Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite
Walter (nimmt das Glas).
Hättet ihr ein Weib,
So würd' ich wunderliche Dinge glauben,
Herr Richter.
Adam.
Wie so?
Walter.
Ja, bei meiner Treu,
So rings seh' ich zerkritzt euch und zerkratzt.
Adam (lacht).
Nein, Gott sei Dank! Fraunnägel sind es nicht.
Walter.
Glaub's. Auch ein Vortheil noch der Hagestolzen.
Adam (fortlachend).
Strauchwerk, für Seidenwürmer, das man trock-
nend
Mir an dem Ofenwinkel aufgesetzt. --
Auf euer Wohlergehn!

(Sie trinken.)
Walter.
Und grad' auch heut
Noch die Perücke seltsam einzubüßen!
Die hätt' euch eure Wunde noch bedeckt.
Adam.
Ja, ja. Jedwedes Uebel ist ein Zwilling. --
Hier -- von dem fetten jetzt -- kann ich --?
Walter (nimmt das Glas).
Haͤttet ihr ein Weib,
So wuͤrd’ ich wunderliche Dinge glauben,
Herr Richter.
Adam.
Wie ſo?
Walter.
Ja, bei meiner Treu,
So rings ſeh’ ich zerkritzt euch und zerkratzt.
Adam (lacht).
Nein, Gott ſei Dank! Fraunnaͤgel ſind es nicht.
Walter.
Glaub’s. Auch ein Vortheil noch der Hageſtolzen.
Adam (fortlachend).
Strauchwerk, fuͤr Seidenwuͤrmer, das man trock-
nend
Mir an dem Ofenwinkel aufgeſetzt. —
Auf euer Wohlergehn!

(Sie trinken.)
Walter.
Und grad’ auch heut
Noch die Peruͤcke ſeltſam einzubuͤßen!
Die haͤtt’ euch eure Wunde noch bedeckt.
Adam.
Ja, ja. Jedwedes Uebel iſt ein Zwilling. —
Hier — von dem fetten jetzt — kann ich —?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0113" n="107"/>
        <sp who="#WAL">
          <speaker> <hi rendition="#g">Walter</hi> </speaker>
          <stage>(nimmt das Glas).</stage><lb/>
          <p><hi rendition="#et">Ha&#x0364;ttet ihr ein Weib,</hi><lb/>
So wu&#x0364;rd&#x2019; ich wunderliche Dinge glauben,<lb/>
Herr Richter.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">Wie &#x017F;o?</hi> </p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WAL">
          <speaker> <hi rendition="#g">Walter.</hi> </speaker><lb/>
          <p><hi rendition="#et">Ja, bei meiner Treu,</hi><lb/>
So rings &#x017F;eh&#x2019; ich zerkritzt euch und zerkratzt.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Adam</hi> </speaker>
          <stage>(lacht).</stage><lb/>
          <p>Nein, <choice><sic>Gotl</sic><corr>Gott</corr></choice> &#x017F;ei Dank! Fraunna&#x0364;gel &#x017F;ind es nicht.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WAL">
          <speaker> <hi rendition="#g">Walter.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Glaub&#x2019;s. Auch ein Vortheil noch der Hage&#x017F;tolzen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Adam</hi> </speaker>
          <stage>(fortlachend).</stage><lb/>
          <p>Strauchwerk, fu&#x0364;r Seidenwu&#x0364;rmer, das man trock-<lb/>
nend<lb/>
Mir an dem Ofenwinkel aufge&#x017F;etzt. &#x2014;<lb/>
Auf euer Wohlergehn!</p><lb/>
          <stage>(Sie trinken.)</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WAL">
          <speaker> <hi rendition="#g">Walter.</hi> </speaker><lb/>
          <p><hi rendition="#et">Und grad&#x2019; auch heut</hi><lb/>
Noch die Peru&#x0364;cke &#x017F;elt&#x017F;am einzubu&#x0364;ßen!<lb/>
Die ha&#x0364;tt&#x2019; euch eure Wunde noch bedeckt.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Ja, ja. Jedwedes Uebel i&#x017F;t ein Zwilling. &#x2014;<lb/>
Hier &#x2014; von dem fetten jetzt &#x2014; kann ich &#x2014;?</p>
        </sp><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0113] Walter (nimmt das Glas). Haͤttet ihr ein Weib, So wuͤrd’ ich wunderliche Dinge glauben, Herr Richter. Adam. Wie ſo? Walter. Ja, bei meiner Treu, So rings ſeh’ ich zerkritzt euch und zerkratzt. Adam (lacht). Nein, Gott ſei Dank! Fraunnaͤgel ſind es nicht. Walter. Glaub’s. Auch ein Vortheil noch der Hageſtolzen. Adam (fortlachend). Strauchwerk, fuͤr Seidenwuͤrmer, das man trock- nend Mir an dem Ofenwinkel aufgeſetzt. — Auf euer Wohlergehn! (Sie trinken.) Walter. Und grad’ auch heut Noch die Peruͤcke ſeltſam einzubuͤßen! Die haͤtt’ euch eure Wunde noch bedeckt. Adam. Ja, ja. Jedwedes Uebel iſt ein Zwilling. — Hier — von dem fetten jetzt — kann ich —?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/113
Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/113>, abgerufen am 24.11.2024.