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Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822.

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Der Kurfürst.
Meint er, dem Vaterlande gelt' es gleich,
Ob Willkühr drinn, ob drinn die Satzung herrsche?
Natalie.
Ach, dieser Jüngling!
Der Kurfürst.
Nun?
Natalie.
Ach, lieber Oheim! --
Hierauf zur Antwort hab' ich nichts, als Thränen.
Der Kurfürst (betroffen.)
Warum, mein Töchterchen? Was ist geschehn?
Natalie (zaudernd.)
Der denkt jetzt nichts, als nur dies Eine: Rettung!
Den schaun die Röhren, an der Schützen Schultern,
So gräßlich an, daß überrascht und schwindelnd,
Ihm jeder Wunsch, als nur zu leben, schweigt:
Der könnte, unter Blitz und Donnerschlag,
Das ganze Reich der Mark versinken sehn,
Daß er nicht fragen würde: was geschieht?
-- Ach, welch' ein Heldenherz hast Du geknickt!

(sie wendet sich und weint.)
Der Kurfürst (im äußersten Erstaunen.)
Nein, meine theuerste Natalie,
Unmöglich in der That?! -- Er fleht um Gnade?
Natalie.
Ach, hättest Du nimmer, nimmer ihn verdammt!
Der Kurfürst.
Nein, sag: er fleht um Gnade? -- Gott im Himmel,
Was ist geschehn, mein liebes Kind? Was weinst Du? --
Du sprachst ihn? Thu mir Alles kund! Du sprachst ihn?
Natalie (an seine Brust gelehnt.)
In den Gemächern eben jetzt der Tante,
Wohin, im Mantel, schau, und Federhut,
Der Kurfürſt.
Meint er, dem Vaterlande gelt’ es gleich,
Ob Willkühr drinn, ob drinn die Satzung herrſche?
Natalie.
Ach, dieſer Jüngling!
Der Kurfürſt.
Nun?
Natalie.
Ach, lieber Oheim! —
Hierauf zur Antwort hab’ ich nichts, als Thränen.
Der Kurfürſt (betroffen.)
Warum, mein Töchterchen? Was iſt geſchehn?
Natalie (zaudernd.)
Der denkt jetzt nichts, als nur dies Eine: Rettung!
Den ſchaun die Röhren, an der Schützen Schultern,
So gräßlich an, daß überraſcht und ſchwindelnd,
Ihm jeder Wunſch, als nur zu leben, ſchweigt:
Der könnte, unter Blitz und Donnerſchlag,
Das ganze Reich der Mark verſinken ſehn,
Daß er nicht fragen würde: was geſchieht?
— Ach, welch’ ein Heldenherz haſt Du geknickt!

(ſie wendet ſich und weint.)
Der Kurfürſt (im äußerſten Erſtaunen.)
Nein, meine theuerſte Natalie,
Unmöglich in der That?! — Er fleht um Gnade?
Natalie.
Ach, hätteſt Du nimmer, nimmer ihn verdammt!
Der Kurfürſt.
Nein, ſag: er fleht um Gnade? — Gott im Himmel,
Was iſt geſchehn, mein liebes Kind? Was weinſt Du? —
Du ſprachſt ihn? Thu mir Alles kund! Du ſprachſt ihn?
Natalie (an ſeine Bruſt gelehnt.)
In den Gemächern eben jetzt der Tante,
Wohin, im Mantel, ſchau, und Federhut,
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[68/0081] Der Kurfürſt. Meint er, dem Vaterlande gelt’ es gleich, Ob Willkühr drinn, ob drinn die Satzung herrſche? Natalie. Ach, dieſer Jüngling! Der Kurfürſt. Nun? Natalie. Ach, lieber Oheim! — Hierauf zur Antwort hab’ ich nichts, als Thränen. Der Kurfürſt (betroffen.) Warum, mein Töchterchen? Was iſt geſchehn? Natalie (zaudernd.) Der denkt jetzt nichts, als nur dies Eine: Rettung! Den ſchaun die Röhren, an der Schützen Schultern, So gräßlich an, daß überraſcht und ſchwindelnd, Ihm jeder Wunſch, als nur zu leben, ſchweigt: Der könnte, unter Blitz und Donnerſchlag, Das ganze Reich der Mark verſinken ſehn, Daß er nicht fragen würde: was geſchieht? — Ach, welch’ ein Heldenherz haſt Du geknickt! (ſie wendet ſich und weint.) Der Kurfürſt (im äußerſten Erſtaunen.) Nein, meine theuerſte Natalie, Unmöglich in der That?! — Er fleht um Gnade? Natalie. Ach, hätteſt Du nimmer, nimmer ihn verdammt! Der Kurfürſt. Nein, ſag: er fleht um Gnade? — Gott im Himmel, Was iſt geſchehn, mein liebes Kind? Was weinſt Du? — Du ſprachſt ihn? Thu mir Alles kund! Du ſprachſt ihn? Natalie (an ſeine Bruſt gelehnt.) In den Gemächern eben jetzt der Tante, Wohin, im Mantel, ſchau, und Federhut,

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Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fehrbellin_1822/81>, abgerufen am 25.11.2024.