Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite
Walter.
Ein Stückchen.
Aus Limburg?
Adam.
Rect' aus Limburg, gnäd'ger Herr.
Walter.
-- Wie Teufel aber, sagt mir, ging das zu?
Adam.
Was?
Walter.
Daß ihr die Perücke eingebüßt.
Adam.
Ja seht. Ich sitz' und lese gestern Abend
Ein Actenstück, und weil ich mir die Brille
Verlegt, duck' ich so tief mich in den Streit,
Daß bei der Kerze Flamme lichterloh
Mir die Perücke angeht. Ich, ich denke,
Feu'r fällt vom Himmel auf mein sündig Haupt,
Und greife sie, und will sie von mir werfen;
Doch eh ich noch das Nackenband gelößt,
Brennt sie wie Sodom und Gomorrha schon.
Kaum daß ich die drei Haare noch mir rette.
Walter.
Verwünscht! Und eure andre ist in der Stadt.
Adam.
Bei dem Perückenmacher. -- Doch zur Sache.
Walter.
Ein Stuͤckchen.
Aus Limburg?
Adam.
Rect’ aus Limburg, gnaͤd’ger Herr.
Walter.
— Wie Teufel aber, ſagt mir, ging das zu?
Adam.
Was?
Walter.
Daß ihr die Peruͤcke eingebuͤßt.
Adam.
Ja ſeht. Ich ſitz’ und leſe geſtern Abend
Ein Actenſtuͤck, und weil ich mir die Brille
Verlegt, duck’ ich ſo tief mich in den Streit,
Daß bei der Kerze Flamme lichterloh
Mir die Peruͤcke angeht. Ich, ich denke,
Feu’r faͤllt vom Himmel auf mein ſuͤndig Haupt,
Und greife ſie, und will ſie von mir werfen;
Doch eh ich noch das Nackenband geloͤßt,
Brennt ſie wie Sodom und Gomorrha ſchon.
Kaum daß ich die drei Haare noch mir rette.
Walter.
Verwuͤnſcht! Und eure andre iſt in der Stadt.
Adam.
Bei dem Peruͤckenmacher. — Doch zur Sache.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0114" n="108"/>
        <sp who="#WAL">
          <speaker> <hi rendition="#g">Walter.</hi> </speaker><lb/>
          <p><hi rendition="#et">Ein Stu&#x0364;ckchen.</hi><lb/>
Aus Limburg?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Rect&#x2019; aus Limburg, gna&#x0364;d&#x2019;ger Herr.</hi> </p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WAL">
          <speaker> <hi rendition="#g">Walter.</hi> </speaker><lb/>
          <p>&#x2014; Wie Teufel aber, &#x017F;agt mir, ging das zu?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Was?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WAL">
          <speaker> <hi rendition="#g">Walter.</hi> </speaker><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">Daß ihr die Peru&#x0364;cke eingebu&#x0364;ßt.</hi> </p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Ja &#x017F;eht. Ich &#x017F;itz&#x2019; und le&#x017F;e ge&#x017F;tern Abend<lb/>
Ein Acten&#x017F;tu&#x0364;ck, und weil ich mir die Brille<lb/>
Verlegt, duck&#x2019; ich &#x017F;o tief mich in den Streit,<lb/>
Daß bei der Kerze Flamme lichterloh<lb/>
Mir die Peru&#x0364;cke angeht. Ich, ich denke,<lb/>
Feu&#x2019;r fa&#x0364;llt vom Himmel auf mein &#x017F;u&#x0364;ndig Haupt,<lb/>
Und greife &#x017F;ie, und will &#x017F;ie von mir werfen;<lb/>
Doch eh ich noch das Nackenband gelo&#x0364;ßt,<lb/>
Brennt &#x017F;ie wie Sodom und Gomorrha &#x017F;chon.<lb/>
Kaum daß ich die drei Haare noch mir rette.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WAL">
          <speaker> <hi rendition="#g">Walter.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Verwu&#x0364;n&#x017F;cht! Und eure andre i&#x017F;t in der Stadt.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Bei dem Peru&#x0364;ckenmacher. &#x2014; Doch zur Sache.</p>
        </sp><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0114] Walter. Ein Stuͤckchen. Aus Limburg? Adam. Rect’ aus Limburg, gnaͤd’ger Herr. Walter. — Wie Teufel aber, ſagt mir, ging das zu? Adam. Was? Walter. Daß ihr die Peruͤcke eingebuͤßt. Adam. Ja ſeht. Ich ſitz’ und leſe geſtern Abend Ein Actenſtuͤck, und weil ich mir die Brille Verlegt, duck’ ich ſo tief mich in den Streit, Daß bei der Kerze Flamme lichterloh Mir die Peruͤcke angeht. Ich, ich denke, Feu’r faͤllt vom Himmel auf mein ſuͤndig Haupt, Und greife ſie, und will ſie von mir werfen; Doch eh ich noch das Nackenband geloͤßt, Brennt ſie wie Sodom und Gomorrha ſchon. Kaum daß ich die drei Haare noch mir rette. Walter. Verwuͤnſcht! Und eure andre iſt in der Stadt. Adam. Bei dem Peruͤckenmacher. — Doch zur Sache.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/114
Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/114>, abgerufen am 24.11.2024.