Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810.
Reichsritter, den sie mir, einem Hund' gleich, auf den Hals hetzt, um mir diese Landschaft abzujagen! Ich glaube, das ganze Reich frißt ihr aus der Hand. Kleopatra fand Einen, und als der sich den Kopf zer- schellt hatte, schauten die Anderen; doch ihr dient Alles, was eine Ribbe weniger hat, als sie, und für jeden Einzelnen, den ich ihr zerzaust zurücksende, ste- hen zehn Andere wider mich auf -- Was führt' er für Gründe an? Flammberg. Wer? Der Herold? Graf vom Strahl. Was führt' er für Gründe an? Flammberg. Ei, gestrenger Herr, da hätt' er ja roth werden müssen. Der Graf vom Strahl. Er sprach von Peter von Thurneck -- nicht? Und von der Landschaft ungültigem Verkauf? Flammberg. Allerdings. Und von den schwäbischen Gesetzen; mischte Pflicht und Gewissen bei jedem dritten Wort, in die Rede, und rief Gott zum Zeugen an, daß nichts als die reinsten Absichten seinen Herrn, den Rheingrafen, vermögten, des Fräuleins Sache zu ergreifen.
Reichsritter, den ſie mir, einem Hund' gleich, auf den Hals hetzt, um mir dieſe Landſchaft abzujagen! Ich glaube, das ganze Reich frißt ihr aus der Hand. Kleopatra fand Einen, und als der ſich den Kopf zer- ſchellt hatte, ſchauten die Anderen; doch ihr dient Alles, was eine Ribbe weniger hat, als ſie, und für jeden Einzelnen, den ich ihr zerzauſt zurückſende, ſte- hen zehn Andere wider mich auf — Was führt' er für Gründe an? Flammberg. Wer? Der Herold? Graf vom Strahl. Was führt' er für Gründe an? Flammberg. Ei, geſtrenger Herr, da hätt' er ja roth werden müſſen. Der Graf vom Strahl. Er ſprach von Peter von Thurneck — nicht? Und von der Landſchaft ungültigem Verkauf? Flammberg. Allerdings. Und von den ſchwäbiſchen Geſetzen; miſchte Pflicht und Gewiſſen bei jedem dritten Wort, in die Rede, und rief Gott zum Zeugen an, daß nichts als die reinſten Abſichten ſeinen Herrn, den Rheingrafen, vermögten, des Fräuleins Sache zu ergreifen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#STRA"> <p><pb facs="#f0059" n="53"/> Reichsritter, den ſie mir, einem Hund' gleich, auf<lb/> den Hals hetzt, um mir dieſe Landſchaft abzujagen!<lb/> Ich glaube, das ganze Reich frißt ihr aus der Hand.<lb/> Kleopatra fand Einen, und als der ſich den Kopf zer-<lb/> ſchellt hatte, ſchauten die Anderen; doch ihr dient<lb/> Alles, was eine Ribbe weniger hat, als ſie, und für<lb/> jeden Einzelnen, den ich ihr zerzauſt zurückſende, ſte-<lb/> hen zehn Andere wider mich auf — Was führt' er<lb/> für Gründe an?</p> </sp><lb/> <sp who="#FLA"> <speaker><hi rendition="#g">Flammberg</hi>.</speaker><lb/> <p>Wer? Der Herold?</p> </sp><lb/> <sp who="#STAR"> <speaker><hi rendition="#g">Graf vom Strahl</hi>.</speaker><lb/> <p>Was führt' er für Gründe an?</p> </sp><lb/> <sp who="#FLA"> <speaker><hi rendition="#g">Flammberg</hi>.</speaker><lb/> <p>Ei, geſtrenger Herr, da hätt' er ja roth werden<lb/> müſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#STRA"> <speaker><hi rendition="#g">Der Graf vom Strahl</hi>.</speaker><lb/> <p>Er ſprach von Peter von Thurneck — nicht?<lb/> Und von der Landſchaft ungültigem Verkauf?</p> </sp><lb/> <sp who="#FLA"> <speaker><hi rendition="#g">Flammberg</hi>.</speaker><lb/> <p>Allerdings. Und von den ſchwäbiſchen Geſetzen;<lb/> miſchte Pflicht und Gewiſſen bei jedem dritten Wort,<lb/> in die Rede, und rief Gott zum Zeugen an, daß<lb/> nichts als die reinſten Abſichten ſeinen Herrn, den<lb/> Rheingrafen, vermögten, des Fräuleins Sache zu<lb/> ergreifen.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [53/0059]
Reichsritter, den ſie mir, einem Hund' gleich, auf
den Hals hetzt, um mir dieſe Landſchaft abzujagen!
Ich glaube, das ganze Reich frißt ihr aus der Hand.
Kleopatra fand Einen, und als der ſich den Kopf zer-
ſchellt hatte, ſchauten die Anderen; doch ihr dient
Alles, was eine Ribbe weniger hat, als ſie, und für
jeden Einzelnen, den ich ihr zerzauſt zurückſende, ſte-
hen zehn Andere wider mich auf — Was führt' er
für Gründe an?
Flammberg.
Wer? Der Herold?
Graf vom Strahl.
Was führt' er für Gründe an?
Flammberg.
Ei, geſtrenger Herr, da hätt' er ja roth werden
müſſen.
Der Graf vom Strahl.
Er ſprach von Peter von Thurneck — nicht?
Und von der Landſchaft ungültigem Verkauf?
Flammberg.
Allerdings. Und von den ſchwäbiſchen Geſetzen;
miſchte Pflicht und Gewiſſen bei jedem dritten Wort,
in die Rede, und rief Gott zum Zeugen an, daß
nichts als die reinſten Abſichten ſeinen Herrn, den
Rheingrafen, vermögten, des Fräuleins Sache zu
ergreifen.
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