Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822.
Als eine Regung zu des Prinzen Gunsten, Dem das Gesetz die Kugel zuerkannte. Feldmarschall. So ist's! Beim höchsten Gott! Du hast's getroffen! Der Kurfürst. Nun gut! -- So ist mein Herz in ihrer Mitte. Feldmarschall. Man sagt, sie wollten heut, die Rasenden! Die Bittschrift noch im Schloß Dir überreichen, Und falls, mit unversöhntem Grimm, Du auf Den Spruch beharrst -- kaum wag' ich's Dir zu melden? -- Aus seiner Haft ihn mit Gewalt befreien! Der Kurfürst (finster.) Wer hat Dir das gesagt? Feldmarschall. Wer mir das sagte? Die Dame Retzow, der Du trauen kannst, Die Base meiner Frau! Sie war heut Abend, In ihres Ohms, des Drost von Retzow, Haus, Wo Officiere, die vom Lager kamen, Laut diesen dreisten Anschlag äußerten. Der Kurfürst. Das muß ein Mann mir sagen, eh' ich's glaube. Mit meinem Stiefel, vor sein Haus gesetzt, Schütz' ich vor diesen jungen Helden ihn! Feldmarschall. Herr, ich beschwöre Dich, wenn's überall Dein Wille ist, den Prinzen zu begnadigen: Thu's eh ein höchstverhaßter Schritt geschehn! Jedwedes Heer liebt, weißt Du, seinen Helden; Laß diesen Funken nicht, der es durchglüht, Ein heillos fressend Feuer um sich greifen. Kottwitz weiß und die Schaar, die er versammelt, Noch nicht, daß Dich mein treues Wort gewarnt;
Als eine Regung zu des Prinzen Gunſten, Dem das Geſetz die Kugel zuerkannte. Feldmarſchall. So iſt’s! Beim höchſten Gott! Du haſt’s getroffen! Der Kurfürſt. Nun gut! — So iſt mein Herz in ihrer Mitte. Feldmarſchall. Man ſagt, ſie wollten heut, die Raſenden! Die Bittſchrift noch im Schloß Dir überreichen, Und falls, mit unverſöhntem Grimm, Du auf Den Spruch beharrſt — kaum wag’ ich’s Dir zu melden? — Aus ſeiner Haft ihn mit Gewalt befreien! Der Kurfürſt (finſter.) Wer hat Dir das geſagt? Feldmarſchall. Wer mir das ſagte? Die Dame Retzow, der Du trauen kannſt, Die Baſe meiner Frau! Sie war heut Abend, In ihres Ohms, des Droſt von Retzow, Haus, Wo Officiere, die vom Lager kamen, Laut dieſen dreiſten Anſchlag äußerten. Der Kurfürſt. Das muß ein Mann mir ſagen, eh’ ich’s glaube. Mit meinem Stiefel, vor ſein Haus geſetzt, Schütz’ ich vor dieſen jungen Helden ihn! Feldmarſchall. Herr, ich beſchwöre Dich, wenn’s überall Dein Wille iſt, den Prinzen zu begnadigen: Thu’s eh ein höchſtverhaßter Schritt geſchehn! Jedwedes Heer liebt, weißt Du, ſeinen Helden; Laß dieſen Funken nicht, der es durchglüht, Ein heillos freſſend Feuer um ſich greifen. Kottwitz weiß und die Schaar, die er verſammelt, Noch nicht, daß Dich mein treues Wort gewarnt; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#KURF"> <p><pb facs="#f0098" n="85"/> Als eine Regung zu des Prinzen Gunſten,<lb/> Dem das Geſetz die Kugel zuerkannte.</p> </sp><lb/> <sp who="#FEL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Feldmarſchall</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>So iſt’s! Beim höchſten Gott! Du haſt’s getroffen!</p> </sp><lb/> <sp who="#KURF"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Kurfürſt</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Nun gut! — So iſt mein Herz in ihrer Mitte.</p> </sp><lb/> <sp who="#FEL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Feldmarſchall</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Man ſagt, ſie wollten heut, die Raſenden!<lb/> Die Bittſchrift noch im Schloß Dir überreichen,<lb/> Und falls, mit unverſöhntem Grimm, Du auf<lb/> Den Spruch beharrſt — kaum wag’ ich’s Dir zu melden? —<lb/> Aus ſeiner Haft ihn mit Gewalt befreien!</p> </sp><lb/> <sp who="#KURF"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Der Kurfürſt</hi> </hi> </speaker> <stage> <hi rendition="#c">(finſter.)</hi> </stage><lb/> <p>Wer hat Dir das geſagt?</p> </sp><lb/> <sp who="#FEL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Feldmarſchall</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Wer mir das ſagte?<lb/> Die Dame Retzow, der Du trauen kannſt,<lb/> Die Baſe meiner Frau! Sie war heut Abend,<lb/> In ihres Ohms, des Droſt von Retzow, Haus,<lb/> Wo Officiere, die vom Lager kamen,<lb/> Laut dieſen dreiſten Anſchlag äußerten.</p> </sp><lb/> <sp who="#KURF"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Kurfürſt</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Das muß ein Mann mir ſagen, eh’ ich’s glaube.<lb/> Mit meinem Stiefel, vor ſein Haus geſetzt,<lb/> Schütz’ ich vor dieſen jungen Helden ihn!</p> </sp><lb/> <sp who="#FEL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Feldmarſchall</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Herr, ich beſchwöre Dich, wenn’s überall<lb/> Dein Wille iſt, den Prinzen zu begnadigen:<lb/> Thu’s eh ein höchſtverhaßter Schritt geſchehn!<lb/> Jedwedes Heer liebt, weißt Du, ſeinen Helden;<lb/> Laß dieſen Funken nicht, der es durchglüht,<lb/> Ein heillos freſſend Feuer um ſich greifen.<lb/> Kottwitz weiß und die Schaar, die er verſammelt,<lb/> Noch nicht, daß Dich mein treues Wort gewarnt;<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [85/0098]
Als eine Regung zu des Prinzen Gunſten,
Dem das Geſetz die Kugel zuerkannte.
Feldmarſchall.
So iſt’s! Beim höchſten Gott! Du haſt’s getroffen!
Der Kurfürſt.
Nun gut! — So iſt mein Herz in ihrer Mitte.
Feldmarſchall.
Man ſagt, ſie wollten heut, die Raſenden!
Die Bittſchrift noch im Schloß Dir überreichen,
Und falls, mit unverſöhntem Grimm, Du auf
Den Spruch beharrſt — kaum wag’ ich’s Dir zu melden? —
Aus ſeiner Haft ihn mit Gewalt befreien!
Der Kurfürſt (finſter.)
Wer hat Dir das geſagt?
Feldmarſchall.
Wer mir das ſagte?
Die Dame Retzow, der Du trauen kannſt,
Die Baſe meiner Frau! Sie war heut Abend,
In ihres Ohms, des Droſt von Retzow, Haus,
Wo Officiere, die vom Lager kamen,
Laut dieſen dreiſten Anſchlag äußerten.
Der Kurfürſt.
Das muß ein Mann mir ſagen, eh’ ich’s glaube.
Mit meinem Stiefel, vor ſein Haus geſetzt,
Schütz’ ich vor dieſen jungen Helden ihn!
Feldmarſchall.
Herr, ich beſchwöre Dich, wenn’s überall
Dein Wille iſt, den Prinzen zu begnadigen:
Thu’s eh ein höchſtverhaßter Schritt geſchehn!
Jedwedes Heer liebt, weißt Du, ſeinen Helden;
Laß dieſen Funken nicht, der es durchglüht,
Ein heillos freſſend Feuer um ſich greifen.
Kottwitz weiß und die Schaar, die er verſammelt,
Noch nicht, daß Dich mein treues Wort gewarnt;
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fehrbellin_1822/98>, abgerufen am 25.07.2024. |