Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite
Ihr übereilt euch nicht, bitt' ich. Es gilt
Mir Ehre oder Prostitution.
So lang die Jungfer schweigt, begreif' ich nicht,
Mit welchem Recht ihr mich beschuldiget.
Hier auf dem Richtstuhl von Huisum sitz' ich,
Und lege die Perücke auf den Tisch:
Den der behauptet, daß sie mein gehört
Fordr' ich vor's Oberlandgericht in Utrecht.
Licht.
Hm! Die Perücke paßt euch doch, mein Seel,
Als wär auf euren Scheiteln sie gewachsen.

(er setzt sie ihm auf).
Adam.
Verläumdung!
Licht.
Nicht?
Adam.
Als Mantel um die Schultern
Mir noch zu weit, wie viel mehr um den Kopf.

(er besieht sich im Spiegel).
Ruprecht.
Ei, solch ein Donnerwetter-Kerl!
Walter.
Still, er!
Frau Marthe.
Ei, solch ein Blitz verfluchter Richter, das!
Ihr uͤbereilt euch nicht, bitt’ ich. Es gilt
Mir Ehre oder Proſtitution.
So lang die Jungfer ſchweigt, begreif’ ich nicht,
Mit welchem Recht ihr mich beſchuldiget.
Hier auf dem Richtſtuhl von Huiſum ſitz’ ich,
Und lege die Peruͤcke auf den Tiſch:
Den der behauptet, daß ſie mein gehoͤrt
Fordr’ ich vor’s Oberlandgericht in Utrecht.
Licht.
Hm! Die Peruͤcke paßt euch doch, mein Seel,
Als waͤr auf euren Scheiteln ſie gewachſen.

(er ſetzt ſie ihm auf).
Adam.
Verlaͤumdung!
Licht.
Nicht?
Adam.
Als Mantel um die Schultern
Mir noch zu weit, wie viel mehr um den Kopf.

(er beſieht ſich im Spiegel).
Ruprecht.
Ei, ſolch ein Donnerwetter-Kerl!
Walter.
Still, er!
Frau Marthe.
Ei, ſolch ein Blitz verfluchter Richter, das!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#ADA">
          <p><pb facs="#f0140" n="134"/>
Ihr u&#x0364;bereilt euch nicht, bitt&#x2019; ich. Es gilt<lb/>
Mir Ehre oder Pro&#x017F;titution.<lb/>
So lang die Jungfer &#x017F;chweigt, begreif&#x2019; ich nicht,<lb/>
Mit welchem Recht ihr mich be&#x017F;chuldiget.<lb/>
Hier auf dem Richt&#x017F;tuhl von Hui&#x017F;um &#x017F;itz&#x2019; ich,<lb/>
Und lege die Peru&#x0364;cke auf den Ti&#x017F;ch:<lb/>
Den der behauptet, daß &#x017F;ie mein geho&#x0364;rt<lb/>
Fordr&#x2019; ich vor&#x2019;s Oberlandgericht in Utrecht.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#LIC">
          <speaker> <hi rendition="#g">Licht.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Hm! Die Peru&#x0364;cke paßt euch doch, mein Seel,<lb/>
Als wa&#x0364;r auf euren Scheiteln &#x017F;ie gewach&#x017F;en.</p><lb/>
          <stage>(er &#x017F;etzt &#x017F;ie ihm auf).</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Verla&#x0364;umdung!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#LIC">
          <speaker> <hi rendition="#g">Licht.</hi> </speaker><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">Nicht?</hi> </p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/>
          <p><hi rendition="#et">Als Mantel um die Schultern</hi><lb/>
Mir noch zu weit, wie viel mehr um den Kopf.</p><lb/>
          <stage>(er be&#x017F;ieht &#x017F;ich im Spiegel).</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#RUP">
          <speaker> <hi rendition="#g">Ruprecht.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Ei, &#x017F;olch ein Donnerwetter-Kerl!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WAL">
          <speaker> <hi rendition="#g">Walter.</hi> </speaker><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Still, er!</hi> </p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MAR">
          <speaker> <hi rendition="#g">Frau Marthe.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Ei, &#x017F;olch ein Blitz verfluchter Richter, das!</p>
        </sp><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0140] Ihr uͤbereilt euch nicht, bitt’ ich. Es gilt Mir Ehre oder Proſtitution. So lang die Jungfer ſchweigt, begreif’ ich nicht, Mit welchem Recht ihr mich beſchuldiget. Hier auf dem Richtſtuhl von Huiſum ſitz’ ich, Und lege die Peruͤcke auf den Tiſch: Den der behauptet, daß ſie mein gehoͤrt Fordr’ ich vor’s Oberlandgericht in Utrecht. Licht. Hm! Die Peruͤcke paßt euch doch, mein Seel, Als waͤr auf euren Scheiteln ſie gewachſen. (er ſetzt ſie ihm auf). Adam. Verlaͤumdung! Licht. Nicht? Adam. Als Mantel um die Schultern Mir noch zu weit, wie viel mehr um den Kopf. (er beſieht ſich im Spiegel). Ruprecht. Ei, ſolch ein Donnerwetter-Kerl! Walter. Still, er! Frau Marthe. Ei, ſolch ein Blitz verfluchter Richter, das!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/140
Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/140>, abgerufen am 05.12.2024.