir den Krug zertruͤmmert,
Ich waͤr’ ſo eiferſuͤchtig juſt, als jetzt!

(ſie küſſen ſich).
Veit.
Das ſag’ ich auch! Kuͤßt und verſoͤhnt und liebt
euch;
Und Pfingſten, wenn ihr wollt, mag Hochzeit ſein!
Licht (am Fenſter).
Seht, wie der Richter Adam, bitt’ ich euch,
Berg auf, Berg ab, als floͤh er Rad und Galgen,
Das aufgepfluͤgte Winterfeld durchſtampft!
Walter.
Was? Iſt das Richter Adam?
Licht.
Allerdings!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#EVE">
          <p><pb facs="#f0148" n="142"/>
Bewies, wie ein erlognes Krankheitszeugniß,<lb/>
Von allem Kriegsdien&#x017F;t ihn befreien ko&#x0364;nnte;<lb/>
Erkla&#x0364;rte und ver&#x017F;icherte und &#x017F;chlich,<lb/>
Um es mir auszufert&#x2019;gen, in mein Zimmer:<lb/>
So Scha&#x0364;ndliches, ihr Herren, von mir fordernd,<lb/>
Daß es kein Ma&#x0364;dchenmund wagt auszu&#x017F;prechen!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#BRI">
          <speaker> <hi rendition="#g">Frau Brigitte.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Ei, der nichtswu&#x0364;rdig-&#x017F;cha&#x0364;ndliche Betru&#x0364;ger!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#RUP">
          <speaker> <hi rendition="#g">Ruprecht.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Laß, laß den Pferdehuf, mein &#x017F;u&#x0364;ßes Kind!<lb/>
Sieh, ha&#x0364;tt&#x2019; ein Pferd bei dir den Krug zertru&#x0364;mmert,<lb/>
Ich wa&#x0364;r&#x2019; &#x017F;o eifer&#x017F;u&#x0364;chtig ju&#x017F;t, als jetzt!</p><lb/>
          <stage>(&#x017F;ie kü&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich).</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#VEI">
          <speaker> <hi rendition="#g">Veit.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Das &#x017F;ag&#x2019; ich auch! Ku&#x0364;ßt und ver&#x017F;o&#x0364;hnt und liebt<lb/>
euch;<lb/>
Und Pfing&#x017F;ten, wenn ihr wollt, mag Hochzeit &#x017F;ein!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#LIC">
          <speaker> <hi rendition="#g">Licht</hi> </speaker>
          <stage>(am Fen&#x017F;ter).</stage><lb/>
          <p>Seht, wie der Richter Adam, bitt&#x2019; ich euch,<lb/>
Berg auf, Berg ab, als flo&#x0364;h er Rad und Galgen,<lb/>
Das aufgepflu&#x0364;gte Winterfeld durch&#x017F;tampft!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WAL">
          <speaker> <hi rendition="#g">Walter.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Was? I&#x017F;t das Richter Adam?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#LIC">
          <speaker> <hi rendition="#g">Licht.</hi> </speaker><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Allerdings!</hi> </p>
        </sp><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0148] Bewies, wie ein erlognes Krankheitszeugniß, Von allem Kriegsdienſt ihn befreien koͤnnte; Erklaͤrte und verſicherte und ſchlich, Um es mir auszufert’gen, in mein Zimmer: So Schaͤndliches, ihr Herren, von mir fordernd, Daß es kein Maͤdchenmund wagt auszuſprechen! Frau Brigitte. Ei, der nichtswuͤrdig-ſchaͤndliche Betruͤger! Ruprecht. Laß, laß den Pferdehuf, mein ſuͤßes Kind! Sieh, haͤtt’ ein Pferd bei dir den Krug zertruͤmmert, Ich waͤr’ ſo eiferſuͤchtig juſt, als jetzt! (ſie küſſen ſich). Veit. Das ſag’ ich auch! Kuͤßt und verſoͤhnt und liebt euch; Und Pfingſten, wenn ihr wollt, mag Hochzeit ſein! Licht (am Fenſter). Seht, wie der Richter Adam, bitt’ ich euch, Berg auf, Berg ab, als floͤh er Rad und Galgen, Das aufgepfluͤgte Winterfeld durchſtampft! Walter. Was? Iſt das Richter Adam? Licht. Allerdings!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/148
Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/148>, abgerufen am 05.12.2024.